Evangelische Kirchengemeinde A.B. Schäßburg
Gottesdienst am 16. Sonntag nach Trinitatis – 27. September 2020

A XVI-a Duminică după Sfânta Treime, 27 septembrie 2020 serviciu divin

2020. szeptember 27-en, Szentháromság utáni 16. vasárnap, Istentisztelet

Wochenspruch – 2. Timotheus 1,10b:
Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.

Psalm 68 i. A.
4. Die Gerechten aber freuen sich / und sind fröhlich vor Gott und freuen sich von Herzen.
5. Singet Gott, lobsinget seinem Namen! / Macht Bahn dem, der auf den Wolken einherfährt; / er heißt HERR. / Freuet euch vor ihm!
6. Ein Vater der Waisen und ein Helfer der Witwen / ist Gott in seiner heiligen Wohnung,
7. ein Gott, der die Einsamen nach Hause bringt, / der die Gefangenen herausführt, dass es ihnen wohl gehe; / aber die Abtrünnigen bleiben in dürrem Lande.
20. Gelobt sei der Herr täglich. / Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch.
21. Wir haben einen Gott, der da hilft, / und einen Herrn, der vom Tode errettet.
27. »Lobet Gott in den Versammlungen, den HERRN, / ihr vom Brunnen Israels.«
	Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Hebräer 10,35 – 36.39
35. Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. 36. Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt. 	
Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!
Liebe Brüder und Schwestern!
Ich gebe zu, dass ich mich manchmal schwer damit tue, Dinge weg zu werfen. Kennen Sie das nicht auch: alte Zeitungen stapeln sich auf der Eckbank in der Küche, weil da ein Artikel drin stand, den man später noch mal lesen wollte? Oder: Leere Flaschen und Gläser reihen sich in der Speisekammer aneinander, weil man sie im nächsten Herbst wieder zum Einlegen brauchen könnte? Oder: auf dem Dachboden sammeln sich Verpackungskartons, weil man ja immer wieder so etwas nötig hat? 
Eine mühsame Arbeit ist es, das was man noch gebrauchen könnte, vom Unnötigen zu trennen. Und trotzdem ist es bitter nötig, diese Unterscheidung vorzunehmen, denn sonst quillt irgendwann die Wohnung über. Andererseits besteht jedoch immer auch die Gefahr, Dinge wegzuwerfen, die man noch gut hätte verwenden können. Das gilt im Blick auf materielle Dinge, welche nur eine kurze Gebrauchszeit haben und dann entsorgt werden (wir sprechen heute von einer «Wegwerfgesellschaft»). Es gilt aber auch im Blick auf immaterielle Werte, wie: Freundschaft, Treue oder Verbindlichkeit, denn eines der Charakteristika der Zeit in der wir leben ist die Bindungslosigkeit. 
Das vorhin verlesene Bibelwort fordert dazu auf, vorsichtig mit dem „Wegwerfen“ zu sein: „Werft euer Vertrauen nicht weg!“ haben wir gelesen. Der griechische Begriff, den unsere deutsche Übersetzung mit «Vertrauen» wiedergibt heißt „παρρησία“ und hat im Altgriechischen eine vielschichtige Bedeutung. „Paräsia“ kann auch mit «Mut», «Zuversicht» oder «Offenheit» wiedergegeben werden. Also: „Werft euer Vertrauen [euren Mut, eure Zuversicht, eure Offenheit] nicht weg“. So lautet die Aufforderung an die junge christliche Gemeinde. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat der uns unbekannte Verfasser des Hebräerbriefes die Christenverfolgungen am Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts im Blick. Vor allem der römische Kaisers Domitian (welcher zwischen den Jahren 81 – 96 n. Chr. herrschte) war ein besonders hartnäckiger Christenverfolger. Da die Repressalien wann immer eintreten konnten, war die Unsicherheit groß und so mancher Christ wurde an seinem Glauben irre. Die Frage nach dem «Wert» des christlichen Glaubens stellte sich mit Nachdruck. 
Unsere heutige Situation ist mit jener, die der Hebräerbrief voraussetzt kaum vergleichbar. Wegen seinem Glauben wird heute niemand verfolgt; zumindest nicht in unserem Umfeld. Das ist an vielen Orten dieser Welt ganz anders. Wir leben in einer Zeit des freien Marktes auch im Blick auf religiöse Angelegenheiten. Und wir leben in einer Zeit, in der es den meisten Menschen materiell, doch relativ gut geht. Zumindest so gut, dass man von Gott wenig oder immer weniger erwartet. Erfolgserlebnisse werden in der heutigen Zeit weniger auf spirituellem Gebiet, sondern eher in weltlichen Dingen gesucht. Besser bezahlte Arbeitsplätze oder schnellere Autos sind eher im Trend als mehr Zeit für Kinder und Familie zu haben, oder selbstlos jemandem unter die Arme zu greifen. 
Die Frage „Was bringt mir der Glaube?“ ist damit aber nicht weniger aktuell als damals. Allerdings ist der Hintergrund der Frage ein ganz anderer. In einer säkularen und individualisierten Welt, in welcher es für alle möglichen Dinge einen Ersatz gibt (angefangen vom Süßstoff für Zucker bis hin zu virtuellen Partnerschaften für die Ehe), gibt auch der Markt für Weltanschauungen alles her. Es ist nicht mehr selbstverständlich dem christlichen Glauben anzuhängen oder einer Kirche anzugehören. Die Warnung „Werft euer Vertrauen nicht weg“ hat darum mitnichten an Brisanz verloren, sie ist im Gegenteil aktueller denn je. Und dazu kommt noch ein zweites, was sich wie ein Wunsch anhört: „Geduld habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt.“ Die Begriffe «Geduld» und «Vertrauen» klingen so altbacken und sind doch wichtigste Tugenden im Leben eines Christenmenschen. Möge uns diese Wichtigkeit aufs Neue bewusste werden, damit wir Gottes Willen tun können und das Verheißene empfangen. Amen.

Lasst uns beten:
Allmächtiger, barmherziger Gott! Du hast Dich über Deine Geschöpfe erbarmt und uns die Rettung vom ewigen Tode verheißen. Wir danken Dir dafür.
Wir bitten Dich aufs Neue: schenke uns Geduld und Vertrauen, die uns unser Leben lang begleiten. Lass uns nach Deinem Willen fragen und ihn tun, damit wir empfangen, was Du uns verheißen hast. 
Wir bitten Dich für jene Menschen, die am heutigen Wahltag mit politischen Mandaten für Gemeinden, Städte und Landkreise betraut werden. Schenke Ihnen Herz und Verstand, dass sie das tun, was für die Allgemeinheit gut und richtig ist.
Wir bitten Dich für Ernte auf den Feldern und in den Weinbergen. Lass uns dankbar empfangen, was Du uns in Gnade täglich schenkst.
Vater unser im Himmel …

Segen: 
Es segne und behüte uns der allmächtige und gnädige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.





Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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