Evangelische Kirchengemeinde A.B. Schäßburg

Gottesdienste Trinitatiszeit 2020 

Trinitatis (7.6.2020)
1. Sonntag nach Trinitatis (14.6.2020)
2. Sonntag nach Trinitatis (21.6.2020)
3. Sonntag nach Trinitatis (28.6.2020)
4. Sonntag nach Trinitatis (5.7.2020)
5. Sonntag nach Trinitatis (12.7.2020)
6. Sonntag nach Trinitatis (19.7.2020)
7. Sonntag nach Trinitatis (26.7.2020)
8. Sonntag nach Trinitatis (2.8.2020)
9. Sonntag nach Trinitatis (9.8.2020)
10. Sonntag nach Trinitatis (16.8.2020)
11. Sonntag nach Trinitatis (23.8.2020)
12. Sonntag nach Trinitatis (30.8.2020)
13. Sonntag nach Trinitatis (6.9.2020)
14. Sonntag nach Trinitatis (13.9.2020)
15. Sonntag nach Trinitatis (20.9.2020)
16. Sonntag nach Trinitatis (27.9.2020)
17. Sonntag nach Trinitatis (4.10.2020)
18. Sonntag nach Trinitatis (11.10.2020)
19. Sonntag nach Trinitatis (18.10.2020)
20. Sonntag nach Trinitatis, Erntedank (Kirchenbezirk Schäßburg 25.10.2020)











Trinitatis – 7. Juni 2020 

Duminica Sfintei Treimi, 7 iunie 2020 serviciu divin

2020. június 7-en, Szentháromság, Istentisztelet

Wochenspruch:
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. (2. Kor. 13,13)

Psalm 113,1 - 9
1. Halleluja! Lobet, ihr Knechte des HERRN, / lobet den Namen des HERRN!
2. Gelobt sei der Name des HERRN / von nun an bis in Ewigkeit!
3. Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang / sei gelobet der Name des HERRN!
4. Der HERR ist hoch über alle Völker; / seine Herrlichkeit reicht, so weit der Himmel ist.
5. Wer ist wie der HERR, unser Gott, / der oben thront in der Höhe,
6. der niederschaut in die Tiefe, / auf Himmel und Erde;
7. der den Geringen aufrichtet aus dem Staube / und erhöht den Armen aus dem Schmutz.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

4. Mose 6,22 - 27:
22. Der HERR redete mit Mose und sprach: 23. Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet: 24. Der HERR segne dich und behüte dich; 25. der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; 26. der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. 27. So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne. 	      
Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Schwestern und Brüder!
Der AARONITISCHE Segen – so genannt, weil er im Alten Testament Aaron uns seinen Nachkommen zu spenden aufgetragen ward – ist ein sprachliches Kunstwerk. Drei Doppelwünsche spricht dieser Segen aus, wobei eine Steigerung festzustellen ist, die sich in der deutschen Übersetzung nur aus dem Inhalt ergibt, im hebräischen Urtext aber bereits in der Form enthalten ist. Im Hebräischen enthält der erste Satz 3 Worte, der zweite 5 und der dritte 7. Die Sieben steht in der jüdischen Zahlensymbolik für die Vollkommenheit. Diese 3 Doppelwünsche gestalten sich derart, dass in jedem Wunsch zunächst etwas von Gott erbeten wird und dann beschrieben wird, was dieses – von Gott erbetene – bei dem Gesegneten bewirken soll. Die vorhin genannte Steigerung ergeht von der allgemeinen Bitte um Segnung über die Erleuchtung hin zur direkten Zuwendung. Das was dieser Segen bei dem Gesegneten bewirken soll, ist der Schutz („er behüte dich“), die Sympathie („er erhebe sein Angesicht über dich“) und das ganzheitliche Wohlergehen („er gebe dir Frieden“). Der hebräische Begriff »Schalom« beinhaltet – wie wir wissen – weitaus mehr, als wir mit unserem Begriff „Frieden“ auszusagen vermögen. Schalom bedeutet nicht nur Abwesenheit von Krieg, sondern gutes und einvernehmliches Miteinander; Gesundheit bei Mensch und Tier; kinderreiche und gesunde Familie; materielle Abgesichertheit usw. Dass dieser Segenswunsch seinen großen Stellenwert im Leben des jüdischen Volkes hatte liegt auf der Hand. Man lebte als Halbnomade in einer ständigen Gefährdung. Von fremden Völkern war man umgeben, die nicht immer friedliche Absichten hatten. Wilde Tiere oder Seuchen, aber auch Dürreperioden waren eine ständige Bedrohung für die Vieherden, von denen man lebte. Gottesdienste im regelmäßigen Wochenrhythmus konnte man unter den Bedingungen eines nomadischen Lebens nicht besuchen. Zu großen Festen pilgerte man zum Heiligtum nach Jerusalem – das war ein oder zwei Mal im Jahr, vielleicht sogar seltener. Dieser Segensspruch, der allein den Priestern vom Geschlechte Aarons zu spenden vorbehalten war, bildete den krönenden Abschluss jeder Wallfahrt; zugleich war es der Anfang eines hoffnungsvollen Aufbruchs. Von diesem Segen lebte und zehrte man gewissermaßen bis zum nächsten Besuch im Heiligtum. 
Im christlichen Umfeld spielt der Segen ebenfalls eine wichtige Rolle, wobei in der Kirche lange Zeit der trinitarische Segen an vorderster Stelle stand. „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“, beginnt oder schließt man einen Gottesdienst, aber – warum nicht? – auch ein Alltagswerk. Der aaronitische Segen hat im Zuge der Reformation eine neue Aufwertung erfahren. In seiner deutschen Messe, an der sich der spätere evangelische Gottesdienst ausrichtete, setzte Martin Luther den aaronitischen Segen als krönenden Schlussteil. Luther hat die Dreiteilung dieses Segens, im Blick auf die Dreifaltigkeit ausgelegt und das ist auch der Grund, weshalb wir heute am Sonntag der Heiligen Dreifaltigkeit („Trinitatis“) darüber nachdenken. 
Die theologischen Unterschiede zwischen Christen- und Judentum bleiben wohl bestehen. Aber gerade das Segensmotiv allgemein, und der aaronitische Segen speziell ist eine der wichtigen Gemeinsamkeiten dieser beiden Religionen. Im Dialog zwischen Christentum und Judentum ist der Segen und sein theologisches Verständnis ein unverzichtbarer Baustein. Ich bin der festen Überzeugung, dass Gottes gnädige Zuwendung eine religions- und konfessionsübergreifende Angelegenheit ist.  Der Segen kommt von Gott dem Menschen zugute und der aaronitische Segen im Speziellen will uns immer neu daran erinnern, dass wir Menschen auf Gott angewiesen sind. Das Entscheidende in unserm Leben, tun nicht wir, sondern Gott. Darum sollen wir uns je neu Gottes Segen anvertrauen, so wie es ein alter Spruch auf einem sächsischen Wohnhaus sagt: „Vertrau auf Gott in allen Sachen / und hoff auf ihn, er wird’s wohl machen.“ Amen.

Gebet:
Allmächtiger Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist – wir danken Dir, dass Du in Deinem Wort das Geheimnis Deines Wesens offenbart hast. Du hast Himmel und Erde geschaffen und regierst alles mit starker Hand. Deine Allmacht trägt und hält uns, und Deine Güte ist jeden Morgen neu über uns. 
Wir bitten Dich dafür, dass unser Land und diese ganze Welt wieder zu einer Normalität finden möge. Bereite aller Not ein Ende und zeige uns, wo wir in Deinem Namen helfen dürfen. Hilf uns, über die Anfechtungen dieser Welt hinaus, das Ziel der ewigen Herrlichkeit nicht aus den Augen zu verlieren.
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde Dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigeren. / und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Segen: 
Der HERR segne dich und behüte dich. 
Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. 
Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen. 




Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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1. Sonntag nach Trinitatis – 14. Juni 2020 

A prima Duminică după Sfânta Treime, 14 iunie 2020 serviciu divin

2020. június 14-en, Szentháromság utáni 1. vasárnap, Istentisztelet

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Psalm 34,1 - 9
2. Ich will den HERRN loben allezeit; / sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
3. Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, / dass es die Elenden hören und sich freuen.
4. Preiset mit mir den HERRN / und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!
5. Da ich den HERRN suchte, antwortete er mir / und errettete mich aus aller meiner Furcht.
6. Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, / und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.
7. Als einer im Elend rief, hörte der HERR / und half ihm aus allen seinen Nöten.
8. Der Engel des HERRN lagert sich um die her, / die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.
9. Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. / Wohl dem, der auf ihn trauet!
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

5. Mose 6,4 - 5:
4. Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR ist einer. 5. Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.	
Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Brüder und Schwestern!
Vom liturgischen Kalender her gesehen, sind wir in die sogenannte »festlose« Hälfte des Kirchenjahres eingetreten. In diesem »Halbjahr der Kirche« (im Gegensatz zum »Halbjahr des Herrn«, welches mit Advent einsetzt und in dem die „Hochfeste“ der Christenheit gefeiert werden) sind die Sonntage in dieser Zeit ziemlich phantasielos als 1., 2. oder 3. Sonntag nach Trinitatis benannt. Die Themen dieser liturgischen Zeit, bzw. die dafür vorgesehenen Bibeltexte versuchen den weiten Raum auszufüllen, den uns Altes und Neues Testament mit seiner Weisheit, seinen Ermahnungen und seinen Glaubensinhalten abstecken. Der (vergangene) Sonntag Trinitatis fasste noch einmal das zusammen was die »festliche« Hälfte des Kirchenjahres an ihren Hochfesten zu vermitteln trachtete: die Offenbarung Gottes in dieser Welt, die wir Menschen in drei Wesensäußerungen oder Hypostasen zur Kenntnis genommen haben: Vater – also Schöpfer, Sohn – oder Erlöser und Heiliger Geist – auch Tröster genannt. Heute nun, geht es um das Bekenntnis zu diesem Gott, der uns geschaffen hat und der uns in Liebe zugewandt ist. 
Das vorhin verlesene Bibelwort aus dem Alten Testament ist ein Glaubensbekenntnis; und zwar ist es DAS Glaubensbekenntnis des jüdischen Volkes bis auf den heutigen Tag. Allerdings können wir es nicht gleich als solches identifizieren, weil das was wir Christen als Glaubensbekenntnis kennen, etwas anders klingt; erfahrungsgemäß beginnt ein Bekenntnis des Glaubens mit den Worten „Ich glaube“. Danach folgt eine Aufzählung von Personen, Dingen und Ereignissen, die Gegenstand des Glaubens sind. Die bekannten christlichen Glaubensbekenntnisse – einerseits das APOSTOLISCHE, welches wir Christen der westlichen Tradition verwenden und das NIZÄNO-KONSTANTINOPOLITANISCHE, welches die orthodoxe Kirche verwendet – sind aus Konfliktsituationen heraus erwachsen bzw. vor dem Hintergrund entstanden, dass die Verantwortlichen in der alten Kirche auf Irrlehren reagieren mussten. Es waren Situationen in welchen es darum ging, einen Glaubenskonsens festzuhalten. Wer das Glaubensbekenntnis spricht, bekennt sich zur Kirche und äußert damit, dass er sich im Rahmen jenes – von den Kirchenvätern festgelegten – Konsenses im Blick auf seinen Glauben befindet. Im Alten Testament, bzw. in der jüdischen Religion, setzt das Glaubensbekenntnis nicht (aktiv) mit einer Definition dessen ein, was denn nun Gegenstand des Glaubens ist, sondern (passiv) mit dem Hören. „Höre Israel, der HERR unser Gott, der HERR ist einer“. Es steht gar nicht zur Debatte, ob man das GEHÖRTE glaubt oder nicht. Allein das konfrontiert werden mit dieser Botschaft versetzt den Hörer in eine Beziehung mit Gott. Diesem Gedankengang liegt die Logik zugrunde, dass ab dem Moment, wo ich von diesem Gott weiß, es für mich gar keinen anderen Weg mehr geben kann, als dass ich ihn erkenne und anerkenne. Wir, Menschen des 21. Jahrhunderts, wollen gerne an etwas glauben, wenn es uns plausibel erklärt wird und wenn wir es verstandesmäßig erkennen. Davon ist im Alten Testament keine Rede. Im Gegensatz zum christlichen Glaubensbekenntnis, wo wir unsern Mitmenschen gegenüber dokumentieren, WAS oder AN WEN oder WIE wir glauben, ist hier Gott der direkte Kommunikationspartner. Der Glaube an Gott, wächst aus der Beziehung zu ihm. 
Dieses Beziehungsgeschehen wird deutlich in der Aufforderung: „Du sollst lieben!“ Die Liebesbeziehung, die der Mensch zu Gott entwickeln sollte ist eine ganzheitliche Beziehung: von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit aller Kraft. Wenn ich von Gott höre und ihn als solchen anerkenne, dann hat dies direkte Konsequenzen für mein konkretes Leben. Amen.

Gebet:
Allmächtiger Gott wir danken Dir, dass Du uns Deine unermeßliche Liebe offenbart hast. Du hast uns als Dein Gegenüber geschaffen und bist uns mit Deiner Güte allezeit nahe. Lass uns das je neu erkennen, und darauf Antwort geben, indem wir Dich von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von aller Kraft lieben.  
Wir bitten Dich für die Welt in der wir leben. Vieles ist nicht so, wie es sein sollte und daran hat jeder von uns eine kleinere oder größere Schuld. Vergib uns, wo wir unseren Pflichten nicht nachgekommen sind und hilf uns, zur rechten Zeit das Rechte zu tun. Wir bitten Dich für alle Menschen: die Mächtigen und Starken rüste mit Weisheit und Verstand aus und die Schwachen und Notleidenden mit Gnade und Barmherzigkeit. Lass alle Dich recht erkennen und das Ziel erreichen, welches Du unserem Leben gesetzt hast.
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde Dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigeren. / und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Segen: 
Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen. 




Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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2. Sonntag nach Trinitatis – 21. Juni 2020 

A II-a Duminică după Sfânta Treime, 21 iunie 2020 serviciu divin

2020. június 21-en, Szentháromság utáni 2. vasárnap, Istentisztelet


Wochenspruch:
„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ 
(Matthäus 11,28)

Psalm 36,6 - 10
6. HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, / und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.
7. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes / und dein Recht wie die große Tiefe.
8. Wie köstlich ist deine Güte, Gott, / dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
9. Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, / und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
10. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, / und in deinem Lichte sehen wir das Licht.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Lesung aus dem 1. Korintherbrief 9 i. A.:
16. Dass ich das Evangelium predige, dessen darf ich mich nicht rühmen; denn ich muss es tun. Und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte! … 20. Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne. … 21. Denen ohne Gesetz bin ich wie einer ohne Gesetz geworden … damit ich die ohne Gesetz gewinne. 22. Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise etliche rette.
Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Brüder und Schwestern!
1. Der 2. Sonntag nach Trinitatis 2020 wird in Geschichtsbücher unseres Landes eingehen als der Tag, an dem wieder „normale“ Gottesdienste in der Kirche gefeiert werden dürfen. Bis vor drei Monaten kannte niemand den Begriff „Präsenzgottesdienst“, da ein Gottesdienst sich seit Menschengedenken dadurch auszeichnet, dass man physisch daran teilnimmt. An den letzten 13 Sonntagen und den dazwischen liegenden Feiertagen sind wir eines Besseren belehrt worden; oder zumindest zum Nachdenken eingeladen worden. Man kann sich über Radio-, Fernsehen- oder Computer, Gottesdienste ansehen bzw. anhören. Man kann über Facebook, ZOOM oder andere Internetplattformen Gottesdienste in Echtzeit mitfeiern. Und wer solche Veranstaltungen nicht als vollwertigen Gottesdienst betrachten kann – unter den Theologen wird zur Zeit heiß diskutiert, was unter diesen Aspekten Gottesdienst ist und was nicht – der kann zumindest die Verkündigung des Wortes Gottes gedruckt lesen, über Podcast anhören oder am Bildschirm verfolgen. Kirchliche Verantwortliche – Geistliche, Kantoren, Kirchenvorstände, freiwillige Helfer – mussten sich innerhalb kurzer Zeit in einen Bereich einarbeiten, mit denen sie vorher wenig bis gar nichts zu tun hatten. Was mir in dieser Zeit aber aufgefallen ist und mitunter beeindruckend war, ist die BEGEISTERUNG, mit der in dieser Zeit neue Verkündigungswege ausgelotet, ausprobiert, ausgebaut wurden.
 2. Die Verkündigung des Evangeliums begeistert. Das ist zwar keine neue Erkenntnis; sie ist uns aber unter nie dagewesenen Bedingungen neu geschenkt worden. Es ist dieselbe BEGEISTERUNG, die wir auch bei Paulus finden. Paulus spricht derart begeistert über seinen Aposteldienst, wie ein Fußballfan über die Mannschaft seines Herzens. Mit der frohen Botschaft von der Rettung des sündigen Menschen durch den Glauben an Jesus Christus, identifiziert Paulus sich. Diese Botschaft verkündigen zu dürfen, betrachtet er für sich als einen Gewinn und darum hat er sich zum Knecht und Helfer machen lassen. Das Ziel ist, dass alle oder so viele wie nur möglich vom Evangelium erfahren. Und da Menschen nun mal unterschiedlich sind, hat Paulus all seine Phantasie angewendet, um so viele wie möglich zu erreichen. „Ich bin allen alles geworden“ sagt er; den Juden ein Jude und den Griechen ein Grieche. Paulus war wohl in der jüdischen Kultur aufgewachsen und im jüdischen Glauben erzogen worden. Aber er scheute sich nicht, denen, die das das Gesetz des Moses nicht kannten, einer der ihren zu werden. Das waren Menschen, welche unterschiedlichsten Religionen anhingen oder in synkretistischer Weise sich bei verschiedenen Religionen bedienten. Aber mehr noch: auch den Schwachen war er ein Schwacher geworden. Das Evangelium schenkt Paulus diese große Freiheit, auf andere zugehen zu können, sich in sie hinein versetzen zu können, mit ihnen mitgehen zu wollen. Wo er selber hingehört, das weiß er. Was er den Menschen sagen möchte, ist klar. Aber er möchte die Menschen dort abholen, wo sie sich gerade befinden; das ist ein hochmoderner Ansatz. Das Ziel ist klar und deutlich umrissen. Die Wege dahin sind vielfältig. 
3. Wichtig ist die MOTIVATION. Paulus weiß sich von Gott beauftragt und darum ist ihm die Verkündigung ein Herzensanliegen. Er hatte es am eigenen Leibe erlebt, wie Gott das Leben auf wunderbare Weise verändern kann. Aus einem Christenverfolger war er zu einem Verfechter der Sache Christi geworden. Begeisterte Menschen wirken überzeugend. So war es bei Paulus und so ist es auch heute. So waren und so sind auch wir gerufen, uns Menschen zuzuwenden, ihnen zuzuhören, ihnen von Gott und seiner Liebe zu uns zu erzählen. Ob das unter „Corona-Bedingungen“ oder ganz normal geschieht, ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass es geschieht. Amen.

Gebet:
Ewiger Gott, gütig Vater. Bei dir ist die Fülle des Lebens. Wir danken dir für deine gute Schöpfung: das Licht der Sonne, den lebensspenden Regen, die Früchte der Erde. Vor Dich bringen wir aber auch die weniger schönen Dinge des Lebens: die Angst der Bedrohten und die täglichen Sorgen deiner Menschenkinder. Du siehst die Tatenlosigkeit der Mächtigen und die Folgen all unseres Tun und Lassens. Begeistere die Einflussreichen und uns alle für dich und deine Geschöpfe, damit Lügen entlarvt werden und Gutes getan wird.
Barmherziger Gott, du siehst die Schmerzen der Verfolgten, und die Tränen der Trauernden. Lass deine Gnade walten, damit die Kranken geheilt werden, damit die Weinenden aufatmen, damit die Bedrohten Schutz finden, damit unsere Verstorbenen bei dir geborgen sind.
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde Dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigeren. / und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Segen: 
Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen. 



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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3. Sonntag nach Trinitatis – 28. Juni 2020

A III-a Duminică după Sfânta Treime, 28 iunie 2020 serviciu divin

2020. június 28-en, Szentháromság utáni 3. vasárnap, Istentisztelet


Wochenspruch:
„Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ 
(Lukas 19,10)

Psalm 103
1. Lobe den HERRN, meine Seele, / und was in mir ist, seinen heiligen Namen!
2. Lobe den HERRN, meine Seele, / und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
3. der dir alle deine Sünde vergibt / und heilet alle deine Gebrechen,
4. der dein Leben vom Verderben erlöst, / der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,
5. der deinen Mund fröhlich macht / und du wieder jung wirst wie ein Adler.
8. Barmherzig und gnädig ist der HERR, / geduldig und von großer Güte.
9. Er wird nicht für immer hadern / noch ewig zornig bleiben.
10. Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden / und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.
11. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, / lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.
12. So fern der Morgen ist vom Abend, / lässt er unsre Übertretungen von uns sein.
13. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, / so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Lesung aus dem Buch des Propheten 
Hesekiel 18,1–3.23.31:
1. Des HERRN Wort geschah zu mir: 2. Was habt ihr unter euch im Lande Israels für ein Sprichwort: »Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden«? 3. So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Dies Sprichwort soll nicht mehr unter euch umgehen in Israel. 23. Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der HERR, und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt? 31. Werft von euch alle eure Übertretungen, die ihr begangen habt, und macht euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Brüder und Schwestern!
1) Es gibt viele Menschen, die – aufgrund negativer Kindheitserlebnisse in der Familie – sich vornehmen: „Bei meinen Kindern werde ich ganz anders vorgehen, wie meine Eltern es seinerzeit mit mir getan haben; ich werde es auf jeden Fall besser machen“. Inwiefern das dann auch gelingt, bleibt dahin gestellt; die negativen Erinnerungen oder traumatischen Erlebnisse (z. B. Gewalt- oder Alkoholexzesse) prägen, mehr als es einem lieb ist, mehr als man zugeben möchte. Dass begangene Fehler der Vorfahren auch für nachfolgende Generationen Konsequenzen haben, ist eine Erfahrung welche so alt ist wie die Menschheit selber. Vor allem aber ist es eine Erfahrung, die keineswegs nur im engen Kreise der Familie gemacht wird. Einer ganzen Gruppe, ja einem ganzen Volk kann sie widerfahren. Aber mehr noch: In unserer heutigen globalisierten Welt, kann der Fehler einiger weniger Entscheidungsträger, Auswirkungen auf die ganze Welt haben.
2) „Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden.“ Schon im Alten Israel zirkulierte dieses Sprichwort; es war wohl auch im Munde jener Menschen, mit denen der Prophet Hesekiel zu tun hatte. Es handelte sich um die Nachkommen einer Generation, die ein besonders schweres Erbe hinterlassen hatte. Etwa 50 Jahre vorher war das passiert, wovor die Propheten vorher immer gewarnt hatten. Jerusalem war zerstört worden, ein Großteil der Bevölkerung nach Babylon zwangsumgesiedelt worden; die Eltern und Großeltern jener Menschen, zu denen Hesekiel spricht, waren gewissermaßen für den Verlust der Heimat verantwortlich. Nun – etwa ein ½ Jh. später – fragen sich Kinder und Enkelkinder: müssen wir immer noch für das büßen, was geschehen ist, als wir noch gar nicht geboren waren? Wie oft haben im Laufe der Zeit – etwa bei Kriegen – nachkommende Generation für die Schuld der Kriegsverursacher büßen müssen. Doch »So kann es nicht weitergehen und so soll es auch nicht endlos weitergehen«, sagt Gott durch die Stimme des Propheten Hesekiel. Jeder Mensch soll für sich selbst und für das was er getan hat gerade stehen. „So wahr ich lebe, spricht Gott: dies Sprichwort soll nicht mehr unter euch umgehen in Israel ... Macht euch ein neues Herz und einen neuen Geist.“ (VV. 3, 31). Jeder ist vor Gott für sich und seine Taten verantwortlich → jede Generation jeweils neu und jedes Individuum für sich selber. Die Kinder und Enkelkinder sollen nicht für immer und ewig die Versäumnisse der Eltern und Großeltern abarbeiten müssen. Jede Generation hat zu ihrer Zeit ihre besondere Verantwortung. Dieser Verantwortung gerecht zu werden, ist für jede Generation und für jedes Individuum neu eine Herausforderung; eine Herausforderung, welche auch wir heute als solche erkennen müssen und welcher wir uns stellen müssen.
3) „Umkehren und leben“ lautet die Devise des Propheten Hesekiel. Was heißt das konkret? Um darauf zu antworten, müssen wir zunächst darüber ins Klare kommen, wo wir uns befinden. Wo komme ich her, wohin will ich gelangen? „Umkehren“ ist ein Begriff, den wir im Zusammenhang mit der Beichte immer wieder antreffen. Eine der größten Qualitäten eines Menschen ist jene, sich und sein Tun kritisch hinterfragen zu können. Wenn wir dazu in der Lage sind, dann werden wir „leben“. Gemeint ist damit nicht ein „dahinvegetieren“ (das ist auch „leben“), sondern in Harmonie mit dem Umfeld und der Umwelt dem Ziel entgegen zu gehen, dass Gott uns in Christus gesteckt hat und welches Gott selber ist.

Lasst uns beten:
Ewiger Gott, barmherziger Vater. Du gibst keinen von uns verloren. Deine Liebe zu uns endet nicht, sondern bleibt in Ewigkeit. Wir danken Dir dafür.
Wir bitten Dich für diese Welt, in die Du uns gestellt hast. Wir danken Dir für all das Schöne und Gute, an dem wir uns erfreuen dürfen und wir klagen Dir die Not und das Unrecht, die uns traurig stimmen. Du allein weißt um Sinn und Ziel des Ganzen.
Wir bitten Dich für die Schwachen und Starken, für die Kleinen und Großen, für die Armen und Reichen. Lass jeden Menschen, dort wo Du ihn hingestellt hast, seine besondere Verantwortung erkennen und ihr gerecht werden.
Sei mit uns auf allen unseren Wegen und lass uns den Weg finden, der zu Dir führt.
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde Dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigeren. / und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Segen: 
Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen. 



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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4. Sonntag nach Trinitatis – 5. Juli 2020

A IV-a Duminică după Sfânta Treime, 5 iulie 2020 serviciu divin

2020. július 5-en, Szentháromság utáni 4. vasárnap, Istentisztelet


Wochenspruch:
„Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“  (Galater 6,2)

Psalm 42
2. Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, / so schreit meine Seele, Gott, zu dir.
3. Meine Seele dürstet nach Gott, / nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, / dass ich Gottes Angesicht schaue?
4. Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, / weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?
6. Was betrübst du dich, meine Seele, / und bist so unruhig in mir? / Harre auf Gott; / denn ich werde ihm noch danken, / dass er mir hilft mit seinem Angesicht.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Lesung aus dem 1. Petrusbrief 3,9:
9. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt.
16. Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist.
 Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Brüder und Schwestern!
Der 1. Petrusbrief enthält eine ganze Reihe von Ermahnungen, die an Christen aus der Diaspora in Kleinasien ergingen. Der Apostel wünscht sich, dass jene – denen er schreibt – unbeschädigt das Ziel ihres Glaubens erreichen. Es war die Zeit der Christenverfolgungen im damalige Römischen Reich und der Briefschreiber macht sich Sorgen um seine Adressaten. Die Ermahnungen sind Ausdruck einer innigen Beziehung zwischen Briefschreiber und Adressaten. 
Wir, Menschen des 21. Jahrhunderts, haben meistens ein gebrochenes Verhältnis gegenüber Belehrungen. Wer lässt sich in unserer Zeit noch gerne ermahnen oder zurecht weisen? Eine Zeit, in welcher unabhängiges Denken und selbstständiges Handeln als kostbarstes Gut gepriesen wird. Das beginnt schon bei Kindern, die heranwachsen und Eigenständigkeit und Unabhängigkeit ausprobieren. Welche Eltern können nicht darüber ein Lied singen, was für einen schweren Stand sie vor ihrem pubertierenden Heranwachsenden mit – natürlich immer gut gemeinten – Ermahnungen haben? Wenn man in der Auseinandersetzung mit den Kindern im Normalfall fast immer dann doch noch eine akzeptable Lösung findet, so ist das mit Erwachsenen schwer bis unmöglich. Leider wird in unserer postkommunistischen Gesellschaft, Freiheit oft dahingehend missverstanden, dass Menschen meinen alles was sie wollen, tun oder lassen zu können. Das geschieht ohne Rücksicht auf den Mitmenschen; ohne Rücksicht auf das Umfeld oder auf die Umwelt. Und leider geschieht es mitunter auch bei Menschen mit höchster Verantwortung in Staat und Gesellschaft. 
Andererseits gibt es auch in unserer heutigen Zeit und Gesellschaft Bereiche, in denen nicht nur Ermahnungen und klare Anweisungen, sondern richtiges Drillen ganz selbstverständlich dazu gehören. Höchstleistungen können nicht abgerufen werden, wenn man sich nicht einer eisernen Disziplin unterwirft. Das nächst liegenste Beispiel kommt aus der Welt des Sportes, wo der Erfolg eben nicht nur von dem Talent eines Sportlers abhängt, sondern maßgeblich davon, inwieweit diese Begabung in vielen Trainingseinheiten in eine Strategie mündet, die letztendlich zum Erfolg führen kann. Nicht automatisch führen muss, denn ein Wettkampf, ist wie das wirkliche Leben: Einsatzbereitschaft, Kraft und Können bringen den Sieg nicht automatisch, wenn dazu nicht noch das Quäntchen Glück hinzukommt kommt. 
Wichtig ist, den anvertrauten Mitmenschen nicht aus dem Auge zu verlieren und selbst mit den Zeitgenossen, die einem weniger angenehm sind, irgendwie klar zu kommen. Dazu hören wir uns nochmals die beiden Ermahnungen an: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt.“ und „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist“. Wenn wir bereit sind Verantwortung zu übernehmen, dann werden wir gesegnet werden. 
Amen.

Lasst uns beten:
Ewiger Gott, himmlischer Vater. Du bist barmherzig und gnädig und erweist Deine Macht vornehmlich im Verschonen und Erbarmen. Du hast uns Dein Wort gegeben, dass wir uns daran ausrichten sollen, und uns Verantwortung für diese Welt und ihre Menschen übertragen. Lass Deine Ermahnungen in unsern Herzen Früchte tragen, damit wir Deinen ewigen Segen ererben.  
Vor dich bringen wir unsere Sorgen und Nöte, unsere Sehnsucht nach Frieden und Eintracht, unsern Durst nach Gerechtigkeit und Wahrheit. Hilf Du und lass uns erkennen, wo wir Verantwortung übernehmen können, auf das wir das Gesetz Christi erfüllen.
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde Dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigeren. / und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Segen: 
Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen. 




Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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5. Sonntag nach Trinitatis – 12. Juli 2020

A V-a Duminică după Sfânta Treime, 12 iulie 2020 serviciu divin

2020. július 12-en, Szentháromság utáni 5. vasárnap, Istentisztelet


Wochenspruch:
„Aus Gnaden seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“ (Epheser 2,8)

Psalm 73
1. Gott ist dennoch Israels Trost / für alle, die reinen Herzens sind.
2. Ich aber wäre fast gestrauchelt mit meinen Füßen; / mein Tritt wäre beinahe geglitten.
3. Denn ich ereiferte mich über die Ruhmredigen, / da ich sah, dass es den Frevlern so gut ging.
23. Dennoch bleibe ich stets an dir; / denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,
24. du leitest mich nach deinem Rat / und nimmst mich am Ende mit Ehren an.
25. Wenn ich nur dich habe, / so frage ich nichts nach Himmel und Erde.
26. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, / so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.
28. Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte / und meine Zuversicht setze auf Gott den HERRN, / dass ich verkündige all dein Tun.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Lesung aus dem Lukasevangelium 14,25 - 30:
25. Es ging eine große Menge mit Jesus; und er wandte sich um und sprach zu ihnen: 26. Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein. 27. Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. 28. Denn wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und setzt sich nicht zuvor hin und überschlägt die Kosten, ob er genug habe, um es auszuführen, - 29. damit nicht, wenn er den Grund gelegt hat und kann's nicht ausführen, alle, die es sehen, anfangen, über ihn zu spotten, 30. und sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und kann's nicht ausführen?		Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Brüder und Schwestern!
Wenn über radikale Religiosität gesprochen wird, dann sind wir aufgeklärte Europäer geneigt, zuerst an den Islamismus zu denken (der vom gemäßigten Islam zu unterscheiden ist); an vielen Orten auf dieser Welt sind die Folgen radikaler Religiosität zu spüren und es sterben Menschen dafür. Dass es auch unter Christen Radikalismus gibt, wird dabei gerne übersehen. Ich selber bin der festen Überzeugung, dass radikalisierte Menschen, die Religion instrumentalisieren und missbrauchen. Wenn einzelne Sätze aus ihrem Kontext herausgerissen werden und als Basis von absoluten und unbedingt durchzuführenden Regeln festgesetzt werden, dann kann es schnell zu Radikalisierung führen. Das gilt für alle Religionen. 
„Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein!“ Das sagt Jesus! Aber kann es wirklich sein, dass Jesus von uns verlangt, dass wir hassen? Hat er denn nicht immer wieder die Menschen aufgefordert, dass sie sich lieben sollen? In der Bergpredigt finden wir die Radikalität unter umgekehrtem Vorzeichen. Dort wird Jesus so zitiert: „Liebet eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.“ Wollten wir also dieses eine Zitat Jesu („Wenn jemand zu mir kommt und nicht hasst“) aus dem Kontext herausreißen und den Rest seiner Lehre vergessen, dann kann sehr schnell christliche Gesinnung und christliche Ethik in ihr genaues Gegenteil umschlagen.

Was bezweckt Jesus mit einer solch radikalen Aussage? Das Bildwort, welches Jesus im Anschluss an die radikale Aufforderung sagt, hilft uns weiter. Er vergleicht das Leben im Glauben mit einem Hausbau. Ich habe zwar selber nie ein Haus gebaut, wohl aber eine ganze Reihe von Renovierungen (hauptsächlich von Kirchen, aber auch von anderen Gebäuden) verantwortet und mitbegleitet. Wer sich dazu anschickt zu bauen oder zu renovieren, dessen Leben wird für die Zeit der Planung und Ausführung der Arbeiten in entscheidendem Maße geprägt: die Gedanken und Gespräche, die Handlungen und Maßnahmen. Ja, manchmal verfolgen einen die mit einem Bau zusammenhängenden Probleme bis in seine Träume hinein. Das erleben wir hier in Schäßburg gerade ganz konkret im Zusammenhang mit der Renovierung der Klosterkirche. Eine solche Arbeit kann nicht unter „ferner liefen“ durchgeführt werden. Und selbst wenn das Projekt genehmigt und die Finanzierung gesichert ist, kann immer etwas Unvorhergesehenes eintreten (so wie die epidemiologische Krise der letzten 3 Monate, die keiner auf dem Radar hatte) und dann ändert sich alles von jetzt auf gleich. Wenn man dann nicht radikal hartnäckig ist und bleibt, dann wird nichts aus der geplanten Arbeit. 
Vor diesem Hintergrund kann die Aufforderung Jesu verstanden werden. Es geht um den Ernst der Nachfolge. Möge Gott uns dazu befähigen, ihm mit allem Ernst nachzufolgen. Amen.

Lasst uns beten:
Allmächtiger Gott, Du hast uns in Deinen Dienst gerufen, und erwartest, dass wir Dir ungeteilten Herzens folgen. Gib uns Kraft und Ausdauer, dass wir den an uns gestellten Anforderungen gerecht werden können.
Wir bitten Dich heute in besonderer Weise dafür, dass die Renovierungsarbeiten an unserer Klosterkirche vorankommen und einen guten Abschluss finden. 
Sei Du mit uns, in guten, wie in schweren Zeiten.
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde Dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigeren. / und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Segen: 
Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen. 



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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6. Sonntag nach Trinitatis – 19. Juli 2020

A VI-a Duminică după Sfânta Treime, 19 iulie 2020 serviciu divin

2020. július 19-en, Szentháromság utáni 6. vasárnap, Istentisztelet

online:
6. Sonntag nach Trinitatis (19.7.2020) online

Wochenspruch - Jesaja 43,1:
So spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! (Jesaja 43,1)

Psalm 139,1 – 10,14
1. HERR, du erforschest mich / und kennest mich.
2. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; / du verstehst meine Gedanken von ferne.
3. Ich gehe oder liege, so bist du um mich / und siehst alle meine Wege.
4. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, / dass du, HERR, nicht alles wüsstest.
5. Von allen Seiten umgibst du mich / und hältst deine Hand über mir.
6. Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, / ich kann sie nicht begreifen.
7. Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, / und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?
8. Führe ich gen Himmel, so bist du da; / bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.
9. Nähme ich Flügel der Morgenröte / und bliebe am äußersten Meer,
10. so würde auch dort deine Hand mich führen / und deine Rechte mich halten.
14. Ich danke dir dafür, / dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; / das erkennt meine Seele.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Lesung 1. Petrus 2,9:
Ihr seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht. 
Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Brüder und Schwestern!
Die Erfahrung des ZWEIFELNS ist sicherlich jedem von uns bekannt. Man zweifelt z. B. daran, dass ein Vorhaben auch wirklich so gelingt, wie es geplant war. Oder zweifelt man an einem Mitmenschen, weil dieser einen enttäuscht hat. Aber – und dies ist natürlich das Schlimmste – man zweifelt manchmal auch an sich selbst, ja man verzweifelt. In der Regel geht Hand in Hand mit dem Selbstzweifel auch der Zweifel an Gott. 
Die Christenmenschen, welche der 1. Petrusbrief im Blick hat, waren in einer solchen Situation. Sie hatten sich in eine Art kulturelle, aber auch soziale und moralische „Isolation“ oder „Separation“ von dem Rest der damaligen Gesellschaft begeben. Die Zeit der großen Christenverfolgungen hatte noch nicht begonnen. Es waren nicht die römischen Behörden, sondern Menschen aus dem näheren Umfeld, die durch kleinere oder größere Sticheleien, Benachteiligungen oder Schikanen den Christen das Leben schwer machten. Es war eine Art gesellschaftliches Mobbing, welches ihnen widerfuhr. Mobbing oder Bulling trifft in der Regel solche, die anders sind. Die Andersartigkeit der Christen im damaligen Kontext zeichnete sich dadurch aus, dass sie ihre Hoffnung auf etwas setzten, was nicht sichtbar oder greifbar war und dadurch, dass sie die Standfestigkeit besaßen, nicht mitzumachen bei dem was alle anderen taten. Dadurch fielen sie auf. 
Doch waren und sind Christen auch nur Menschen und was sie erleben (vor allem das Negative) geht nicht spurlos an ihnen vorbei. Diese Menschen waren dem Zweifel und dem Selbstzweifel ausgesetzt und dadurch befanden sie sich in einer doppelten Gefahr: die eine bestand darin zu ihrem alten Leben mit den heidnischen Bräuchen zurück zu kehren, die andere, sich noch mehr zu isolieren. Beides wäre falsch gewesen, und darum wird diesen Menschen Mut und Optimismus zugesprochen: Ihr seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.
 
Der 6. So. n. Trinitatis ist der Sonntag des Taufgedächtnisses. In dem Begriff «Taufe» ist der Wortstamm „tief“ enthalten und hat zwei voneinander abhängige Bedeutungen: zum einen geht es um das „untertauchen“, wo typologisch das ERTRÄNKEN der Sünde nachvollzogen wird. Andererseits geht es aber um das, was im übertragenen Sinne „vertiefen“ heißt; d. h. sich etwas genau aneignen, sich eine Sache tiefgehend ins Bewusstsein zu rufen. „Viertiefen“ soll der Getaufte, dass er zu Gott gehört, und dass diese Zugehörigkeit ihm einen besonderen Status verleiht. Dieser besondere Status ist aber nicht ein Besitz, den man durch eigene Leistung erwirbt. Und dieser Status wird einem auch nicht darum verliehen, damit man sich darauf etwas einbilden könnte.
Durch die Taufe hat Gott uns zu seinen Kindern gemacht. Wenn man sich dessen bewusst wird – und das sind wir heute zu tun aufgefordert – dann weicht aller Zweifel und Selbstzweifel. 
Amen.

Lasst uns beten:
Himmlischer Vater, Du hast uns wunderbar geschaffen und durch die Taufe zu Deinen Kindern gemacht. In Deinem Sohn Jesus Christus hast Du uns zu Deinem Reiche berufen und willst uns an Deiner Gnade teilhaben lassen. Wir danken Dir dafür.
Wir bitten Dich für alle Menschen, die von Zweifel und Selbstzweifel geplagt werden. Rüste sie auch mit Mut und Optimismus, damit sie den Sinn ihres Lebens erkennen, und das Ziel, welches Du gesteckt hast nicht verfehlen.
Behüte uns auf allen unseren Wegen und schenke uns Deinen Frieden.
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde Dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigeren. / und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Segen: 
Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen. 



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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7. Sonntag nach Trinitatis – 26. Juli 2020

A VII-a Duminică după Sfânta Treime, 26 iulie 2020 serviciu divin

2020. július 26-en, Szentháromság utáni 7. vasárnap, Istentisztelet

Wochenspruch – Epheser 2,19:
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.

Psalm 107,1 – 9
1. Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, / und seine Güte währet ewiglich.
2. So sollen sagen, die erlöst sind durch den HERRN, / 
die er aus der Not erlöst hat,
3. die er aus den Ländern zusammengebracht hat / 
von Osten und Westen, von Norden und Süden.
4. Die irregingen in der Wüste, auf ungebahntem Wege, /
und fanden keine Stadt, in der sie wohnen konnten,
5. die hungrig und durstig waren / 
und deren Seele verschmachtete,
6. die dann zum HERRN riefen in ihrer Not /
und er errettete sie aus ihren Ängsten
7. und führte sie den richtigen Weg, /
dass sie kamen zur Stadt, in der sie wohnen konnten:
8. Die sollen dem HERRN danken für seine Güte / und für seine Wunder, / die er an den Menschenkindern tut,
9. dass er sättigt die durstige Seele
und die Hungrigen füllt mit Gutem.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Lesung Lukas 9,16 – 17:
16. Da nahm Jesus die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel und segnete sie, brach die Brote und gab sie den Jüngern, dass sie dem Volk austeilten. 17. Und sie aßen und wurden alle satt; und es wurde aufgesammelt, was ihnen an Brocken übrig blieb, zwölf Körbe voll. 			
Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren. Amen.

Liebe Brüder und Schwestern!
Jeder Mensch kennt wahrscheinlich diese Erfahrung: Man sieht sich einen schönen Film an und für 1½ Stunden vergisst man alles um sich herum und geht auf in einer Scheinwirklichkeit. Und dann kommt der Moment, wenn der Film zu Ende ist. Die Traumwelt löst sich auf und die Wirklichkeit, wird so wahrgenommen, wie sie ist: als die graue, manchmal auch raue Wirklichkeit. Im Grunde genommen weiß jeder vernünftige Mensch, dass man der Wirklichkeit nicht entfliehen kann und dass die Gesetze der Physik nicht aufgehoben werden können. Die Schwerkraft hält uns am Boden und daraus entstand das geflügelte Wort, welches Schwärmern gerne gesagt wird: «Bleib mal auf dem Boden der Tatsachen!». Wenn man von einer anderen Wirklichkeit träumt und sich in eine Scheinwelt flüchtet, dann betrügt man sich schließlich selber. 

Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Schönes, Angenehmes, Beglückendes zu erleben hat ja keinesfalls zwangsläufig nur mit Träumerei zu tun. Wir erleben ja auch die schöne Wirklichkeit, wir erleben ja auch Glück, Gelingen, Erfüllung. Diese andere Seite (bestehend aus Glück, Gelingen oder Freude) kann die erste (bestehend aus Streit, Angst oder Trauer) zwar nicht verdrängen. Aber wir nehmen sie ja gerade auch darum wahr, weil es die Negativfolien dazu gibt. Und wenn es im Laufe der Geschichte nicht jene Menschen gegeben hätte, die sich andere Wirklichkeiten erträumten hätten, dann wären wir heute nicht Nutznießer einer ganzen Menge von technischen Errungenschaften, ohne die unser Leben gar nicht mehr vorstellbar ist. Einer meiner theologischen Lehrer sagte: „Wer keine Luftschlösser baut, der baut sicher auch keine andern.“

Dass Wundergeschichte von der Speisung der 5.000 kann zwei Reaktionen hervorrufen. Die eine ist „Oh wie schön!“ und die andere: „Zu schön um wahr zu sein?!“ Wie das Wunder konkret vonstattengeht, ist nicht Gegenstand der Erzählung. Dass Jesus Wunder tun kann, setzt die Bibel voraus. Das Wunder ist nicht Gegenstand, sondern Voraussetzung der Erzählung. Der Blick wird in eine ganz andere Richtung gelenkt.
Zwei Dinge lerne ich daraus: 
1) Alle Menschen dieser Welt können satt werden; es nur kommt darauf an, richtig aufzuteilen. Gerade davon aber, entfernt sich die Menschheit immer mehr. Etwa einem Drittel (1/3) der Menschen dieser Erde geht es gut oder sehr gut (wer diesen Gottesdienst auf YouTube sieht, gehört dazu, weil er ein Smartphone oder einen Computer besitzt). Den anderen beiden Dritteln (2/3) geht es schlecht bis sehr schlecht. Aber wie soll das Teilen auf globaler Ebene vonstatten gehen, wenn es nicht einmal in einem viel kleineren Rahmen – etwa in einer Familie – funktioniert. Darüber sollten wir nachdenken. 
2) Das zweite ist der Hinweis auf das Heilige Abendmahl. Auch wenn es in unserer Geschichte nicht direkt thematisiert wird, so erinnern die Aufteilung und Jesu Worte genau daran. Gott ist nicht nur im Wort hörbar, sondern spricht in den Sakramenten auch die anderen menschlichen Sinne an. „Er sättigt die durstige Seele / und die Hungrigen füllt mit Gutem.“ So haben wir im Psalm gebetet. Dafür gebührt ihm unser Dank. Amen.

Lasst uns beten:
Allmächtiger Gott, Du hast die Güter dieser Erde geschaffen, dass wir sie dankbar gebrauchen. Du lässt die Erde Frucht bringen, damit wir Deine Macht und Herrlichkeit darin erkennen. Bewahre uns vor Habgier und Eigensucht. Lass uns erkennen, wo wir in Deinem Namen helfen dürfen.
Wir bitten Dich für Hungernden und Notleidenden weltweit. Gib den Verantwortlichen Weisheit und Gestaltungskraft, damit den Vielen geholfen wird. 
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde Dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigeren. / und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Segen: 
Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen. 



