Evangelische Kirchengemeinde A.B. Schäßburg

Gottesdienste Ende des Kirchenjahres 2020 

Reformation (31.10.2020)
Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr (8.11.2020)
Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr (15.11.2020)
Toten- und Ewigkeitssonntag (22.11.2020)












Reformation – 31. Oktober 2020 

Reforma Protestantă, 31 octombrie 2020 serviciu divin

2020. oktober 31-an, Reformácio, Istentisztelet

Wochenspruch – 1. Korinther 3,11:
Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

Psalm 46, 2 - 8
2. Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, / eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. 3. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge / und die Berge mitten ins Meer sänken, 4. wenngleich das Meer wütete und wallte / und von seinem Ungestüm die Berge einfielen. 5. Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben / mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind. 6. Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie fest bleiben; / Gott hilft ihr früh am Morgen. 7. Die Völker müssen verzagen und die Königreiche fallen, / das Erdreich muss vergehen, wenn er sich hören lässt. 8. Der HERR Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Matthäus 10,26b - 33   
26b. Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim, was man nicht wissen wird. 27. Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das verkündigt auf den Dächern. 28. Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet viel mehr den, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.  				Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Brüder und Schwestern!
„Religion ist Privatsache.“ Ende des 19. Jahrhunderts wurde dieser Satz von der der frühen Sozialdemokratie Deutschlands geprägt. Mancher von uns – im Kommunismus groß Gewordenen – erinnert sich vielleicht noch an die marxistische Parteitheorie, die besagte, dass Religion ein Herrschaftsinstrument sei. Dass der Kommunismus selber dann ein noch viel Schlimmeres Herrschaftsinstrument wurde, wissen wir nur zu gut. Fakt ist aber, dass mit der Aufklärung beginnend Schritt für Schritt der Mensch die große Freiheit erworben hat, selber zu entscheiden, was er glauben soll. Diese Freiheit ist ein wertvolles Gut, wenn man bedenkt, dass es bis heute nicht wenige Länder bzw. politische Systeme gibt, wo dieses Gut ein ferner Traum ist. Auch die christliche Kirche des Abendlandes vergangener Jahrhunderte war eine Machtinstitution, und was für eine. Wenn jemand der offiziellen Lehre dieser Kirche zu widersprechen wagte, dann bekam er die volle Härte dieser Machtinstitution zu spüren: erinnern wir uns nur daran, dass Martin Luther – nachdem er auf dem Reichstag zu Worms vor 499 ½ Jahren sich geweigert hatte seine Lehre zu widerrufen – knapp mit dem Leben davonkam und Freunde eine Entführung vortäuschten und ihn versteckten, damit ihm nichts schlimmeres zustoßen sollte.
Ist Religion Privatsache? „Religion ist keine Privatsache.“ Diese Aussage würde man von einem Kleriker erwarten. Sie stammt aber – man höre und staune – von einem sozialdemokratischen Politiker, der im Jahr 2000 unter diesem Titel ein Buch heraus gegeben hat: Wolfgang Thierse damals Präsident des Deutschen Bundestages und bekennender Katholik. Es ist bemerkenswert, dass in diesem Buch prominente Politiker und Wissenschaftler Stellung dagegen beziehen, dass Kirche sich aus dem öffentlichen Raum zurückzieht. Die Frage welche Rolle Kirche und Religion in der heutigen Gesellschaft spielen sollten, kann in diesem Rahmen nur als Anregung zum weiteren Nachdenken gestellt werden. Eines sollte aber nicht zur Disposition stehen, nämlich der respektvolle Umgang miteinander. Dafür liefert der aktuelle Karikaturenstreit zwischen Frankreich und mehreren muslimisch geprägten Ländern die Negativfolie. Freiheit, die Gefühle (auch und vor allem religiöse Gefühle) anderer Menschen grob verletzt, ist keine wahre Freiheit mehr. Meine Freiheit hört dort auf, wo ich meinen Mitmenschen mit Füßen trete: körperlich, wie seelisch.
Der Mensch von heute ist nicht weniger religiös, als er es vorzeiten war; allerdings sind die Wege, um den Glauben zu leben oder um religiöse Bedürfnisse zu befriedigen unterschiedlich. Es ist nicht zuletzt eine Errungenschaft der Reformation, dass Kirche als Institution heute – im Gegensatz zum Mittelalter – nicht mehr „vorgeben“ kann was zu glauben ist. Sehr wohl darf, ja soll sie dazu einladen. Was wir der Reformation zu verdanken haben, kann, kurz gefasst, auch so ausgedrückt werden: einerseits ist der Mensch darauf hingewiesen worden, dass er verantwortlich für sein Handeln UND für seinen Glauben ist; andererseits aber nicht aus eigenem Verdienst vor Gott gerade steht, sondern Kraft der Erlösungstat Jesu Christi. Gerade weil wir alles wichtige und wesentliche für unser Leben von Gott bekommen haben, sind wir gerufen, dankbar Gottes unaussprechliche Gabe weiter zu geben. 
Wer den liebenden Gott kennen gelernt hat, kann gar nicht anders, als diesen Gott zu bekennen. Dies ist das wahrhaft befreiende an der reformatorischen Botschaft. Wenn uns die Reformation etwas Großes, Wichtiges und Wertvolles gebracht hat, dann die Tatsache, dass wir keine Angst haben müssen. Nicht vor Menschen, die uns Böses antun können und nicht einmal vor dem Tod, weil uns danach die ewige Herrlichkeit und nicht die Verdammnis erwartet. Darum können und darum sollen wir dieses Fest feiern. Nicht in Abgrenzung zu anderen Kirchen oder Glaubensgemeinschaften, sondern voller Freude, dass Gott uns die Wahrheit erkennen ließ, die wirklich frei macht.

