Evangelische Kirchengemeinde A.B. Schäßburg
Gottesdienst, Invocavit, 21. Februar 2021, 

Duminica  Invocabit, 21 februarie 2021, serviciu divin

2021. február 21-en, Böjt 1., Istentisztelet

Wochenspruch – 1. Johannes 3,8b:
Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. Lasst uns beten!

Psalm 91 
1. Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt / und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, 2. der spricht zu dem HERRN: / Meine Zuversicht und meine Burg, / mein Gott, auf den ich hoffe. 3. Denn er errettet dich vom Strick des Jägers / und von der verderblichen Pest. 4. Er wird dich mit seinen Fittichen decken, / und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln. / Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, / 5. dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, / vor dem Pfeil, der des Tages fliegt, 6. vor der Pest, die im Finstern schleicht, / vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt. … 9. Denn der HERR ist deine Zuversicht, / der Höchste ist deine Zuflucht. 10. Es wird dir kein Übel begegnen, / und keine Plage wird sich deinem Hause nahen. 11. Denn er hat seinen Engeln befohlen, / dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, 12. dass sie dich auf den Händen tragen / und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.	
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Hebräer 4,14 - 16
14. Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis. 15. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde. 16. Darum lasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit.						Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Schwestern und Brüder!
Was man heute über den – vor fast 2.000 Jahren zerstörten – Jerusalemer Tempel und seine Funktion weiß, ist etwa dies: es handelte sich um einen ganzen Gebäudekomplex mit Vorhöfen und Innenhöfen, mit Haupt- und Nebenräumlichkeiten. Das wichtigste Tagesgeschehen war die Darbringung der verschiedenen Opfer durch den diensthabenden Priester. Unter diesen heiligen Räumen, war einer noch mal speziell ausgesondert und abgeschottet. Dieses so genannte „Allerheiligste“ durfte der Hohepriester allein und nur einmal im Jahr betreten, nämlich am Versöhnungstag, wo er dann stellvertretend für das ganze Volk Israel den Ritus der Versöhnung mit Gott zelebrierte. Diese Abgrenzung des Heiligen Raumes hat sich im Christentum orthodoxer Prägung bis heute erhalten, dadurch, dass mit der Bilderwand (dem sog. „Ikonostas“) das Kirchenschiff vom Altarraum getrennt wird. Es gibt strenge Regeln, wer hinter diese Bilderwand gehen und damit den Altarraum betreten darf. 
Der uns unbekannte Autor des Hebräerbriefes setzt bei seinen Lesern die – den Tempelkult betreffenden – Kenntnisse als bekannt voraus. Für uns heute ist die Begrifflichkeit und die Bilderwelt des Hebräerbriefes eine eigene; unseren Ohren klingt so manches daraus fremd. Doch gerade die Opfertheologie ist das Verbindende zwischen Altem und Neuem Testament. Das Neue ist eigentlich DER Neue, nämlich Jesus Christus, der Sohn Gottes. Der religiöse Paradigmenwechsel zwischen jüdischem und christlichem Glauben besteht darin, dass Jesus Opfernder und Opfer zugleich ist. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum zum Alten Testament einerseits immer wieder Parallelen gezogen, andererseits aber auch immer wieder Abgrenzungen vorgenommen werden. In der Tat ist es so, dass – wenn man Jesu Opfer als Grundlage der Versöhnung zwischen Gott und dem Sünder sieht – Jesus hohepriesterliche Qualitäten hat. Was ihn jedoch von allen anderen Hohenpriestern unterscheidet, ist aber die Qualität des Opfers: er bringt sich selbst dar, und nicht irgendein Opfertier. Wenn wir die Leidensgeschichte aus den verschiedenen Evangelien lesen, dann erscheint uns der Hohepriester des Alten Testaments eher wie ein abgehobener Machtpolitiker. Er steht weit über den Sorgen und Nöten der einfachen Menschen. Im Gegensatz dazu hat Jesus die Nähe der einfachen Leute gesucht, ihre Probleme gekannt, ihre Nöte ernst genommen. Zugleich aber ist Jesus Gott unmittelbar; weitaus mehr, als es der Hohepriester im Allerheiligsten des Tempels war. Der durfte nur einmal im Jahr in dieses Allerheiligste hinein und auch dann nur unter bestimmten Bedingungen. Jesus ist jener, der (wie wir gelesen haben) die Himmel durchschritten hat. 
Mit dem Sonntag Invokavit beginnt die Osterfastenzeit. Wir erinnern uns daran, dass der Weg zum Heil über Leiden geht, wobei Jesus uns darin zum Vorbild geworden ist. Fasten ist als typologischer Nachvollzug der Leiden zu verstehen, die Christus auf sich genommen hat. Zwei Dinge legt uns das Wort aus dem Hebräerbrief nahe: 1) „Lasst uns fest halten an dem Bekenntnis!“ Gemeint ist jenes Bekenntnis, dass Jesus Christus uns wirklich die Erlösung von unseren Sünden und Schwächen gebracht hat, weil er unsere Situation zu der seinigen hat werden lassen. 2) „Lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade damit wir Barmherzigkeit empfangen.“ Beschenkt werden kann unter Umständen demütigend wirken, wenn man diesem Geschenk nichts Ebenbürtiges aufzubieten hat. Doch ist gerade die Demut eine Haltung oder eine Tugend, die zur Passion am besten passt; Demut kann auch als „Fasten des menschlichen Geistes“ angesehen werden. Gott schenke uns diese Tugend in der kommenden Fastenzeit. Amen.

Lasst uns beten:
Großer, gütiger Gott. Am Anfang dieser Passionszeit kommen wir vor Dich mit unseren Sorgen und Nöten, mit unseren Ängsten und Zweifeln. Hilf uns in diesen kommenden Wochen, all das abzulegen, was uns von Dir trennt. Lehre uns verzichten, damit unser Leib und Geist sich aufs Neue Dir zuwenden kann.
Herr Jesus Christus, wir danken Dir, dass Du Leid und Versuchung auf Dich genommen hast. Lehre uns das zu verinnerlichen, was Du durchgestanden hast, auf dass dadurch wir gestärkt und getröstet werden.
Wir bitten Dich für diese Welt, in der Vieles im Argen liegt. Gib Heilung, wo Krankheit herrscht und Frieden, wo Krieg sich breit gemacht hat. Hilf jedem Menschen in seiner besonderen Not und lass uns unsern Nächsten nicht aus dem Blickfeld verlieren.
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde Dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigeren. / und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Segen:   
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist

Amen.



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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