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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8. Sonntag nach Trinitatis – 2. August 2020

A VIII-a Duminică după Sfânta Treime, 2 august 2020 serviciu divin

2020. augusztus 2-en, Szentháromság utáni 8. vasárnap, Istentisztelet

Wochenspruch – Epheser 5,8b 9:
Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Psalm 48,2 – 3. 10 – 12. 15
2. Groß ist der HERR und hoch zu rühmen / 
in der Stadt unsres Gottes, auf seinem heiligen Berge.
3. Schön ragt empor sein Gipfel, / 
daran sich freut die ganze Welt …
10. Gott, wir gedenken deiner Güte / in deinem Tempel.
11. Gott, wie dein Name, so ist auch dein Ruhm /
bis an der Welt Enden. 
Deine Rechte ist voll Gerechtigkeit.
12. Es freue sich der Berg Zion, / und die Töchter Juda seien fröhlich um deiner Rechte willen.
15. Dieser ist Gott, / unser Gott für immer und ewig.
Er ist's, der uns führet.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Epheser 5,8b – 14:
8b.Wandelt als Kinder des Lichts; 9. die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. 10. Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, 11. und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. 12. Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. 13. Das alles aber wird offenbar, wenn's vom Licht aufgedeckt wird; 14. denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. 		Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!
Liebe Brüder und Schwestern!
Ephesus war eine blühende Handelsmetropole der Antike, zugleich aber auch ein wichtiges Kulturzentrum. Religion – besserer noch Religionen – spielten hier ebenfalls eine wesentliche Rolle; etliche heidnische Kulte waren in Ephesus vertreten. Die Christen stellten zu jener Zeit eine zahlenmäßig unbedeutende Minderheit dar. Der wohl bedeutendste Tempel – der heute noch als Ruine in Ephesus (dem heutigen Selciuk in der Türkei) zu sehen ist – war der Fruchtbarkeitsgöttin Artemis geweiht. Das lockere Leben der Stadt – zu dem auch kultische Prostitution gehörte – hatte auf die Christen einen ambivalenten Einfluss. Es wirkte auf viele ansteckend; zugleich aber, war den Leuten bewusst, dass diese Art dem christlichen Dasein eigentlich NICHT entspricht. Möglicherweise hatte es in der Gemeinde zu Ephesus Leute gegeben, die – ganz den lokalen Gegebenheiten entsprechend – ihre Sexualität auslebten. Es gab wahrscheinlich Gemeindeglieder, die auf den eigenen materiellen Vorteil bedacht waren; solche, die Geld scheffelten und sich nicht um die Armen kümmerten. Und es gab sicherlich auch solche, die sich im Gespräch über andere gehässig äußerten. 
Ist es im Laufe der Zeit aber je anders gewesen; ist es heute etwa anders? Und wenn es immer schon so gewesen ist, stellt sich die Frage ob zwischen der Sicht des Apostels (dass der Christ bereits in höheren Sphären lebt) und der Realität, die anders aussieht, nicht ein Widerspruch besteht? In der christlichen Gemeinde sollen – so der Apostel – andere Maßstäbe gelten: Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Die Einhaltung dieser Maßstäbe ist und war nicht einfach; damals nicht und heute auch nicht. Es ist nicht nötig Beispiele anführen, wir erleben es in unserm Alltag immer wieder, dass wir selber und Menschen aus unserer Umgebung diesen Maßstäben nicht entsprechen. 
Sicherlich muss jeder zuerst sein eigenes Verhalten unter die Lupe nehmen. Auch wenn wir nicht gleich die großen Sünder sind: kommt es nicht vor, dass wir hinter dem Rücken unserer Mitmenschen diese schlecht machen? Kommt es nicht vor, dass wir an materiellen Dingen so hängen, dass diese uns gefangen nehmen? Erliegen wir nicht ab und an unserer Schwächen und Begierden?
Im Epheserbrief bekommen wir ein Handwerkzeug, welches uns hilft unser Leben so zu gestalten, dass es auf Gottes Welt ausgerichtet beleibt; eine Welt die wir jetzt wohl nur bruchstückhaft erkennen, auf deren Vollständigkeit wir aber hin streben. 
„Lebt als Kinder des Lichts“ – sagt der Apostel. Die Schöpfungsgeschichte beginnt damit, dass Gott das Licht von der Finsternis trennt. Licht ist das Symbol für Gottes Nähe. Wenn ich Gott nahe bin, dann wird es hell um mich. Wenn wir Christen als Kinder des Lichts bezeichnet werden, bedeutet das, dass wir einerseits SELBST in der Nähe Gottes sind, und dass wir andererseits diese Nähe Gottes ANDERN, also unseren Mitmenschen vermitteln. Sicherlich ist aber auch klar, dass dort wo Licht ist, da auch Schatten sein wird. Dies gilt zumindest so lange wir auf und in dieser Welt leben und die Gesetze der Physik gültig sind. Wir sind aber gerufen auf das Licht hin orientiert zu bleiben. Denn die Frucht des Lichtes ist: Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. „Als Kinder des Lichtes leben“ heißt, sich täglich neu zu bemühen, diesem Auftrag gerecht zu werden. Gott schenke uns dazu die Kraft und das nötige Durchhaltevermögen.
Lasst uns beten:		mit dem Heiligen Thomas von Aquino
Allmächtiger Gott, gewähre mir die Gnade, glühend zu ersehnen, was wohlgefällig ist vor dir, es mit Weisheit zu erforschen, und in Wahrheit zu erkennen.
Ordne meinen Lebensweg zu Lob und Ehre deines Namens. Laß mich deinen Willen erkennen und erfüllen, so wie es sich gebührt und meiner Seele Segen bringt. Laß mich in Glück und Unglück treu zu dir stehen, im Glück demütig, im Unglück stark und ungebeugt. …
Laß mich Gutes tun ohne Überheblichkeit. 
Laß mich den Nächsten ermahnen ohne Hochmut und ihn erbauen in Wort und Beispiel ohne Falschheit. …
Schenk mir, o Gott, Verstand, der dich erkennt, Eifer, der dich sucht, Weisheit, die dich findet und einen Wandel, der dir gefällt. …
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde Dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigeren. / und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Segen: 
Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen. 



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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9. Sonntag nach Trinitatis – 9. August 2020

A IX-a Duminică după Sfânta Treime, 9 august 2020 serviciu divin

2020. augusztus 9-en, Szentháromság utáni 9. vasárnap, Istentisztelet

Wochenspruch – Lukas 12,48:
Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern.

Psalm 63,2 – 9
2. Du bist mein Gott, den ich suche. / Es dürstet meine Seele nach dir, // mein Leib verlangt nach dir / aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist … 4. Denn deine Güte ist besser als Leben; / meine Lippen preisen dich. // 5. So will ich dich loben mein Leben lang / und meine Hände in deinem Namen aufheben. // 6. Das ist meines Herzens Freude und Wonne, / wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann; … 8. Denn du bist mein Helfer, / und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich. // 9. Meine Seele hängt an dir; / deine rechte Hand hält mich. 	Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Matthäus 7,24 – 27:
Jesus sprach: 24. Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. 25. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet. 26. Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. 27. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein, und sein Fall war groß. 	Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!
Liebe Brüder und Schwestern!
I) Jesus spricht oft in Gleichnissen, um einen Sachverhalt oder ein Ding tiefgründig zu erklären. Um das vorhin gehörte Gleichnis besser verstehen zu können, ist es sinnvoll zunächst nach seinem realen Hintergrund zu fragen. Jesus hat eine Situation vor Augen, die dem geologischen und klimatischen Raum des Nahen Ostens entnommen ist. 1) Durch den Wechsel von sehr trockner und sehr feuchter Jahreszeit, entsteht ein interessantes Phänomen in der Region. Es gibt dort die so genannten „Wadis“, das sind kleine Täler die monatelang staubtrocken da stehen, und bei denen man auf den ersten Blick gar nicht merkt, dass es die Flussrinne eines Baches sein könnte. Wenn es aber zu regnen beginnt, dann bildet sich innerhalb kürzester Zeit ein reißender Fluss. In ein solches Tal ein Haus zu bauen, wäre das Unvernünftigste, was man tun könnte, auch wenn man bei schönem Wetter viel Phantasie braucht, um sich dort ein fließendes Gewässer vorzustellen. 2) Der Boden ist dort entweder felsig oder sandig. Es steht außer Frage, dass jeder vernünftige Mensch sein Haus auf den festen und nicht auf den lockeren Untergrund bauen würde. Dieses Hintergrundwissen – welches man bei jedem Menschen damals voraussetzen konnte – verwendet Jesus im Blick auf den Zusammenhang von Hören und Tun seiner Worte. 
II. Das Haus und sein Fundament sind die Hintergrundfolie dieses Gleichnisses. Der griechische Begriff für „Haus“ (οίκος) kann mehrfach gedeutet werden. Neben der klassischen Bedeutung als Bauwerk oder Wohnraum meint „Haus“ auch die dazu gehörenden Menschen. Der Blick wird so von dem Gebäude auf die Hausgemeinschaft ausgeweitet. Doch es geht noch viel weiter: die Ausleger im Laufe der Kirchengeschichte haben in allegorisierender Weise im Fundament → Christus; im Haus → die Übung der Tugend und im rauschenden Bach → die Gestalt des Teufels gesehen. „Hören“ steht hier parallel zum „Bauen“. Je nachdem wie das Haus gebaut wird, dementsprechend wird sich das Leben nachher darin abspielen. 
III. Das Gleichnis vom Hausbau bildet den Schluss der sogenannten Bergpredigt; es kann als Zusammenfassung des gesamten vorhergehenden Diskurses Jesu gelesen werden. In der Bergpredigt werden die Menschen ziemlich radikal in zwei Kategorien eingeteilt: jene die sich die Worte Jesu zu Herzen nehmen und danach handeln und die andern, die es nicht tun. Bemerkenswert an diesem Gleichnis vom Hausbau ist, dass nicht (oder nicht immer) auf Anhieb zu erkennen ist, wer sich für welchen Weg entschieden hat. Um bei dem Bilde zu bleiben: Die beiden Häuser haben eine identische Bauweise. Der Unterschied liegt in der Beschaffenheit des Fundamentes, welches nicht sichtbar ist. Erst wenn Sturm oder Hochwasser kommen, wird ersichtlich, wer die richtige Entscheidung getroffen hat. Dann sich umzuentscheiden geht nicht mehr. Wenn einmal eine Unwetterwarnung ausgegeben wird, dann hat kein Mensch mehr die Zeit, das Fundament seines Hauses zu konsolidieren. Auf der Schlusswarnung „sein Fall war groß“ liegt in diesem Gleichnis das Gewicht und darum hört sich das Ganze sehr ernst an. 
Hinter den Anstrengungen, die Jesus seinen Zuhörerinnen und Zuhörern abverlangt, steht jedoch diese Botschaft: wenn Du das alles tust, dann tust Du in erster Linie Dir selber (und dann den andern) etwas Gutes.

Lasst uns beten:
Allmächtiger Gott, wir danken Dir, dass Du uns in Deinem Wort begegnest und das wir in Christus den Weg für unser Leben gewiesen bekommen. Lass uns je neu erkennen, was recht und unrecht ist, und die richtigen Entscheidungen für unser Leben treffen.
Wir bitten Dich für die Verantwortungsträger in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zeige Ihnen den rechten Weg für ein verantwortliches Handeln, damit auf Fels und nicht auf Sand gebaut werde. 
Wir bitten dich für die Menschen in den Krisengebieten dieser Welt. Insbesondere beten wir für die Opfer der großen Explosion, die die Stadt Beirut im Libanon erschüttert hat. Wir bitten dich für die Kranken und Einsamen; für Armen und Notleidenden. Sende Menschen, die ihnen zur Seite stehen, wenn sie es brauchen und zeige auch uns wo wir unsern Mitmenschen helfen können.
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde Dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigeren. / und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Segen: 
Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen. 




Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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10. Sonntag nach Trinitatis – 16. August 2020

A X-a Duminică după Sfânta Treime, 16 august 2020 serviciu divin

2020. augusztus 16-en, Szentháromság utáni 10. vasárnap, Istentisztelet

Wochenspruch – Psalm 33,12:
Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat.

Psalm 74 i. A.
1. Gott, warum verstößest du uns für immer / und bist so zornig über die Schafe deiner Weide?
2. Gedenke an deine Gemeinde, / die du vorzeiten erworben // und dir zum Erbteil erlöst hast, / an den Berg Zion, auf dem du wohnest.
3. Richte doch deine Schritte zu dem, / was so lange wüst liegt. …
10. Ach, Gott, wie lange soll der Widersacher schmähen /
und der Feind deinen Namen immerfort lästern?
20. Schau auf den Bund; / denn die dunklen Winkel des Landes sind Stätten voller Gewalt.
21. Lass den Geringen nicht beschämt davongehen, /
lass die Armen und Elenden rühmen deinen Namen.
	Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

2. Mose 19 i. A.
3. Und Mose stieg hinauf zu Gott. Und der HERR rief ihm vom Berge zu und sprach: … 5. Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein. 6. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein. 	
Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Brüder und Schwestern!
I) Am 10. Sonntag n. Trinitatis feiern wir den «Israelsonntag» eingedenk dessen, dass der christliche Glaube im Judentum verwurzelt ist. Zugleich erinnern wir uns an diesem Sonntag aber auch daran, dass über die Jahrhunderte hinweg, das Verhältnis zwischen Christen und Juden nicht immer spannungsfrei war. Gerade die Geschichte des 20 Jh. zeigt uns schmerzhaft und ernüchternd, wie viel Schlechtes der Mensch zu tun imstande ist. Daher verbindet man dieses Gedenken mit dem Wunsch, dass sich so etwas nicht wiederholen möge. Zugleich weiß man aber auch darum, wie schwer es ist, dauerhafte Verständigung unter den Menschen bzw. zwischen Völkern zu haben. Das gilt nicht nur für das heutige Israel und den gesamten Nahen Osten, sondern auch für viele andere Orte der Welt. 
Wir müssen immer neu erkennen, dass wir in einer gefallenen Welt leben. Unsere Existenz spielt sich in dem ab, was die Dogmatik (genauer, die Eschatologie) die »vorletzten Dinge« nennt. Es ist eigentlich eine paradoxe Situation: wir sind gerufen jetzt und hier an den göttlichen Frieden zu glauben, ihn zu fördern, dahingehend zu wirken, dass „Friede auf Erden“ werde. Zugleich aber machen wir die Erfahrung, dass in dieser Welt Friede brüchig ist und immer nur bruchstückhaft erlebt wird. Der große Widerspruch besteht zwischen dem, wozu Gott den Menschen berufen hat, und dem was der Mensch tatsächlich imstande zu leisten ist. Der Mensch scheitert offenbar immer wieder an dieser Berufung. Und trotzdem: Gott gibt den Menschen nicht auf und hält an seiner Berufung. Und was Berufung ist, lernen wir an Israel.
II. Das Alte Testament berichtet darüber, wie am Berge Sinai, Israel zum «Volk des Bundes» wird: unter besonderen Zusagen aber auch mit besonderen Ansprüchen Gottes. Ein kleines Volk inmitten der Völkerwelt erklärt Gott – nicht aufgrund seiner Verdienste, sondern aus Liebe – zu SEINEM Volk. Diese Erwählung geschieht nicht um ihrer selbst willen. Gerade anhand der Erwählung Israels sollen die andern Völker erkennen können, was Gott mit ihnen vorhat. Diese Erwählung Israels soll nicht als Bevorzugung, sondern als Aufgabe und Dienst verstanden werden. Dieses Wissen um seine Erwählung durch Gott, hat Israel durch alle Zeiten begleitet. Es diente zum Feiern in frohen Tagen und es machte Mut zum Durchhalten in schweren Stunden. Selbst in bittersten Momenten hat Israel an seinem Gott festgehalten, ihn beim Wort genommen und an seine Zusagen erinnert. Die Liebesbeziehung zwischen Gott und seinem Volk besteht im „DENNOCH“.
III. Wenn wir als Christen über Gott und über das Verhältnis zu IHM nachdenken, dann wird klar ersichtlich: dieses Verhältnis hat – zumindest aus der Perspektive Gottes – keine Veränderung im Laufe der Zeit erfahren. Er ist derselbe: barmherzig, gnädig und von großer Güte. Allerdings hat sich bei uns Menschen die Definierung dieses Verhältnisses immer neu gewandelt. Als Christen glauben wir, dass in dem Menschen Jesus Christus, Gott uns zu einem besseren Verständnis Seiner Selbst, aber auch zu einem neuen Zugang zu Ihm Selbst verholfen hat. Jesus hat aber – und das dürfen wir nicht vergessen – im jüdischen Kultus- und Kulturkreis gelebt. Vor diesem Hintergrund hat unser Glaube eine besondere Beziehung zu dem jüdischen Glauben. Sich der Berufung Gottes bewusst zu sein oder zu werden, heißt Gabe und Aufgabe zu erkennen: Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein …  Diese Zusagen dürfen wir uns aneignen. Amen.