Lasst uns beten:
Allmächtiger Gott, wir DANKEN Dir, dass Du uns die Wahrheit geschenkt hast, die wirklich frei macht. Gib uns Mut und Freude, diese Wahrheit vor der Welt zu bezeugen. Schenke uns Ehrfurcht vor allen Menschen: auch vor denen, die anders sind und glauben als wir. Hilf uns, dass wir – dann, wenn es nötig ist – die rechten Worte finden und die helfende Tat, denen die ihrer bedürftig sind, nicht vorenthalten.
Wir bitten Dich in diesen Zeiten der Not um Deinen Segen und Beistand. Gib den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft gute Gedanken und Arbeitskraft, damit sie ihr Amt Dir zum Wohlgefallen und der Welt zum Segen ausführen können.
Wir bitten Dich für Deine Kirche hier vor Ort und weltweit. Gib ihren amtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden Kraft und Phantasie für ihren Dienst und zeige auch uns wo wir in deinem Namen etwas tun können.
Wir bitten Dich für die Armen und Alten, die Kranken und Notleidenden, die Verfolgten und Entrechteten. Erbarme Dich ihrer und lass sie Menschen finden, die sie aus der Not führen.
Vater unser im Himmel …

Segen: 
Es segne und behüte uns der allmächtige und gnädige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.




Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr – 8. November 2020 

XXI-a Duminică după Sfânta Treime, 8 noiembrie 2020 serviciu divin

2020. november 8-an, Szentháromság utáni 21. vasárnap,  (Ítélet) , Istentisztelet

Wochenspruch – 2. Korinther 6,2b:
Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe jetzt ist der Tag des Heils.

