Ostersonntag – 23. März 2008
Predigt zu 1. Korinther 15,19-28
19. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.
20. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.
21. Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten.
22. Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.
23. Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus; danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören;
24. danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat.
25. Denn er muss herrschen, bis Gott ihm »alle Feinde unter seine Füße legt« (Psalm 110,1).
26. Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.
27. Denn »alles hat er unter seine Füße getan« (Psalm 8,7). Wenn es aber heißt, alles sei ihm unterworfen, so ist offenbar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat.
28. Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott sei alles in allem.
Liebe Gemeinde!
1. Heute haben wir allen Grund zur Freude, weil mit der Auferstehung des Gekreuzigten die Entscheidung auch über unser Leben gefallen ist. Der Apostel Paulus sieht die Auferstehung Jesu Christi, und die Zusage von Gottes endgültiger Herrschaft zusammen. Der Tod ist seiner Meinung nach, der letzte und eigentliche Feind Gottes und des Menschen mit der Auferstehung ist DIESER endgültig überwunden. Daher ist die Auferstehung der grundlegende Sieg des Lebens über den Tod. Den endgültigen Triumph wird die Wiederkunft des Auferstandenen und zum Vater erhöhten Christus bringen.
Bei der Wiederkunft Christi, werden auch jene, die zu Christus gehören, also die Glieder der Kirche, der Macht des Todes entrissen werden. Die Zeit der Kirche, so muss man schlußfolgern, ist die Zeit zwischen den beiden Auferstehungen: jener Jesu Christi, die bereits erfolgt ist und die der andern Menschen, die noch erfolgen soll. Es ist diese Zeit in der wir leben: eine Zeit des Hoffens und Wartens auf Gottes Reich. Die Hoffnung ist das Fundament des Glaubens. Was wir jetzt schauen sind nur Vorboten; sind die Anzeichen des zukünftigen Geschehens. Karl Barth sagte: „Da sieht man das Licht, aber die Sonne sieht man nicht."
2. Doch selbst wenn wir diese große Hoffnung haben dürfen und sollen, so macht uns der Tod trotzdem Angst. Das Sterbenmüssen verunsichert uns. Wir haben es ja nie selbst erlebt, daß jemand aus dem Tod zurückgekommen wäre. Daß unsere Welt unter dem Gesetz des Todes steht, hat der Mensch selber zu verantworten. Durch Adam kam der Tod in die Welt. Der Apostel Paulus weiß um die Verstrickung des Menschen in Sünde und Tod. Und er zeichnet dagegen das Bild eines Lebens in Freiheit von Sünde und Sterbenmüssen, wie es dem Menschen zugedacht war; jenem Menschen, den Gott nach Seinem Bilde geschaffen hatte. Das ist eine andere Wirklichkeit, das ist eine neue Welt. Dies Neue hängt an einer Person, an Jesus Christus. Mit Ihm beginnt die Auferstehung der Toten. [Adam ist das „Gegenüber”, das „Gegenteil” von Jesus Christus]. Deshalb schreibt der Apostel den Korinthern: „wenn sie von Christus nur etwas in diesem Leben erwarteten, dann wären sie ganz elend dran, dann würde ihr Glaube sinnlos sein". Sicherlich sollen Christen nicht nur an das "Jenseits" denken. Gott hat ihnen Aufgaben in dieser Welt gegeben. Aber unsere Verantwortung in dieser von Sünde und Tod dominierten Welt können wir eben nur wahrnehmen, weil wir wissen, daß über diese Welt von außen entschieden wird, ja längst entschieden worden ist. Diese Entscheidung ist mit Ostern, mit der Auferstehung gefallen. Eine neue Zeit hat begonnen. Der Sieg Christi hat endgültigen Charakter. Für den Apostel Paulus hängt dieser Sieg unteilbar mit der verheißenen Wiederkunft Christi und unserer Vollendung in der Gemeinschaft mit diesem unserem Herrn zusammen. Der Apostel will deutlich machen: Unser Leben hat nur dann einen Sinn, wenn diese letzte und große Dissonanz, die der Tod in die Welt bringt, aufgelöst wird. Wäre der Glaube nur Hoffnung für dieses Leben, so wäre er nichts anders als „Opium für das Volk”, Beruhigung, Illusion, Täuschung für eine kurze Zeit. Wir blieben mit unseren Enttäuschungen zurück, als die "Elendsten unter den Menschen".