Lasst uns beten:
Allmächtiger Gott der Väter Abraham, Isaak und Jakob, / Du hast Dein Volk aus den Völkern erwählt und hast es durch die Jahrhunderte begleitet. / Wir danken Dir, dass Du in Christus auch UNS erwählt hast. Wir bitten Dich, bewahre Deine Kirche auch fernerhin und lass uns unsere Berufung nicht vergessen.
Wir bitten Dich um Frieden für Jerusalem und in der ganzen Welt. Wir bitten Dich für alle, die politische und wirtschaftliche Macht in ihren Händen haben. Lass auch sie Deine Stimme hören, und schenken ihnen Weißheit und Einfühlungsvermögen, Deinen Bund zu halten. Den Machtlosen verhilf zu ihrem täglichen Brot, und Rechtlosen, verhilf zu ihrem Recht.
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde Dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigeren. / und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Segen: 
Es segne und behüte euch der allmächtige und gnädige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen. 



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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11. Sonntag nach Trinitatis – 23. August 2020

A XI-a Duminică după Sfânta Treime, 23 august 2020 serviciu divin

2020. augusztus 23-en, Szentháromság utáni 11. vasárnap, Istentisztelet

Wochenspruch – 1. Petrus 5,5b:
Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.

Psalm 145 i. A.
1. Ich will dich erheben, mein Gott, du König, / und deinen Namen loben immer und ewiglich.
2. Ich will dich täglich loben / und deinen Namen rühmen immer und ewiglich.
3. Der HERR ist groß und sehr zu loben, / und seine Größe ist unausforschlich.
8. Gnädig und barmherzig ist der HERR, / geduldig und von großer Güte.
10. Es sollen dir danken, HERR, alle deine Werke / und deine Heiligen dich loben
11. und die Ehre deines Königtums rühmen / und von deiner Macht reden,
12. dass den Menschenkindern deine gewaltigen Taten kundwerden / und die herrliche Pracht deines Königtums.
14. Der HERR hält alle, die da fallen, / und richtet alle auf, die niedergeschlagen sind.
17. Der HERR ist gerecht in allen seinen Wegen / und gnädig in allen seinen Werken.
18. Der HERR ist nahe allen, die ihn anrufen, / allen, die ihn mit Ernst anrufen.
19. Er tut, was die Gottesfürchtigen begehren, / und hört ihr Schreien und hilft ihnen.
21. Mein Mund soll des HERRN Lob verkündigen, / und alles Fleisch lobe seinen heiligen Namen immer und ewiglich.
	Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Galater 2,20
Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben.		Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!


Liebe Brüder und Schwestern!
WER oder WAS sind wir? Sind wir das, was WIR von uns denken, ODER das, was andere über uns erzählen? Sind wir das, was in Schuldiplomen oder Attesten über unsere Qualifikationen steht? Oder sind wir das, was wir im Leben getan, gebaut oder angefertigt haben? Das sind sehr menschliche oder auf diese Welt bezogene Fragen. Der Christenmensch muss sich aber eine ganz andere – viel schwerer zu beantwortende – Frage stellen: Sind wir das WAS, oder sind wir so WIE, Gott sich vorgestellt hat, dass wir sein sollen? 
Es ist doch bemerkenswert, dass die eigene Identität oder die Findung dieser Identität in der Regel um den ersten (den auf diese Welt bezogenen) Fragenkomplex kreist. Der zweite Fragekomplex – nämlich, wie Gott uns sieht, oder wie ER uns sehen könnte oder wollte – scheint eine untergeordnete Rolle zu spielen. Dem Menschen ist es offenbar ganz wichtig, dass sein Mitmensch ein ganz bestimmtes Bild von ihm hat. Wie er vor Gott steht, das ist ihm erstaunlicherweise weitaus weniger wichtig oder gar gleichgültig. 
In meiner Gymnasialzeit gehörte die Novelle „Kleider machen Leute“ von Gottfried Keller zur Pflichtlektüre. In dieser Geschichte wird der einfache Schneider Wenzel Strapinski, – ob seiner noblen Kleidung – für einen großen Herrn gehalten. Er tut nichts, um den Irrtum aufzuklären. Im Gegenteil: er findet sehr schnell in die Rolle des Reichen hinein und er genießt die noble Gesellschaft der verblendeten Leute aus dem Städtchen Seldwyla. Das kann verständlicherweise nicht lange gut gehen. Er wird schließlich als Hochstapler entlarvt und muss vor dem Zorn der Menschen fliehen. Die einzige die zu ihm hält, ist seine Verlobte – Nettchen – die Tochter eines reichen Mannes aus der Stadt. Am Ende ist Wenzel Strapinski wieder der arme Schneider, der er vorher war, der aber nicht mehr vorgeben muss, etwas anders zu sein, als er wirklich ist. Er findet sich mit seiner alten Identität ab.
In dem – vorhin gehörten – Bibelvers aus dem Galaterbrief geht es auch um Identitätssuche und Identitätsfindung; hier handelt es sich aber um die christliche Identität oder die wahre Identität des Christenmenschen. Paulus stellt eine bemerkenswerte Behauptung auf: er identifiziert sich nicht mehr mit sich selbst, sondern mit Christus. Die alten Ordnungen sind ihm nicht mehr wichtig. Paulus spricht von einem neuen Menschen, der dadurch existiert, dass Christus in ihm lebt. 
Die Schaffung dieses neuen Menschen ist typologisch in der Taufe abgebildet. Das Wasser hat eine doppelte Symbolik, die uns das Wegsterben des Alten und das Aufkommen des Neuen vor Augen führt: es ist gleichzeitig Sinnbild der Reinheit und Fruchtbarkeit, und andererseits Symbol des Todes, wenn wir etwa an Bedrohungen durch Gewitter oder Hochwasser denken.
Wie wir es auch immer drehen und wenden möchten: der Mensch hat sich von Gott entfernt und entfremdet. Das erleben wir auf Schritt und Tritt. Sich neu auf Gott einzulassen, der uns in Christus eine ganz neue Perspektive unterbreitet, bringt die neue Identitätszuweisung mit sich: etwas Altes vergeht, etwas völlig Neues ersteht. Sicher ist das nicht ganz leicht einzuordnen, denn wir leben ja weiterhin in dieser Welt. 
Die konkreten Folgen oder Implikationen der christlichen Identität können auch mit dem – am Anfang gehörten – Wochenspruch aus dem 1. Petrusbrief 5,5 umschrieben werden: „Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“ Wenn wir unsere Identität bei uns selber suchen, werden immer um uns selbst kreisen und schließlich bei uns selber landen. Die wahre Identität des Menschen ist bei und in Gott zu finden. Der Weg dahin führt über unsern Mitmenschen. Wer zu dieser Erkenntnis kommt, dem wird es geschenkt werden seine wahre Identität zu finden.
Das Besondere an dieser neuen Identität ist, dass sie eine Perspektive für diese Welt bietet und gleichzeitig eine Perspektive über den Horizont dieser Welt hinaus eröffnet. Amen.

Lasst uns beten:
Allmächtiger und gnädiger Gott, Du widerstehst den Hoffärtigen und neigst Dich zu denen, die zerbrochenen Herzens sind. Du hast uns in Christus eine neue Identität zugeeignet, damit wir Deinem Willen entsprechend leben sollen. Wir danken Dir dafür.
Du siehst tief in unsere Seele und kennst unsere Sinne und Gedanken. Du weißt wie wir es meinen und deckst jede Scheinheiligkeit auf. Dir bleibt nichts verborgen und Dich kann niemand täuschen. Wir sind oft überheblich und sehen auf die andern herab. Lehre uns wahre Demut vor Dir und unserem Mitmenschen und rechte Ehrfurcht vor all dem was uns umgibt. 
Wir bitten Dich für alle, die in besonderer Not sind. Sei ihnen nahe und zeige auch uns, wo wir helfend eingreifen können. Denen die regieren oder anderweitig Verantwortung im öffentlichen Leben tragen gib Weisheit und Empathie für ihre Amtsführung. Insbesondere bitten wir Dich heute für die Menschen in Weißrussland. Lass gelingen, was für den Frieden getan wird und schenke allen eine neue Perspektive.
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde Dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigeren. / und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Segen: 
Es segne und behüte euch der allmächtige und gnädige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen. 



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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12. Sonntag nach Trinitatis – 30. August 2020

A XII-a Duminică după Sfânta Treime, 30 august 2020 serviciu divin

2020. augusztus 30-en, Szentháromság utáni 12. vasárnap, Istentisztelet

Wochenspruch – Jesaja 42,3:
Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.

Psalm 147 i. A.
3. Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, / und verbindet ihre Wunden.
4. Er zählt die Sterne / und nennt sie alle mit Namen.
5. Unser Herr ist groß und von großer Kraft, / und unermesslich ist seine Weisheit.
6. Der HERR richtet die Elenden auf / und stößt die Frevler zu Boden.
11. Der HERR hat Gefallen an denen, die ihn fürchten, / die auf seine Güte hoffen.
12. Preise, Jerusalem, den HERRN; / lobe, Zion, deinen Gott!
13. Denn er macht fest die Riegel deiner Tore / und segnet deine Kinder in deiner Mitte.
14. Er schafft deinen Grenzen Frieden / und sättigt dich mit dem besten Weizen.
	Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Jesaja 29,17 - 21
17. Wohlan, es ist noch eine kleine Weile, so soll der Libanon fruchtbares Land werden, und was jetzt fruchtbares Land ist, soll wie ein Wald werden. 18. Zu der Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen; 19. und die Elenden werden wieder Freude haben am HERRN, und die Ärmsten unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels. 20. Denn es wird ein Ende haben mit den Tyrannen und mit den Spöttern aus sein, und es werden vertilgt werden alle, die darauf aus sind, Unheil anzurichten, 21. welche die Leute schuldig sprechen vor Gericht und stellen dem nach, der sie zurechtweist im Tor, und beugen durch Lügen das Recht des Unschuldigen.		
Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Brüder und Schwestern!
Der Prophet Jesaja wirkte in der zweiten Hälfte des 8. vorchristlichen Jahrhunderts, etwa zwischen den Jahren 740 bis 701 v. Chr. Der historische Hintergrund der vorhin verlesenen Worte, ist die brutale Herrschaft der Assyrer, welcher Israel zu jener Zeit ausgesetzt war. Assyrien war eine Weltmacht zu jener Zeit, und betrieb eine aggressive Expansionspolitik. Bekanntlich ist im Jahre 722 v. Chr. das Nordreich Israel mit seiner Hauptstadt Samaria von den Assyrern erobert worden, während das Südreich mit der Hauptstadt Jerusalem der Belagerung aus Jahr 701 v. Chr. standhalten konnte. Etwa 100 Jahre später wurde dann auch das Südreich mit der Hauptstadt Jerusalem von den Babyloniern eingenommen. 
Wenn Jesaja das Ende des «Tyrannen» voraussagt, dann kann dahinter die historische Gestalt des Assyrerkönigs Tiglat-Pileser III. vermutet werden. Doch wie so oft in solchen Fällen, ist nicht nur der äußere Feind eine reale Bedrohung, sondern – und das ist eigentlich noch schlimmer – die Schwachstellen in den eigenen Reihen. Im Jahre 733 v. Chr. nämlich, gab es den sogenannten syrisch-ephraimitischen Krieg. Das Nordreich Israel (auch Ephraim genannt) verbündete sich mit Syrien gegen das Südreich, auch Juda genannt. Der König des Südreiches rief darauf die Assyrer zu Hilfe. Es fand ein richtiger Bruderkrieg statt, der dem äußeren Feind alle Karten in die Hände spielte. Jesaja verurteilt diesen Bruderkrieg aufs heftigste. 
Ganz offensichtlich sieht Jesaja die äußere Not, als eine direkte Folge der inneren Verfehlungen an. Die Tyrannen und Spötter macht der Prophet im eigenen Volk ausfindig, und wenn Tyrannen von draußen über Israel herziehen, so ist das – in der Sicht des Propheten – bloß eine Folge dessen, dass in dem eigenen Volk solche Typen sich breit gemacht haben. Dass seine Landsleute sich auf fremde Mächte und nicht auf Gott verlassen, ist das, was Jesaja ihnen aufs Übelste ankreidet. Der andere Vorwurf ist jener, dass mit den Mitmenschen – vor allem mit jenen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen – in übelster Weise verfahren, Recht gebeugt oder gar gebrochen wird. 
Der Grundtenor des Prophetenwortes ist – bei all den äußeren Widrigkeiten, die es vor Augen hat – trotzdem von einer starken Hoffnung geprägt. Jesaja spricht von einer historischen Wende, und JENE, denen ein besonderer Trost durch den Propheten zukommt, das sind gerade die einfachen Menschen, jene die körperliche oder geistige Gebrechen haben. Aber sogar für die Natur sieht der Prophet eine Verwandlung voraus: der Libanon soll fruchtbares Land werden, und was jetzt fruchtbares Land ist, soll wie ein Wald werden. 
Auch wenn die zwischen der Situationen damals und heute große Unterschiede bestehen, so gibt es aber doch evidente Parallelen. Verantwortliche in Staat und Gesellschaft gehen – unabhängig davon wie nützlich oder schädlich es für das Land und für die Gesamtbevölkerung ist – alle möglichen dubiösen Allianzen ein, schädigen die Volkswirtschaft durch krumme Geschäfte, beugen das Recht derer, die sich nicht wehren können. Menschen verhalten sich so, als ob Gott nicht sehen würde, was sie tun und meinen ihre Taten vor Gott verbergen zu können und keine Konsequenzen befürchten zu müssen. Und dann kommt – so wie jetzt hier in unserm Land – der Wahlkampf, wo sie ohne Schamgefühl wieder das Blaue vom Himmel versprechen, als ob Lüge und Wahrheit einfach so zusammen gehen könnten. 
Aber gerade weil dieses Prophetenwort eine Parallele zwischen der trostlosen und resignativen Situationen damals und heute herstellt, darf es uns zum Trostwort werden. Denn wir glauben fest daran, dass trotz allem Gott im Regimente sitzt, und menschliche Macht zeitlich begrenzt ist. Der Glaube an Gott trägt auch heute, so wie er unsere Vorfahren getragen hat; auch durch Krieg oder Deportation. Gott wir uns – wenn wir auf ihn vertrauen – helfen, das Leben in dieser Welt zu meistern und auch über solche Situation, wie wir sie jetzt erleben, hinweg zu kommen. 
„Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“ Ihm wollen wir danken: dafür das er uns bis zu diesem Tag begleitet und geführt hat. Amen.

Lasst uns beten:
Allmächtiger und gnädiger Gott, wir danken Dir, dass Du uns durch alle Höhen und Tiefen des Lebens in dieser Welt führst und leitest. In Christus hast Du unsere Krankheit und Schmerzen auf Dich genommen und getragen. 
Wir bitten Dich gib uns ein geduldiges Herz und einen gerechten Sinn, dass wir einerseits unser Schicksal aus Deinen Händen annehmen und andererseits dort unsere Stimme erheben, wo es nötig ist.
Wir bitten Dich für alle, die Führungspositionen innehaben. Hilf ihnen, dass sie der Versuchung der Macht nicht erliegen, sondern – dort wo sie Verantwortung tragen – diese Dir zum Wohlgefallen und ihren Mitmenschen zum Segen wahrnehmen.
Gib gute Witterung für die Ernte und lass und dankbar die Gaben und Früchte dieser Erde und den Ertrag der Arbeit unserer Hände annehmen. 
Wir bitten Dich für die Heimatlosen und Gefangenen, die Betrübten und Verlassenen, die Kranken und Sterbenden. Stehe ihnen und uns allen täglich bei mit Deinem Trost und Hilfe.
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde Dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigeren. / und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Segen: 
Es segne und behüte euch der allmächtige und gnädige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen. 