Psalm 90, 1 - 6.13 - 14
1. Herr, du bist unsre Zuflucht für und für. 2. Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, / bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. 3. Der du die Menschen lässest sterben / und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder! 4. Denn tausend Jahre sind vor dir / wie der Tag, der gestern vergangen ist, / und wie eine Nachtwache. 5. Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom, / sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst, 6. das am Morgen blüht und sprosst / und des Abends welkt und verdorrt. … 13. HERR, kehre dich doch endlich wieder zu uns / und sei deinen Knechten gnädig! 14. Fülle uns frühe mit deiner Gnade, / so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang. 
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Lukas 17,20 - 24
20. Als Jesus aber von den Pharisäern gefragt wurde: „Wann kommt das Reich Gottes?“, antwortete er ihnen und sprach: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man's beobachten kann; 21. man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es!, oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ 22. Er sprach aber zu den Jüngern: „Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. 23. Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft ihnen nicht nach! 24. Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein. 		
Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!
Liebe Brüder und Schwestern!
Wir durchlaufen jetzt die Jahreszeit, in der (vor allem auch unter dem Einfluss der Naturbilder) sich Melancholie breit macht. Es ist sicher nicht zufällig, dass der kirchliche Kalender im November den Gedenktag der Toten ansetzt. Ebenso ist es kein Zufall, dass das Kirchenjahr im November aufhört und dass die letzten drei Sonntage des Kirchenjahres sich mit Themenkomplexen auseinander setzen, welche vom Ende der Welt, vom Weltgericht, von unserem eigenen Ende und unserer Verantwortung angesichts dieses Endes handeln. Gerade diese Zeit – wenn die Nächte immer länger und die Tage immer kürzer werden und manchmal auch das Wetter auf‘s Gemüt schlägt – eignet sich besonders dafür, sich mit Endzeitgedanken zu befassen. 
Im Laufe der Geschichte hat diese Problematik um das Weltende Menschen immer wieder beschäftigt; wann es sein wird und was für Zeichen werden darauf hinweisen? Das soeben gehörte Bibelwort ist den sogenannten „Endzeitreden“ des Lukas – Evangeliums entnommen. Was jedoch sonderbar erscheint, sind die beiden – doch sehr unterschiedlichen – Aussagen Jesu im Blick auf das Reich Gottes, je nachdem welche Ansprechpartner er vor sich hat. A. Den Pharisäern, die ihn direkt danach fragen, sagt er etwas, und zwar, „das Reich Gottes ist mitten unter euch“; Martin Luther übersetzte „das Reich Gottes ist inwendig in Euch“. Das heißt, dass das Reich Gottes gar nichts mit dem Ende der Welt zu tun hat. Und eine gewisse Logik steckt in dieser Aussage. Wer sich in Gottes Händen geborgen weiß, für den ist das Reich Gottes längst angebrochen. B. Was Jesus den Jüngern (die ihn – so wie es der Text hergibt – gar nicht gefragt hatten) sagt, ist etwas ganz anders. Nach dieser Aussage Jesu zu schließen, hat der Anbruch des Gottesreiches sehr wohl etwas mit dem Ende der Welt zu tun. Jesus spricht von jenem Tag, an welchem der Menschensohn offenbar werden wird. Das hört sich ganz anders an, als jene Aussage, die an die Pharisäer gerichtet war. In diesem Bibelwort erhält die Frage nach der Gottesherrschaft eine doppelte Antwort, die – wie schon angedeutet – widersprüchlich scheint: die Gottesherrschaft ist nicht äußerlich und sie ist doch äußerlich. Die beiden Aussagen Jesu müssen komplementär zueinander gesehen werden, so wie zwei Seiten ein und derselben Münze jeweils eine andere Prägung aufzuweisen haben. Sie drücken in jeweils anderer Form einen Teil derselben Wahrheit aus. Das Reich Gottes ist schon da und es kommt; so paradox es klingt, so ist es auch. Mit der Menschwerdung des Gottessohnes ist das Reich Gottes schon auf diese Erde, zu den Menschen gekommen. Es ist schon jetzt „mitten unter uns“ oder „inwendig in uns“, allerdings in verborgener Weise.  Wenn Jesus vom Tag des Menschensohnes spricht, oder wenn vom Weltende geredet wird, dann ist die Offenbarung des Reiches Gottes in seiner ganzen Herrlichkeit gemeint. 
Jesus erteilt allen Spekulationen eine Abfuhr. Um so verwunderlicher ist es, wie viele – in der Regel religiöse – Menschen im Laufe der Zeit trotzdem auf das Weltende fixiert waren, oder sogar versucht haben, es im Voraus zu berechnen. Die frohe Botschaft ist, dass wir Endzeitberechnungen und -voraussagen gar nicht nötig haben. Jedes Mal wenn wir das „Vaterunser“ beten, dann sagen wir in der zweiten Bitte: „Dein Reich komme“. Mit dieser Bitte haben wir eigentlich das Wesentlichste gesagt, was man in einem Gespräch mit Gott aussprechen kann. Es ist ein Wunsch und zugleich eine Feststellung.