3. Die Evangelien und der Apostel Paulus lassen erkennen, daß es die Wirklichkeit der Begegnung mit dem Auferstandenen selbst war, die aus Zweifelnden Glaubende machte. Die Frauen, die zum Grab gingen und die Jünger, welche die Nachricht erfuhren, waren zunächst skeptisch; die Begegnung mit Jesus überwältigte sie. Aber eben weil es die Realitäten unserer Welt sprengt, weil es einfach nicht ins menschliche Denkschema paßte und paßt, von der Auferstehung eines Toten zum ewigen Leben zu sprechen, ja diese Auferstehung zu verkünden; deshalb ist die Osterbotschaft zugleich Botschaft von etwas ganz neuem: von der neuen Welt Gottes schon jetzt existierend aber dereinst in voller Herrlichkeit sichtbar. Es ist eine Wahrheit, die nur glaubend erkannt werden kann: und die doch unser ganzes Leben (mit seinen praktischen Aspekten) entscheidend prägt. Durch die Osterbotschaft erhalten wir Wegweisung für unser Leben heute. Die Zeit der Kirche ist nicht müßige Zeit. Wir sind eingeladen, das zu begreifen, wozu der Apostel Paulus seiner Gemeinde in Korinth helfen möchte. Wir dürfen das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Entscheidend ist, daß wir auf diese zukünftigen Dinge schon jetzt hoffen. Um diese unsere Hoffnung hier und heute über das Leben hinaus auf die Zukunft, die durch die Auferstehung Christi uns allen eröffnet wird, geht es in unserem Ostertext. Nur durch diese Auferweckung erst, erhält unser Glaube Bestand und ist sinnvoll: jetzt aber auch dereinst in Ewigkeit. So wie es den Frauen und den Jünger widerfuhr, so müssen auch wir von dieser froh machenden Botschaft überwältigt werden.
4. Am Kreuz hat der unsichtbare Gott der Welt ein sichtbares Zeichen gegeben: die Sünde wurde ein für alle Mal entmachtet. Durch die Auferstehung geschah das Einzigartige und Außergewöhnliche: Gottes neue Welt brach in unsere Todeswelt herein. Leben kommt dorthin, wo vorher Tod war. Von dieser Erfüllung leben wir bis auf den heutigen Tag. Dass Gott gnädig und barmherzig ist, findet seinen Höhepunkt in der Preisgabe seines Sohnes, der uns von Angst, Trauer und Resignation befreit. Gottes neue Welt ist in unsere Welt eingebrochen und will unser Leben von Grund auf verändern und erneuern. „Gott schenkt Leben aus dem Tod“. Wie man das verstehen soll? Philipp Melanchton – der Verfasser des Augsburger Bekenntnisses und ein guter Freund Martin Luthers – schreibt: „Die Geheimnisse Gottes sollten wir lieber anbeten, als sie zu erforschen.“ Das Ostergeheimnis kann nur im Glauben angenommen werden. Und die Antwort darauf kann nur Lob und Dank sein. Nicht darum weil Gott diese Bestätigung unsererseits brauchen würde. Wir Menschen haben es nötig Gott in seiner Gottheit zu erkennen und das wiederum geschieht gerade durch den Glauben an die Auferstehung Jesu Christi. Daher ergeht heute die Anforderung an uns alle, das große Geheimnis der Auferstehung anbetend, dankend und lobend im Glauben an den allmächtigen Gott anzunehmen. Lasst Euch von der Freude über die Auferstehung und den Sieg des Lebens über den Tod anstecken und sagt das weiter was Ihr gehört habt. Gott hat uns vom ewigen Tod gerettet.
Der Herr ist auferstanden! / Hristos a înviat! / Krisztus feltámadott! / Amen.
Hans Bruno Fröhlich, Stadtpfarrer
Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!