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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13. Sonntag nach Trinitatis – 6. September 2020

A XIII-a Duminică după Sfânta Treime, 6 septembrie 2020 serviciu divin

2020. szeptember 6-an, Szentháromság utáni 13. vasárnap, Istentisztelet


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Wochenspruch – Matthäus 25,40:
Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.

Psalm 112 i. A.
1. Halleluja! Wohl dem, der den HERRN fürchtet, / der große Freude hat an seinen Geboten!
5. Wohl dem, der barmherzig ist und gerne leiht / und das Seine tut, wie es recht ist!
6. Denn er wird niemals wanken; / der Gerechte wird nimmermehr vergessen.
7. Vor schlimmer Kunde fürchtet er sich nicht; / sein Herz hofft unverzagt auf den HERRN.
8. Sein Herz ist getrost und fürchtet sich nicht, / bis er auf seine Feinde herabsieht.
9. Er streut aus und gibt den Armen; / seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich.
	Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

1. Johannes 4,7 - 12
7. Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist aus Gott geboren und kennt Gott. 8. Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe. 9. Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen. 10. Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden. 11. Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben. 12. Niemand hat Gott jemals gesehen. Wenn wir uns untereinander lieben, so bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollkommen.		
Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Brüder und Schwestern!
Insgesamt 15x kommt der Begriff „Liebe“ in diesem doch relativ kurzen Text vor. Was sich zunächst wie eine philosophische Abhandlung über den Liebesbegriff anhört, erweist sich beim näheren Hinsehen als ein Wegweiser für eine ganz praktische Lebenshaltung. Die Grundidee dieses  Bibelwortes ist folgende: Gott schenkt sich uns Menschen durch die Liebe, die in Jesus Christus Gestalt angenommen hat; der Mensch ist gerufen, die Liebe (die er empfangen hat) weiter zu geben. Die deutsche Sprache kennt ein EINZIGES Wort für diesen so gewaltigen, umfassenden und facettenreichen Begriff „Liebe“. Die Ursprache des NT (das Altgriechische) kennt drei Umschreibungen dafür: Eros (die körperliche Liebe), Philia (ein Begriff der mit Freundschaft widergegeben werden kann) und Agape (dieser letztgenannte Begriff ist, man im Deutschen mit Nächstenliebe umschreibt). Dieser letztgenannte Begriff ist Gegenstand unseres heutigen Nachdenkens. Gemeint ist jene Liebe, die sich selbst vergisst und ausschließlich für andere da ist. Agape ist die Art von Liebe, wie wir sie aus vielen Beispielen kennen, beginnend vom barmherzigen Samariter, bis hin zur Diakonie unserer Tage. Agape, die Nächstenliebe ist nicht das Ding einiger weniger Heiligen, oder sollte es nicht sein. Jeder Mensch, der im ANDERN seinen Nächsten (seinen Mitmenschen) sieht und sich dementsprechend auch verhält, leistet das, was wir mit Agape umschreiben. Die Nächstenliebe ist die Vollkommenste, weil sie keine Gegenleistung für sich selbst erwartet. Der Apostel Johannes verwendet große Worte dafür. Er sagt: wenn diese Art von Liebe, die sich Agape nennt unter uns existiert, dann sind wir von Gott geboren und kennen Gott. 
Doch leider gibt es in dieser Welt immer auch jene Orte oder Situationen, wo von dieser Art Liebe, NICHTS zu spüren ist. Und auch das ist nichts Neues. Bereits die Propheten des Alten Testamentes beklagen diesen Zustand. Ohne wirklich plausiblen Grund – die Bibel spricht von Verstockung und Hartherzigkeit – wird Unrecht getan, werden Menschen benachteiligt, wird der Umwelt geschadet. Wie oft werden wir in unserem Alltag mit der Tatsache konfrontiert, dass von dem, was theoretisch so schön klingt, praktisch so wenig umgesetzt wird? Angefangen von kleinen Nachbarsstreitigkeiten und unfreundlichen Worten die man sich gedankenlos an den Kopf wirft, bis hin zu Provokationen auf zwischenstaatlicher Ebene, die bewusst auch militärische Konflikte in Kauf nehmen. Beispiele dafür gibt es immer wieder, und es gibt sie dort, wo man meinte, dass es nicht mehr der Fall sein sollte: in den letzten Tagen etwa wurde der Ton zwischen Griechenland und der Türkei im rauer aufgrund von Unstimmigkeiten bezüglich Grenzziehung im Mittelmeer. Und so ist es nicht verwunderlich, dass so mancher Mensch seine Mühe damit hat, die vielen negativen Erfahrungen des Lebens in dieser Welt, mit dem Grundton des christlichen Glaubens in Einklang zu bringen.
Den Zustand unserer verfallenen Welt zu beklagen bringt uns nicht weiter. Unser Auftrag als Christen ist, dort wo Gott uns hingestellt hat, mit unseren – und sei es auch bescheidenen – Mitteln zu helfen. Wir können nicht den Herrn Trump, Putin oder Ergoğan verändern. Wir können aber in unserem Alltag einem Kranken oder Hilfsbedürftigen unter die Arme greifen. Wir können nicht den Weltfrieden garantieren. Wir können aber Menschen aus dem Umfeld (Arbeitskollegen, Freunde oder Bekannte), die immer Recht haben wollen, die immer nur sich selber in den Vordergrund stellen in Liebe begegnen. Denn wer das tut, der vermittelt nicht mehr und nicht weniger als die Nähe Gottes. Mit Liebe auf Hass und Ignoranz zu antworten, das ist eine wahre Herausforderung des Lebens in dieser Welt. Das kann der Mensch tun, der im christlichen Glauben verankert ist. Es ist jener Glaube, dass Gott uns zuerst geliebt hat, der uns dazu befähigt, Liebe weiter zu geben auch dort wo einem gar nicht danach ist. Wie gesagt: es müssen nicht die großen Gesten sein, z. B. so wenn Politiker medienwirksam Einheit oder Versöhnung inszenieren. Oft sind es die kleinen Dinge, die unseren Mitmenschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern: ein helfender Griff, ein freundliches Wort. Das können tun und das sollten wir auch tun! Amen.

Ich lade dazu ein, mit einem Gebet zu schließen, welches dem Heiligen Franziskus von Assisi zugeschrieben wird:
Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde Dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigeren. / und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

Segen: 
Es segne und behüte euch der allmächtige und gnädige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen. 



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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14. Sonntag nach Trinitatis – 13. September 2020

A XIV-a Duminică după Sfânta Treime, 13 septembrie 2020 serviciu divin

2020. szeptember 13-an, Szentháromság utáni 14. vasárnap, Istentisztelet

Wochenspruch – Psalm 103,2:
Lobe den HERRN meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.

Psalm 146 
1. Halleluja! Lobe den Herrn, meine Seele! /
2. Ich will den Herrn loben, solange ich lebe, / und meinem Gott lobsingen, solange ich bin.
3. Verlasset euch nicht auf Fürsten; / sie sind Menschen, die können ja nicht helfen.
4. Denn des Menschen Geist muss davon, / und er muss wieder zu Erde werden; / dann sind verloren alle seine Pläne.
5. Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist, / der seine Hoffnung setzt auf den Herrn, seinen Gott, 
6. der Himmel und Erde gemacht hat, / das Meer und alles, was darinnen ist; / der Treue hält ewiglich, /
7. der Recht schafft denen, die Gewalt leiden, / der die Hungrigen speiset.
Der Herr macht die Gefangenen frei.
8. Der Herr macht die Blinden sehend. / Der Herr richtet auf, die niedergeschlagen sind. Der Herr liebt die Gerechten.
9. Der Herr behütet die Fremdlinge / und erhält Waisen und Witwen;
aber die Gottlosen führt er in die Irre.
10. Der Herr ist König ewiglich, / dein Gott, Zion, für und für.
Halleluja!
	Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

1. Thessalonicher 5,7 - 12
16. Seid allezeit fröhlich, 17. betet ohne Unterlass, 18. seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch. 19. Den Geist löscht nicht aus. 20. Prophetische Rede verachtet nicht. 21. Prüft aber alles und das Gute behaltet. 22. Meidet das Böse in jeder Gestalt. 23. Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für das Kommen unseres Herrn Jesus Christus. 24. Treu ist er, der euch ruft; er wird’s auch tun.	 Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Brüder und Schwestern!
Menschen unserer heutigen Zeit reagieren in der Regel empfindlich auf Ermahnungen oder Zurechtweisungen. Denn ob zu Recht oder zu Unrecht ausgesprochen: Ermahnungen oder Zurechtweisungen haben etwas Provokatives an sich. Der Ermahnte oder Zurechtgewiesene wird – wenn es aus objektiven Gründen geschieht – auf seine Unzulänglichkeiten hingewiesen und das ist unangenehm. Erst recht unangenehm wird es, wenn aus subjektiven oder fadenscheinigen Gründen Menschen ermahnt oder zurecht gewiesen werden. 
Mir fällt in der letzten Zeit zunehmend auf, dass Kinder etwa, kaum noch ermahnt oder zurechtgewiesen werden. Dabei geht es nicht darum, das Kind fertig zu machen, sondern ihm in allerpositivstem Sinne zu vermitteln, was jetzt und vielleicht auch später für sein Leben bedeutsam sein kann. Paradox an der ganzen Sache ist, dass man sich heute einerseits schwer mit Autoritäten tut, aber andererseits geneigt ist, alle möglichen Pseudoautoritäten oder halbgebildete Influencer gelten zu lassen.
Aus dem 1. Thessalonicherbrief geht hervor, dass ein inniges Freundschaftsverhältnis zwischen Autor und Adressaten besteht. Und trotzdem, oder gerade deshalb ist der Apostel Paulus (im Gegensatz zu Korinth, etwa) eine unangefochtene Autorität in der Gemeinde Thessaloniki. Ob sich die (vorhin verlesenen) Ermahnungen auf konkrete Personengruppen oder auf mögliche existierende Konflikte beziehen ist denkbar, aber nicht unbedingt als zwingend voraus zu setzen. Es kann sich auch ganz allgemein um Themen handeln, die Paulus aufgreift, weil sie wichtig für das allgemeine Selbstverständnis einer christlichen Gemeinde sind. Manche Themen finden wir auch in andern Paulusbriefen, in denen man ganz andere Gemeindesituationen voraussetzen muss, so z. B. die Frage nach Einhaltung gewisser Ordnungen, die Ermahnung zur Nachsicht des Starken dem Schwachen gegenüber oder der unbedingte Vorrang des Guten dem Bösen gegenüber. Wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang auch noch etwas anders: damals – es war zur Mitte des 1. nachchristlichen Jahrhunderts – hegten die Christen eine nahe Parusieerwartung; das heißt sie glaubten fest daran, dass die leibliche Wiederkunft Jesu Christi in diese Welt ganz kurz bevorstehen würde; dass es sich also um Wochen, höchstens um Monate handeln könne. Wer das Ende dieser Welt so kurz bevorstehen sieht, der hat natürlich eine ganz andere Lebensperspektive; der möchte sich auf das Wesentliche konzentrieren. Das alles beherrschende Thema ist die «Heiligung des Lebens im Blick auf die Ewigkeit». 
Es sind eine ganze Reihe von Imperativen, die wir gehört haben. Sollte ich mich dazu entscheiden müssen, einen einzigen Satz als für den ganzen Text aussagekräftig hervorheben zu müssen, dann würde ich beim 21. Vers stehen bleiben: „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“ Und als Erläuterung dazu würde ich die drei Ermahnungen aus den Versen 16, 17 & 18 betrachten: „(16) Seid allezeit fröhlich, (17) betet ohne Unterlass, (18) seid dankbar in allen Dingen“. Diese Ermahnungen umfassen eigentlich alle Lebensbereiche. Einfach ist es nicht, sie in die Praxis umzusetzen. Es bedarf einer kontinuierlichen Arbeit an sich selbst, um dem Ganzen gerecht zu werden. Stellen wir uns einmal vor wie das wäre, wenn uns jemand im Befehlston sagen würde: „Freu dich!“ oder „Sei dankbar!“ oder „Bete in diesem Moment!“ Sich zu freuen, dankbar zu sein oder beten zu können sind Aufforderungen oder Einladungen an Geist, Leib und Seele, der Wirklichkeit Raum zu geben, die in Christus angebrochen ist. Es gilt diese Ermahnungen zu verinnerlichen und täglich neu einzuüben.
Am Schluss unseres Bibelwortes wechselt der Ton. Anstatt Aufforderungen oder Ermahnungen folgt jetzt ein Segenswunsch verbunden mit einer Zusage. In diesem Wunsch des Apostels ist zugleich auch ein Gebet enthalten. Und weil Gott treu ist, besteht die Hoffnung, dass er seinen Segen walten lassen wird. Ich glaube das kann uns zur konkreten Hilfestellung werden; etwa dann, wenn wir – so wie im anfangs erwähnten Beispiel – unsere Kinder ermahnen, aber nicht nur sie. Ermahnungen mit Gebet verbunden und dem Segen Gottes anheimgestellt verlieren das provokative Element und erreichen den Zweck, zu dem sie ausgesprochen worden sind. In diesem Sinne: „Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen … Prüft aber alles und das Gute behaltet.“ Amen.

Lasst uns beten:
Barmherziger Gott, himmlischer Vater! Du ermahnst uns durch die Menschen, die Du zu Deinem Dienst erwählt hast. Gib ihnen das rechte Wort zur rechten Zeit, und lass uns durch ihr Reden und Tun hindurch Deinen Willen erkennen. Leite uns durch Deinen Heiligen Geist, dass wir allezeit fröhlich sind, ohne Unterlass beten und dankbar in allen Dingen sind. Zeige uns, dass Du auch im Leid Gedanken des Friedens mit uns hast. 
Wir bitten Dich für Deine Kirche vor Ort und weltweit. Wir bitten Dich für diese ganze Welt, die Du geschaffen hast und liebst. Besonders bitten wir Dich für die, denen Ämter und Funktionen anvertraut sind. Gib ihnen Weisheit und Verstand, zur rechten Zeit das Rechte zu tun. Stehe den Armen und Kranken, den Notleidenden und Heimatlosen bei und zeige auch uns, wo wir in Deinem Namen helfen dürfen. 

Empfangt den Segen, so wie wir ihn vorhin gehört haben: 
Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für das Kommen unseres Herrn Jesus Christus. Amen.



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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15. Sonntag nach Trinitatis – 20. September 2020

A XV-a Duminică după Sfânta Treime, 20 septembrie 2020 serviciu divin

2020. szeptember 20-an, Szentháromság utáni 15. vasárnap, Istentisztelet

Wochenspruch – 1. Petrus 5,7:
Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.