Lasst uns beten:
Allmächtiger Gott, wir DANKEN Dir, dass Du bei uns bist und Tag für Tag mit Deinem Heiligen Geist führst und leitest. Deine Herrschaft kennt keine Grenzen und wir dürfen uns bei Dir geborgen wissen: im Leben wie im Tod. Lass uns wachsam sein, dass wir zu jeder Zeit Deine Stimme hören und Deine Fingerzeige erkennen.
Wir bitten Dich in diesen Zeiten der Not um Deine Hilfe. Lass alle Menschen ihre Verantwortlichkeit erkennen und gib denen die besondere Verantwortung tragen Weisheit, Kraft und Ausdauer, damit das Rechte zur rechten Zeit getan werden kann. 
Wir bitten Dich für Deine Kirche in aller Welt. Lass sie Deine Wahrheit verkündigen und Menschen durch Freud und Leid ihres Lebens begleiten. Schenke den Mühseligen und Beladenen Freiheit von Sorge und Plage, den Kranken Heilung, den Einsamen und Alten ein getrostes Herz. Gib den Trauernden Hoffnung und sei den Sterbenden nahe.
Und wenn es Dein Wille ist, lass den Tag anbrechen, an dem wir die Herrlichkeit Deines Reiches in seinem vollen Glanz schauen.
Vater unser im Himmel …

Segen: 
Es segne und behüte uns der allmächtige und gnädige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.




Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr – 15. November 2020 

XXII-a Duminică după Sfânta Treime, 15 noiembrie 2020 serviciu divin

2020. november 15-an, Szentháromság utáni 22. vasárnap,  (Reménység) , Istentisztelet

Wochenspruch – 2. Korinther 5,10:
Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.

Psalm 50 i . A.
1. Gott, der HERR, der Mächtige, spricht; / er ruft die Welt vom Osten bis zum Westen. 2. Auf dem Zion, dem schönsten aller Berge, / erscheint Gott in strahlendem Glanz. 3. Ja, unser Gott kommt, / er wird nicht länger schweigen …14. »Dank ist das Opfer, das ich von dir erwarte; / erfülle die Versprechen, die du mir, dem Höchsten, gegeben hast! 15. Wenn du keinen Ausweg mehr siehst, dann rufe mich zu Hilfe! / Ich will dich retten, und du sollst mich preisen. … 23 Wer mir dankt, der bringt damit ein Opfer, das mich wirklich ehrt. / Er macht den Weg frei, auf dem ich ihm Rettung bringe!« 
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Jeremia 8,4 – 7
4. So spricht der HERR: Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde? Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme? 5. Warum will denn dies Volk zu Jerusalem irregehen für und für? Sie halten so fest am Trug, dass sie nicht umkehren wollen. 6. Ich sehe und höre, dass sie nicht die Wahrheit reden. Es gibt niemand, dem seine Bosheit leid wäre und der spräche: Was hab ich doch getan! Sie laufen alle ihren Lauf wie ein Hengst, der in der Schlacht dahinstürmt. 7. Der Storch unter dem Himmel weiß seine Zeit, Turteltaube, Schwalbe und Drossel halten die Zeit ein, in der sie wiederkommen sollen; aber mein Volk will das Recht des HERRN nicht wissen.		Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Brüder und Schwestern!
Diese Rede des Propheten Jeremia fällt in die Zeit des Königs Jojakim der bloß 5 Jahre in Jerusalem regierte, u. zw. zwischen den Jahren 609 – 604 v. Chr. Dieser König hatte aber nur noch beschränkte Machtbefugnisse, da er war ein Vasall der damaligen Großmacht Ägypten war. Wie man so manchen Machtpolitiker kennt, war er bestrebt sich an der Macht (oder zumindest wieviel davon noch übriggeblieben war) zu halten. Vergleiche mit aktuellen Situationen sind rein zufällig. Was den Propheten Jeremia jedoch stört ist, dass dieser König es nicht genau mit der Beachtung des Gesetzes nahm, welches Gott durch Mose seinem Volk gegeben hatte. Mehr noch: die Einführung fremder Religionen und Götter scheint Jojakim nicht nur geduldet, sondern geradezu gefördert zu haben; aller Wahrscheinlichkeit nach aus politischem Kalkül. Das Ergebnis muss erschreckend gewesen sein: das Volk Israel kümmerte sich immer weniger um SEINEN Gott und dessen Gebote und – was noch viel schlimmer war – mit der Duldung der Priester. 
Der Prophet Jeremia reagiert mit einer „Unheilsankündigung“ und versucht deutlich zu machen, dass das Verhalten des Volkes nicht nur widergöttlich ist, sondern auch der Vernunft entgegensteht. Dafür verwendet er folgenden Vergleich: Es sagt, es ist vernünftig und logisch aufzustehen nachdem man gefallen ist oder es ist vernünftig und logisch umzukehren, wenn man sich verirrt hat. Doch gerade das was vernünftig und logisch ist, tut das Volk nicht. Zwischen dem Weg der Wahrheit und dem Weg der Lüge, wählt das Volk den zweiten. Wenn der Ruf zur Umkehr ergeht, wird er absichtlich überhört. So bleibt nur noch die eine Alternative: das Strafhandeln Gottes. Auch wenn das Fehlverhalten von den politischen und religiösen Führern ausgegangen ist, so hat sich doch das GANZE Volk davon verblenden lassen und ist den Weg in die Irre gegangen. Das ist auch der Grund weshalb Jeremia zu dem ganzen Volk spricht und nicht zu einzelnen Personen oder Personengruppen, die eine besondere Verantwortung haben. Bemerkenswert ist der zweite Vergleich, den der Prophet in diesem Zusammenhang bringt, nämlich jener aus dem Tierreich. Mehrere Vogelarten zählt Jeremia auf (Storch, Turteltaube, Schwalbe und Drossel) und er weist darauf hin, dass diese Tiere die Gesetze – die ihnen die Natur auferlegt hat – genau beachten. Auch wenn sie nicht mit Intelligenz ausgestattet sind, so folgen sie ihrem Instinkt, der ihnen genau sagt, wann sie wohin fliegen müssen. Im Gegensatz zu den Tieren, wollen die Menschen aber weder den Naturgesetzen folgen, noch der Vernunft. Der Mensch handelt oft gegen besseres Wissen und schadet damit sich selber und (je nachdem wie groß seine Verantwortung ist) auch seinen Mitmenschen.
Ist es heute etwa anders? Der Mensch heute scheint der Verantwortung – die ihm von Gott zugedacht wurde – nicht gerecht werden zu können. Und er ist sehr schnell dabei, wenn es darum geht, Verantwortlichkeiten oder Schuld von sich zu weisen. Wenn es aber darum geht Schuld einzusehen und einzugestehen, dann wird es schwieriger. Darum ist es ganz wichtig, dass wir uns nichts selber vormachen. „Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi“ – sagt der Wochenspruch, aus dem 2. Kor. 5,10. Zugleich aber dürfen wir wissen und glauben, dass der richtende Gott auch der gnädige und der begnadigende Gott ist, wenn wir denn bereit sind zu ihm zurück zu kehren. Ihm dürfen und sollen wir uns mit allem was wir sind und haben (auch mit allen unseren Fehlern) aufs Neue anvertrauen. Amen.