Psalm 127 und 128 i. A.
Wenn der HERR nicht das Haus baut, / so arbeiten umsonst, die daran bauen.
Wenn der HERR nicht die Stadt behütet, / so wacht der Wächter umsonst.
Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht / und hernach lange sitzet 
und esset euer Brot mit Sorgen; / denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf. 
Wohl dem, der den HERRN fürchtet / und auf seinen Wegen geht!
Du wirst dich nähren von deiner Hände Arbeit; / wohl dir, du hast’s gut.
	Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

1. Mose 2,4b – 7
4b. Es war zu der Zeit, da Gott der HERR Erde und Himmel machte. 5. Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen. Denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; 6. aber ein Strom stieg aus der Erde empor und tränkte das ganze Land. 7. Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.	 
Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Brüder und Schwestern!
Seit Menschengedenken faszinieren Geschichten über die Entstehung der Welt (im wissenschaftlichen Sprachgebrauch Kosmogenese genannt), und vor allem Geschichten über die Entstehung des Menschen (die so genannte Anthropogenese). Jede Kultur und jede Religion kennt sie. Auch in der Bibel finden wir diese Geschichten.
Einer der größten Denkfehler seit der beginnenden Neuzeit ist aber, dass Menschen immer wieder diese Erzählungen über den Ursprung allen Seins in Konkurrenz zu naturwissenschaftlichen Erklärungsmodellen gesehen und gestellt haben. Wenn man sich diese Texte aber genau ansieht, dann merkt man: nicht die Frage nach der Entstehung des Universums und der Entwicklung der Arten steht im Mittelpunkt, sondern vielmehr die Frage nach dem, was das Wesen des Menschen ausmacht und was für einen Sinn das Leben in dieser Welt hat. Und wenn man noch genauer hinsieht, dann fällt auf: die Bibel setzt gleich am Anfang in den ersten beiden Kapiteln der Genesis mit zwei Schöpfungsberichten ein, Berichte, die unterschiedliche Akzente setzen. Das ist als Verstehenshilfe an zu sehen und ein Beweis dafür, dass solche Bilder (auch wie wir sie im vorhin verlesenen Bibelwort aus dem 2. Schöpfungsbericht gehört haben) NICHT beanspruchen Theorie der Weltentstehung zu sein, sondern uns den SINN des Daseins erschließen wollen. 
Selbst wenn sämtliche wissenschaftlichen Fragen beantwortet wären (was sie aber NICHT sind), wären unsere Lebensfragen es längst NICHT. Vor allem die eine Frage, worauf wissenschaftlich NICHT geantwortet werden kann (und diese Frage gewinnt im Zeitalter der künstlichen Intelligenz zunehmend an Brisanz), ist und bleibt diese: Woraus erschließt sich uns der Lebenssinn? Die Bibel sagt: der Lebenssinn erschließt sich uns nur dann, wenn wir wissen, wem sich das Leben verdankt. Die Erde – obwohl schon geschaffen – ist leer, solange 1) Gott nicht gestaltend eingreift und 2) der Mensch noch nicht da ist. Kommen und Wachsen hängen ab von Gott und vom Menschen. 
Die Bilder des Schöpfungsberichtes müssen also symbolisch und typologisch gedeutet werden. Im Namen Gottes, der im Althebräischen, das nur Konsonanten kennt, mit JHWH wiedergegeben ist, ist der Wortstamm bzw. das Verb HJH enthalten. „Hajjah“ bedeutet im Hebräischen SEIN! Das unpersönliche Sein bekommt einen persönlichen Namen: „GOTT“ oder „HERR“. Und Gott tritt in Beziehung zum Menschen, noch bevor dieser geschaffen ist. Es wird berichtet, dass zuerst nur Erde da ist, aus welcher dann ein Wasserschwall hervorbricht; dieser feuchtet den trockenen Staub vom Acker und macht ihn formbar → und der Mensch wird durch Gott geformt. „Adam“ ist Eigenname und Gattungsname zugleich und wird gebildet von dem Begriff „adamah“, was auf Hebräisch «Ackererde» bedeutet. 
Wissen Evolutionstheorie und moderne Kosmologie mehr, wenn sie das Leben aus dem Wasser sich entwickeln sehen und den Menschen als aus Staub gebildet annehmen? Dies Paradoxon definiert uns: der Mensch ist ein Erdklumpen. Das Wunder daran ist, dass er atmen kann. 
Das was im Deutschen als «Lebendiges Wesen» wiedergegeben ist, kann als Spiegelübersetzung des Hebräischen als „Atmendes Sein“ oder „Atmende Seele“ übersetzt werden. Im Sinne dieses biblischen Begriffes HAT der Mensch KEINE „Seele“, sondern der Mensch IST „Seele“, wie er auch Leib IST! 
Ein jüdischer Gelehrter (Rabbi Bunam) hat einmal gesagt: „Ein Mensch muss über seinen Schultern zwei Taschen tragen, um, je nach Bedarf, entweder in die eine oder in die andere greifen zu können. In der rechten Tasche liegt das Wort »Um meinetwillen ist die Welt erschaffen worden«. In der linken Tasche aber, befindet sich das Wort »Ich bin Erde und Asche. «“
Das ist das Spannungsfeld, in dem sich unser Leben bewegt. Unsere Leben hat einen Anfang und ein Ende, die bei oder in Gott liegen. Darum gilt, was der Wochenspruch (aus dem 1. Petrusbrief 5,7) uns sagt: „Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ Amen.

Lasst uns beten:
Allmächtiger, barmherziger Gott! Deine Güte ist jeden Morgen über uns neu und Deine Treue ist groß. Erleuchte unsere Augen und lass uns erkennen, dass Du für uns sorgst und in aller Versuchung und Anfechtung bei uns bist.
Wir bitten Dich für Deine Kirche hier vor Ort und weltweit. Gib ihren Mitarbeitenden Kraft, dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden können. Wir bitten Dich für unser Land und für diese ganze Welt. Gib den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft ein weises Herz und einen gerechten Sinn.
Wir bitten Dich für das tägliche Brot. Gib gute Witterung für die Ernte und lass uns dankbar die Früchte des Feldes und den Ertrag unserer Arbeit aus Deinen Händen annehmen.
Wir danken Dir, dass Du uns geschaffen hast, und unsere Gebete so erhörst, wie es zu unserem Heil nötig ist. 
Vater unser im Himmel …

Segen: 
Es segne und behüte uns der allmächtige und gnädige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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16. Sonntag nach Trinitatis – 27. September 2020

A XVI-a Duminică după Sfânta Treime, 27 septembrie 2020 serviciu divin

2020. szeptember 27-en, Szentháromság utáni 16. vasárnap, Istentisztelet

Wochenspruch – 2. Timotheus 1,10b:
Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.

Psalm 68 i. A.
4. Die Gerechten aber freuen sich / und sind fröhlich vor Gott und freuen sich von Herzen.
5. Singet Gott, lobsinget seinem Namen! / Macht Bahn dem, der auf den Wolken einherfährt; / er heißt HERR. / Freuet euch vor ihm!
6. Ein Vater der Waisen und ein Helfer der Witwen / ist Gott in seiner heiligen Wohnung,
7. ein Gott, der die Einsamen nach Hause bringt, / der die Gefangenen herausführt, dass es ihnen wohl gehe; / aber die Abtrünnigen bleiben in dürrem Lande.
20. Gelobt sei der Herr täglich. / Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch.
21. Wir haben einen Gott, der da hilft, / und einen Herrn, der vom Tode errettet.
27. »Lobet Gott in den Versammlungen, den HERRN, / ihr vom Brunnen Israels.«
	Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Hebräer 10,35 – 36.39
35. Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. 36. Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt. 	
Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!
Liebe Brüder und Schwestern!
Ich gebe zu, dass ich mich manchmal schwer damit tue, Dinge weg zu werfen. Kennen Sie das nicht auch: alte Zeitungen stapeln sich auf der Eckbank in der Küche, weil da ein Artikel drin stand, den man später noch mal lesen wollte? Oder: Leere Flaschen und Gläser reihen sich in der Speisekammer aneinander, weil man sie im nächsten Herbst wieder zum Einlegen brauchen könnte? Oder: auf dem Dachboden sammeln sich Verpackungskartons, weil man ja immer wieder so etwas nötig hat? 
Eine mühsame Arbeit ist es, das was man noch gebrauchen könnte, vom Unnötigen zu trennen. Und trotzdem ist es bitter nötig, diese Unterscheidung vorzunehmen, denn sonst quillt irgendwann die Wohnung über. Andererseits besteht jedoch immer auch die Gefahr, Dinge wegzuwerfen, die man noch gut hätte verwenden können. Das gilt im Blick auf materielle Dinge, welche nur eine kurze Gebrauchszeit haben und dann entsorgt werden (wir sprechen heute von einer «Wegwerfgesellschaft»). Es gilt aber auch im Blick auf immaterielle Werte, wie: Freundschaft, Treue oder Verbindlichkeit, denn eines der Charakteristika der Zeit in der wir leben ist die Bindungslosigkeit. 
Das vorhin verlesene Bibelwort fordert dazu auf, vorsichtig mit dem „Wegwerfen“ zu sein: „Werft euer Vertrauen nicht weg!“ haben wir gelesen. Der griechische Begriff, den unsere deutsche Übersetzung mit «Vertrauen» wiedergibt heißt „παρρησία“ und hat im Altgriechischen eine vielschichtige Bedeutung. „Paräsia“ kann auch mit «Mut», «Zuversicht» oder «Offenheit» wiedergegeben werden. Also: „Werft euer Vertrauen [euren Mut, eure Zuversicht, eure Offenheit] nicht weg“. So lautet die Aufforderung an die junge christliche Gemeinde. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat der uns unbekannte Verfasser des Hebräerbriefes die Christenverfolgungen am Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts im Blick. Vor allem der römische Kaisers Domitian (welcher zwischen den Jahren 81 – 96 n. Chr. herrschte) war ein besonders hartnäckiger Christenverfolger. Da die Repressalien wann immer eintreten konnten, war die Unsicherheit groß und so mancher Christ wurde an seinem Glauben irre. Die Frage nach dem «Wert» des christlichen Glaubens stellte sich mit Nachdruck. 
Unsere heutige Situation ist mit jener, die der Hebräerbrief voraussetzt kaum vergleichbar. Wegen seinem Glauben wird heute niemand verfolgt; zumindest nicht in unserem Umfeld. Das ist an vielen Orten dieser Welt ganz anders. Wir leben in einer Zeit des freien Marktes auch im Blick auf religiöse Angelegenheiten. Und wir leben in einer Zeit, in der es den meisten Menschen materiell, doch relativ gut geht. Zumindest so gut, dass man von Gott wenig oder immer weniger erwartet. Erfolgserlebnisse werden in der heutigen Zeit weniger auf spirituellem Gebiet, sondern eher in weltlichen Dingen gesucht. Besser bezahlte Arbeitsplätze oder schnellere Autos sind eher im Trend als mehr Zeit für Kinder und Familie zu haben, oder selbstlos jemandem unter die Arme zu greifen. 
Die Frage „Was bringt mir der Glaube?“ ist damit aber nicht weniger aktuell als damals. Allerdings ist der Hintergrund der Frage ein ganz anderer. In einer säkularen und individualisierten Welt, in welcher es für alle möglichen Dinge einen Ersatz gibt (angefangen vom Süßstoff für Zucker bis hin zu virtuellen Partnerschaften für die Ehe), gibt auch der Markt für Weltanschauungen alles her. Es ist nicht mehr selbstverständlich dem christlichen Glauben anzuhängen oder einer Kirche anzugehören. Die Warnung „Werft euer Vertrauen nicht weg“ hat darum mitnichten an Brisanz verloren, sie ist im Gegenteil aktueller denn je. Und dazu kommt noch ein zweites, was sich wie ein Wunsch anhört: „Geduld habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt.“ Die Begriffe «Geduld» und «Vertrauen» klingen so altbacken und sind doch wichtigste Tugenden im Leben eines Christenmenschen. Möge uns diese Wichtigkeit aufs Neue bewusste werden, damit wir Gottes Willen tun können und das Verheißene empfangen. Amen.

Lasst uns beten:
Allmächtiger, barmherziger Gott! Du hast Dich über Deine Geschöpfe erbarmt und uns die Rettung vom ewigen Tode verheißen. Wir danken Dir dafür.
Wir bitten Dich aufs Neue: schenke uns Geduld und Vertrauen, die uns unser Leben lang begleiten. Lass uns nach Deinem Willen fragen und ihn tun, damit wir empfangen, was Du uns verheißen hast. 
Wir bitten Dich für jene Menschen, die am heutigen Wahltag mit politischen Mandaten für Gemeinden, Städte und Landkreise betraut werden. Schenke Ihnen Herz und Verstand, dass sie das tun, was für die Allgemeinheit gut und richtig ist.
Wir bitten Dich für Ernte auf den Feldern und in den Weinbergen. Lass uns dankbar empfangen, was Du uns in Gnade täglich schenkst.
Vater unser im Himmel …

Segen: 
Es segne und behüte uns der allmächtige und gnädige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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17. Sonntag nach Trinitatis – 4. Oktober 2020

A XVII-a Duminică după Sfânta Treime, 4 octombrie 2020 serviciu divin

2020. oktober 4-en, Szentháromság utáni 17. vasárnap, Istentisztelet

Wochenspruch – 1. Johannes 5,4c:
Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.

Psalm 25,8 - 15
8. Der HERR ist gut und gerecht; / darum weist er Sündern den Weg. 9. Er leitet die Elenden recht / und lehrt die Elenden seinen Weg. 10. Die Wege des HERRN sind lauter Güte und Treue / für alle, die seinen Bund und seine Zeugnisse halten. 11. Um deines Namens willen, HERR, / vergib mir meine Schuld, die da groß ist! 12. Wer ist es, der den HERRN fürchtet? / Er wird ihm den Weg weisen, den er wählen soll. 13. Der wird im Guten wohnen, / und seine Kinder werden das Land besitzen. 14. Am Rat des HERRN haben teil, die ihn fürchten; / und seinen Bund lässt er sie wissen.
15. Meine Augen sehen stets auf den HERRN; / denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen.
	Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Matthäus 15,21 - 28
22. Eine kanaanäische Frau kam zu Jesus und schrie: „Ach, Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt.“ 23. Er aber antwortete ihr kein Wort. Da traten seine Jünger zu ihm, baten ihn und sprachen: „Lass sie doch gehen, denn sie schreit uns nach.“ 24. Er antwortete aber und sprach: „Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“ 25. Sie aber kam und fiel vor ihm nieder und sprach: „Herr, hilf mir!“ 26. Aber er antwortete und sprach: „Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde.“ 27. Sie sprach: „Ja, Herr; aber doch essen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“ 28. Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: „Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter wurde gesund zu derselben Stunde.“
Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!