Lasst uns beten:
Allmächtiger Gott, wir DANKEN Dir dafür, dass Du uns Deine Wege hast wissen lassen und jeweils neu aufzeigst. Vergib uns, wenn wir vom rechten Wege abkommen und hilf uns aufzustehen, wenn wir fallen. Lehre uns Deine Rechte und Gebote und gib uns Einsicht sie uneingeschränkt anzuwenden.
Wir bitten Dich in diesen Zeiten der Not für all jene Menschen, auf deren Schultern große Verantwortung lastet. Rüste sie mit Weisheit aus der Höhe aus, dass erkennen und tun, was dem wahren Wohl der Menschheit und der Umwelt dient. 
Wir bitten Dich für jene Menschen, die – aus eignem oder fremdem Verschulden – in Not, Krankheit oder Sorge geraten sind. Hilf den Einsamen und Alten und gib Hoffnung den Trauernden und Sterbenden.
Vater unser im Himmel …

Segen: 
Es segne und behüte uns der allmächtige und gnädige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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Toten- und Ewigkeitssonntag im Kirchenjahr – 22. November 2020

XXIII-a Duminică după Sfânta Treime, 22 noiembrie 2020 serviciu divin

2020. november 22-an, Szentháromság utáni 23. vasárnap,  (Örök élet) , Istentisztelet

Wochenspruch – Lukas 12,35:
Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen.