Liebe Brüder und Schwestern!
Die Handlung dieser neutestamentlichen Geschichte ist befremdlich, beeindruckend und erstaunlich. Erstens fällt auf, dass Jesus nicht, wie man es sonst von ihm gewohnt ist, sofort und voller Erbarmen auf den Hilferuf der Frau reagiert, sondern diese gleich dreimal schroff zurück weist. Es begegnet uns hier nicht der „liebevoll zugewandte Jesus“, im Gegenteil: seine Unwilligkeit ist befremdlich. Zweitens ist das Verhalten der Frau auffällig: sie lässt sich durch Jesu ablehnende Art keineswegs von ihrem Vorhaben abbringen. Mit Mut und Zähigkeit versucht sie ihn von der Wichtigkeit ihres Vorhabens zu überzeugen. Sie kann sogar den harten und xenophoben Vergleich vom Brot der Kinder, das man nicht den Hunden gibt – ein Vergleich der sie entwürdigt und erniedrigt – schlagfertig umkehren; das ist beeindruckend. Und drittens gibt diese Geschichte, wie kaum eine andere im Neuen Testament, Zeugnis davon, dass Jesus selbst lernfähig ist. Die Art dieser Frau beeindruckt ihn und im Laufe des Gespräches ändert er seine Haltung ihr gegenüber. Jesus wird uns hier nicht als der Gottessohn vor Augen geführt, der alles schon im Voraus weiß, sondern als einer, der sich korrigieren lässt. Das ist erstaunlich. 
Der Spannungsbogen des Erzählers ist bemerkenswert. Was uns – am Anfang der Geschichte – irritiert, ist Jesu Verhalten, welches dem Bild, das wir von ihm haben, widerspricht. Es ist schlicht und ergreifend unverständlich, wie er Menschen ausgrenzt und erniedrigt, wie er hart und lieblos reagiert. Der Grund, warum der Evangelist Matthäus diese Begebenheit erzählt, ist wahrscheinlich ein pädagogischer. Die ersten Christen (so auch jene, für die Matthäus sein Evangelium niederschreibt) waren Juden. Sie waren in dem Glauben erzogen worden, dass das Heil der Welt ALLEIN dem Hause Israel, dem, aus ihrer Sicht auserwählten Volk Gottes, vorbehalten wäre. Die Jünger sagen denn auch nicht „Hilf der Frau!“, sondern „Lass sie gehen!“ Auch wenn Israel und Kaanan geografisch nahe beieinander sind, so lagen damals schon Welten kultureller, religiöser und sozialer Natur dazwischen. Die Kaananäer waren in jüdischer Sicht einfach nur Menschen einer unteren Klasse. Die eine Erkenntnis dieser Geschichte ist also jene, dass Jesus die Tragweite seiner Sendung (eben nicht nur zu den Juden, sondern auch zu anderen Völkern) in der Begegnung mit dieser Frau neu erkennt und definiert. Die Dramatik der Szene erfährt im letzten Satz ihre Auflösung: ein starker Glaube hat erfolgversprechende Aussichten. Das Wunder ist nicht die Heilung der Tochter dieser Frau, sondern ihr Glaube. Dieser Glaube ist nicht eine Folge des Wunders, sondern seine Voraussetzung; das ist die zweite Erkenntnis. 
Die kanaanäische Frau – die durch die Krankheit ihrer Tochter sicherlich selbst an den Rand ihrer Kräfte gekommen war – darf uns als Beispiel dienen. Auch wenn das Leben uns erniedrigende und anstrengende Situationen beschert, so ist das kein Grund, klein beizugeben. Sicherlich wünschen wir uns die angenehmen und frohen Momente. Aber dieses Leben ist kein Wunschkonzert. Gerade an der Stelle, wo nichts mehr läuft – wenn schwere Krankheit ans Bett bindet, wenn Kummer erdrückt, wenn kein Ausweg in Sicht ist – gerade dann gilt es, Gott im Gebet anzurufen. „Du musst Gott im Gebet die Ohren reiben, bis sie heiß werden.“ – hat es Martin Luther in seiner unverkennbaren Art formuliert. Wenn wir uns diese Geschichte als Beispiel nehmen, dann ist es wohl erlaubt Gott im Gebet auch richtiggehend zu bedrängen. Glaubend dürfen wir also auf Gott vertrauen, denn: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ Amen.

Lasst uns beten:
Ewiger Gott, gütiger Vater! Du hast Dich uns in Christus offenbart, als Helfer und Erretter. Du hast uns verheißen, dass wir im Leben wie im Tod mit Dir verbunden bleiben. Wir danken Dir dafür.
Wir bitten Dich, stärke unseren Glauben, dass wir den Versuchungen dieser Welt recht begegnen können und uns jederzeit (vor allem aber in Not und Schwachheit) auf Dich und Dein Heil besinnen. Begleite uns mit Deiner Gnade auch weiterhin, und lass uns nicht über unsere Kräfte versucht werden. 
Wir bitten Dich für jene Menschen, die in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik Verantwortung tragen. Schenke Ihnen ein hörendes Herz und einen gerechten Sinn.
Wir bitten Dich für die Notleidenden und Kranken, die Obdachlosen und Verzweifelten. Sei Du mit jedem Einzelnen in seiner besonderen Situation. 
Wir bitten Dich für eine gute Witterung jetzt in der Erntezeit, und danken Dir, dass Du auch in diesem Jahr uns reichlich segnest.
Vater unser im Himmel …

Segen: 
Es segne und behüte uns der allmächtige und gnädige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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18. Sonntag nach Trinitatis – 11. Oktober 2020

A XVIII-a Duminică după Sfânta Treime, 11 octombrie 2020 serviciu divin

2020. oktober 11-en, Szentháromság utáni 18. vasárnap, Istentisztelet

Wochenspruch – 1. Johannes 4,21:
Dies Gebot haben wir von ihm, dass wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.

Psalm 1,1 - 6
1. Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen / noch tritt auf den Weg der Sünder / noch sitzt, wo die Spötter sitzen, 2. sondern hat Lust am Gesetz des HERRN / und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht! 3. Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, / der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. / Und was er macht, das gerät wohl. 4. Aber so sind die Gottlosen nicht, / sondern wie Spreu, die der Wind verstreut. 5. Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht / noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten. 6. Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, / aber der Gottlosen Weg vergeht.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Markus 15,28 - 31
28. Es trat zu Jesus einer von den Schriftgelehrten, der ihnen zugehört hatte, wie sie miteinander stritten. Und als er sah, dass er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches ist das höchste Gebot von allen? 29. Jesus aber antwortete ihm: Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, 30. und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften«. 31. Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3.Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese. 32. Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Meister, du hast wahrhaftig recht geredet! Er ist nur "einer”, und ist kein anderer außer ihm; 33. und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüt und von allen Kräften, und seinen Nächsten lieben wie sich selbst, das ist mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer. 34. Als Jesus aber sah, dass er verständig antwortete, sprach er zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und niemand wagte mehr, ihn zu fragen.
Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Brüder und Schwestern!
Das sogenannte Doppelgebot der Liebe ist eine über Raum und Zeit hinweg gültige Verhaltensregel. Alle drei synoptischen Evangelien – Matthäus, Markus und Lukas – bringen dieses Gespräch zwischen Jesus und dem Schriftgelehrten, allerdings mit Akzentverschiebungen. Während der Evangelist Matthäus es fast wortgleich mit Markus (dem soeben gehörten Text) bringt, lässt der Evangelist Lukas Jesus mit einer Gegenfrage antworten und dann den Schriftgelehrten sich selber die Antwort geben. Vor allem aber folgt dann im Lukasevangelium – herausgefordert durch die Frage des Schriftgelehrten „Wer ist denn mein Nächster?“ – eines der bekanntesten und beeindruckendsten Gleichnisse Jesu, nämlich jenes vom barmherzigen Samariter. Doch darüber haben wir jetzt nicht zu befinden. Unser Bibelwort über die Frage nach dem höchsten Gebot bleibt bemerkenswerter Weise bei der Theorie.
In dieses Gespräch zwischen Jesus und dem Schriftgelehrten ist ein Text aus dem Alten Testament eingebettet, der zu dem heiligsten gehört, was die hebräische Bibel enthält: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften.« Es handelt sich um ein Zitat aus dem 5. Buch Mose (Dt. 6,4-5) und es ist – wenn man so will – das Glaubensbekenntnis des Volkes Israel. Mit diesem und durch dieses Glaubensbekenntnis hatte sich seinerzeit das Volk Israel definitiv vom Polytheismus abgewandt und bekannte damit seinen Glauben an einen einzigen Gott. Diesem Gott, der allein der Herr ist, dem soll man mit seinem ganzen Wesen anhangen. Lieben soll man ihn: von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen Kräften. So weit, so klar und unmissverständlich.
Was an dieser Geschichte – so wie sie der Evangelist Markus überliefert – auffällt, ist die völlige harmonische Übereinstimmung zwischen Jesus und dem Schriftgelehrten, welche in der Zusage Jesu an den Schriftgelehrten gipfelt: „Du bist nicht fern vom Reich Gottes.“ Diese Zuneigung ist in den Evangelien eher die Ausnahme. Das Verhältnis zwischen Jesus und der religiösen Oberschicht der damaligen Gesellschaft (Priester, Schriftgelehrte, Pharisäer, Sadduzäer) war eher ein angespanntes. Jesus eckte an durch seinen Nonkonformismus; vor allem aber geschah es immer wieder, dass Jesus jene, welche in religiösen Dingen das Sagen hatten, der Scheinheiligkeit überführte. Von all dem ist diesem Gespräch über das höchste Gebot, gar nichts zu finden. Ob es daran liegt, dass es hier um die reine Theorie geht? Der Schriftgelehrte wiederholt noch einmal mit einer eigenen Anmerkung, was Jesus über die Gottesliebe sagt. Die Nächstenliebe wird am Ende auch noch kurz erwähnt, aber es klingt so wie „ferner liefen“. Man ist sich einig darüber, wie es in der Theorie zu funktionieren hat. Aber wie bleibt es mit der praktischen Anwendung?
Einer guten praktischen Anwendung, geht eine durchreflektierte Theorie voraus. Die bekommen wir in diesem Bibelwort geboten. Es liegt an uns selber, an jedem und jeder EINZELNEN, wie diese Theorie in die Praxis umgesetzt wird. Bevor wir darüber sinnieren, was in dieser Welt alles getan werden könnte und vor allem was die anderen tun sollten, kommt es schlicht und ergreifend auf das an, was der Wochenspruch aus dem 1. Johannesbrief so zusammenfasst: „Dies Gebot haben wir von ihm, dass wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.“ Amen.

Lasst uns beten:
Ewiger Gott, gütiger Vater! Du begegnest uns täglich in unseren Mitmenschen. Lass uns Dir mit unserem ganzen Wesen anhangen und lass unsere Liebe zur Dir in der Zuwendung zu unserem Mitmenschen konkrete Formen annehmen.
Wir bitten Dich für diese Welt, in der Vieles im Argen liegt. Lass die Verantwortlichen gangbare Wege ausloten und beschreiten und zeige jedem einzelnen von uns, wo wir unsern Teil dazu beitragen können. Begleite uns auch in dieser Zeit mit Deiner Gnade, und hilf uns, unserer Berufung gerecht zu werden.
Wir bitten Dich für eine gute Witterung jetzt in der Erntezeit. Lass uns dankbar all das empfangen, was Du uns schenkst.
Vater unser im Himmel …

Segen: 
Es segne und behüte uns der allmächtige und gnädige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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19. Sonntag nach Trinitatis – 18. Oktober 2020

A XIX-a Duminică după Sfânta Treime, 17 octombrie 2020 serviciu divin

2020. oktober 18-an, Szentháromság utáni 19. vasárnap, Istentisztelet

Wochenspruch – Jeremia 17,14:
Heile du mich, HERR, so werde ich heil; / hilf du mir, so ist mir geholfen.

Psalm 32,1 - 5.10 - 11
1. Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, / dem die Sünde bedeckt ist! 2. Wohl dem Menschen, dem der HERR die Schuld nicht zurechnet, / in dessen Geist kein Falsch ist! 3. Denn da ich es wollte verschweigen, / verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Klagen. 4. Denn deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir, / dass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird. 5. Darum bekannte ich dir meine Sünde, / und meine Schuld verhehlte ich nicht. // Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen. / Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde. 10. Der Gottlose hat viel Plage; / wer aber auf den HERRN hofft, den wird die Güte umfangen. 11. Freuet euch des HERRN und seid fröhlich, ihr Gerechten, / und jauchzet, alle ihr Frommen.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Jakobus 5,13 - 16
13. Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. 14. Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn. 15. Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden. 16. Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. 		Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!

Liebe Brüder und Schwestern!
Wer mit der liturgischen Praxis der orthodoxen Kirche ein wenig vertraut ist, der weiß dass jeweils am Freitag das Krankengebet vollzogen wird. Eine der wichtigsten Bedingungen diesen Krankengebetsgottesdienst abzuhalten ist jene, dass mehrere Priester daran teilnehmen müssen. Die Tradition sieht die biblische Zahl sieben vor; wenn nicht so viele zusammen kommen können, dann sollten es wenigstens drei sein. Was die wenigsten Laien wissen ist, dass die Begründung für diese liturgische Praxis dem soeben verlesenen Bibelwort aus dem Jakobusbrief entstammt: „Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn.“ Das Amt der Ältesten in der Urchristenheit wurde wenige Generationen später bereits an Spezialisten (sprich: an die geweihten Priester) delegiert. In der orthodoxen (aber auch in der katholischen) Kirche zählt die Salbung mit geweihtem Öl zu den sieben Sakramenten. Auch wenn diese Krankensalbung in unserem protestantischen Bereich nicht mehr gängige Praxis ist, so ist es das Gebet aber umso mehr, oder sollte es sein. 
Die Realität in der wir leben, sieht so aus, dass Behandlung von Krankheiten heutzutage gemeinhin in den Verantwortungsbereich der Medizin verwiesen wird. Vom Arzt erhofft man sich das heilende Medikament oder die richtige Operation. Der eine oder die andere betet vielleicht auch, oder bittet einen Pfarrer dieses zu tun. Die konkrete Hilfe erwartet man dann aber doch eher aus dem Krankenhaus, denn aus der Kirche. Dabei wird aber oft verdrängt, dass der Mensch mehr ist, als die Summe seiner Körperteile und Gesundheit eine komplexere Angelegenheit ist, als dass einzelne Körperteile wieder funktionstüchtig sind oder gemacht werden. Körperliche Beschwerden stehen nicht selten in engem Zusammenhang mit seelischen Leiden. Gerade diese Zeit der Pandemie macht uns dies aufs Neue bewusst: der Virus generiert wohl dort wo er um sich greift körperliche Beschwerden und muss medikamentös behandelt werden. Aber er erzeugt bei weitaus mehr Menschen, die ihn gar nicht kontaktiert haben, Angst und Schrecken, also seelische Beschwerden. Seine virtuelle Präsenz in den Medien, in Gesprächen, im Hinterkopf erzeugt nicht geringe Schäden. Wir verwechseln oft Symptome mit Ursachen und kurieren daher an falscher Stelle. Damit wir uns nicht falsch verstehen: natürlich soll, ja muss aus medizinischer Sicht alles menschenmögliche getan werden, um jemandem zu konkret zu helfen. Die Frage, die ich mir als Theologen aber stellen muss, ist jene, was aus der Sicht des Glaubens und der Spiritualität getan werden kann und soll?
Aus dem vorhin gehörten Bibeltext geht hervor ist, dass Krankheit mit Sünde im Zusammenhang gesehen werden müssen. Sünde bedeutet Gottesferne. Gottesferne ist kein gesunder Zustand. Gesund werden bedeutet eben nicht nur von einem körperlichen Gebrechen geheilt zu werden, sondern immer auch geistliche Heilung zu erfahren oder mit Gott ins Reine zu kommen. Ja mehr noch: auch wenn keine körperliche Heilung in Sicht ist – und damit müssen wir als sterbliche Menschen irgendwann einmal rechnen – so ist gerade die geistliche Heilung das wichtige und erstrebenswerte, damit wir nicht Schaden an unserer Seele nehmen. Es gibt keine 100%-tige Garantie, dass ein kranker Mensch körperlich wieder gesund wird, auch wenn aus medizinischer Sicht heute sehr viel mehr möglich ist im Vergleich zu vergangenen Epochen. Es gibt aber die Gewissheit, dass Gott unser Gebet erhört, vor allem dann wenn dieses ernsthaft ist. Diese Zuversicht, dass wir mit Gott im Reinen sind, oder – wenn es nicht der Fall sein sollte – ins Reine kommen können, ist ein großer Trost. Wenn dazu auch noch die körperliche Gesundheit kommt, dann dürfen umso dankbarer sein. Amen.

Lasst uns beten:
Allmächtiger Gott, Du bist unser Schöpfer. Lass uns das Geheimnis unserer Existenz verstehen, und lass Dein Licht unsere Seele durchdringen. Schenke und Vertrauen in Deine Barmherzigkeit, und sei unser Schutz in bösen Zeiten.
Mach uns fähig, Schmerz auszuhalten, wenn es sein muss, und ihm zu widerstehen, wo wir dagegen ankämpfen können. Lass uns an unsern Leiden stärker werden, indem wir uns auf Jesu Liebe, die ans Kreuz ging, besinnen.
Wir danken Dir, Vater, dass Du uns geschaffen hast.
Wir danken Dir, Herr Christe, dass Du uns erlöst hast.
Wir danken Dir, Heiliger Geist, dass Du uns mit Deiner Kraft heilst und heiligst.
Vater unser im Himmel …

Segen: 
Es segne und behüte uns der allmächtige und gnädige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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20. Sonntag nach Trinitatis, Erntedank – 25. Oktober 2020

Ziua Recunoștinței, 25 octombrie 2020 serviciu divin

2020. oktober 25-an, Arató-hálaünnep, Istentisztelet


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Gottesdienst aus dem Schäßburger Kirchenbezirk



Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!

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