Psalm 126
1. Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird, / so werden wir sein wie die Träumenden. 2. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein. / Da wird man sagen unter den Völkern: Der HERR hat Großes an ihnen getan! 3. Der HERR hat Großes an uns getan; / des sind wir fröhlich. 4. HERR, bringe zurück unsre Gefangenen, / wie du die Bäche wiederbringst im Südland. 5. Die mit Tränen säen, / werden mit Freuden ernten. 6. Sie gehen hin und weinen und tragen guten Samen / und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Hebräer 4,9 - 11
9. Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes. 10. Denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ruht auch von seinen Werken so wie Gott von den seinen. 11. So lasst uns nun bemüht sein, in diese Ruhe einzugehen, damit nicht jemand zu Fall komme wie in diesem Beispiel des Ungehorsams. 
Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Brüder und Schwestern!
Nicht nur das Positive in unserem Leben, sondern auch das Negative – wenn es denn recht verstanden und eingeordnet werden kann – ist dazu angetan, uns Gott näher zu bringen. Gerade die schweren Zeiten des Lebens erweisen sich oft im Nachhinein als fruchtbare Zeiten. Doch wie ist es, wenn wir mit dem endgültigsten aller Dinge – mit dem Tod – konfrontiert werden? Wer einmal diese Grenze überschritten hat, der ist definitiv in einer anderen Dimension, von der niemand weiß wie sie konkret aussieht oder sich anfühlt. Unser Glaube lehrt uns, dass jenseits dieser weltlichen Vergänglichkeit etwas existiert, das größer als sie selber ist, nämlich Gottes Ewigkeit. Im Grunde genommen präsentiert uns die Heilige Schrift das größte Paradoxon, das es nur geben kann: was wir Menschen als das definitive Ende ansehen ist das Tor zu Gott hin.
Wie ist es möglich den Tod als etwas anzusehen, was uns Gott (und Gott uns) näher bringt? Wie ist es möglich an ein Leben nach dem Tod – wie das nun auch immer sich gestalten mag – zu glauben? Zwar kann man es naturwissenschaftlich nicht beweisen, aber offenbar hat der Mensch tief in seiner Seele ein Sensorium dafür, dass diese unsterblich ist. Die Essenz der christlichen Botschaft ist die, dass das Leben über den Tod gesiegt hat, ein Sieg der auch uns durch Jesus Christus zugeeignet wurde. Der Glaube, dass Christus auferstanden ist und wir ihm darin folgen werden, (dieser Glaube) ist dazu angetan, gerade dann, wenn man meint, dass einem der Boden unter den Füssen weg gezogen wird, ein tragfähiges Fundament zu sein. Weil das, was wir glauben aber nicht ohne weiters auch mit den Sinnen wahrgenommen werden kann, leben wir in einem Spannungsfeld. Auf der einen Seite ist uns die christliche Lehre im Blick auf Tod und Ewigkeit wohl vertraut. Auf der anderen Seite erschüttert uns die Todeserfahrung immer wieder; wir fühlen uns ausgeliefert, wir sind machtlos und wir sind sprachlos. 
Das vorhin gehörte Bibelwort aus dem Hebräerbrief spricht davon, dass der Tod auch wie ein Freund kommen kann, dass er richtiggehend erlösend wirken kann. Es wird hier von der Ruhe gesprochen, zu welcher das Gottesvolk kommen soll. Der Hebräerbrief stellt oft Parallelen zum AT her; in diesem Fall wird das – durch die Wüste wandernde – Volk Israel mit dem neuen Gottesvolk (sprich: den Christen) verglichen. Das Volk Israel wanderte 40 Jahre durch wüstes und unwegsames Gelände, bis es endlich am Ziel angekommen war. Der Weg der Christen (unser Weg auf dieser Welt) ist jenem des Volkes Israel durch die Wüste sehr ähnlich. Oft müssen Strecken des Durstes und des Hungers zurückgelegt werden; oft sind wir nicht zufrieden: oft wegen kleinen Dingen, manchmal auch wegen großen (wie gerade jetzt – wenn wir uns Einschränkungen unterwerfen müssen und nicht wissen, wann das Ganze ein Ende nimmt). Was unser Bibelwort aber hervorhebt ist, dass es nach den Strapazen der Wanderung ein Ziel geben wird, das anzustreben, es sich auf alle Fälle lohnt. Die Ruhe nach einer schweren Wanderung wird als typologischer Vergleich für unser Leben nach dem Tode verwendet. 
Uns wird gesagt: Im Blick auf das Ziel, auf die Ruhe nach der Wanderung durch unwegsames Gelände, ist all das – was wir als bedrückend und angstmachend erleben – unbedeutend. Wir wissen wohl nicht genau, wie die Ruhe danach wirklich aussehen wird. Sie wird aber sicher alle Erwartungen und Träume übertreffen. Mit der Hoffnung auf dieses Ziel, kann man auch die schweren Abschnitte dieses Leben durchschreiten. Mit dieser Hoffnung wollen wir in diesen Ewigkeitssonntag, der vielerorts auch als Gedenktag der Entschlafenen begangen wird, hinein schreiten. Amen 

Lasst uns beten:
Allmächtiger, ewiger Gott, Du bist der Anfang und das Ende und sprichst das erste und das letzte Wort über Himmel und Erde. Wir sind aber vergängliche Menschen, wie das Gras auf dem Felde.
Wir gedenken vor Dir unserer Verstorbenen und danken Dir für alles was Du an ihnen getan hast und für all das Gute, was wir durch sie empfangen haben.
Tröste mit Deinem Wort alle, die trauern. Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen. In aller Anfechtung erhalten uns den Glauben, dass wir in Dir dereinst unsere Ruhe finden.
Wir bitten mache aller Not ein Ende. 
Vater unser im Himmel …

Segen: 
Es segne und behüte uns der allmächtige und gnädige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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