Gottesdienste Weihnachtszeit 2020
1. Weihnachtstag (25.12.2020)Altjahrsabend (31.12.2020)3. Advent (3.1.2021)Weihnachten – 25. Dezember 2020
Crăciun, 25 decembrie 2020 serviciu divin
2020. november 25-an, Karácsony, Istentisztelet
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Wochenspruch – Johannes 1,14a:
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit
Psalm 96
1. Singet dem HERRN ein neues Lied; / singet dem HERRN, alle Welt! 2. Singet dem HERRN und lobet seinen Namen, / verkündet von Tag zu Tag sein Heil! 3. Erzählet unter den Heiden von seiner Herrlichkeit, / unter allen Völkern von seinen Wundern! … 6. Hoheit und Pracht sind vor ihm, / Macht und Herrlichkeit in seinem Heiligtum. 7. Ihr Völker, bringet dar dem HERRN, / bringet dar dem HERRN Ehre und Macht! … 10. Sagt unter den Heiden: Der HERR ist König. / Er hat den Erdkreis gegründet, dass er nicht wankt. Er richtet die Völker recht. 11. Der Himmel freue sich, / und die Erde sei fröhlich, 13b. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit / und die Völker mit seiner Wahrheit.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Titus 3,4 – 7
4. Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands, 5. machte er uns selig – nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit – durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im heiligen Geist, 6. den er über uns reichlich ausgegossen hat durch Jesus Christus, unsern Heiland, 7. damit wir, durch dessen Gnade gerecht geworden, Erben des ewigen Lebens würden nach unsrer Hoffnung.
Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!
Liebe Festgemeinde!
Das Weihnachtsfest ist von einer extremen Sensibilität geprägt. Mehr als sonst ist zu Weihnachten das intensive menschliche Verlangen nach Geborgenheit zu beobachten. In jedem Menschen ist eine Sehnsucht nach Heimat bzw. ein Bedürfnis nach Rückkehr zu Vertrautem da. Bei manchem schwingt auch die Angst mit, dass es so nicht mehr werden kann, wie es dereinst einmal war. Dies hängt wohl auch damit zusammen, dass dieses Hochfest sehr stark mit Kindheitserinnerungen in Verbindung steht.
Als vor 31 Jahren der eiserne Vorhang fiel, die Grenzen sich öffneten und die meisten siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaften sich auflösten, war eines der Trauermotive auch jenes, dass das Feiern hoher Feste in althergebrachter Form nicht mehr möglich sein würde. Sicherlich ging das Leben weiter und es kam auch jedes Jahr Weihnachten wieder. Etwas war aber an jener Befürchtung dran. Weihnachten konnte vielerorts nicht mehr so gefeiert werden wie vormals, aus unterschiedlichen Gründen: weil es keine Kinder mehr gab, die Gedichte aufsagten oder weil die entsprechenden Musiker fehlten oder weil die für den organisatorischen Teil zuständigen Leute nicht mehr da waren. In diesem Jahr kann man nun aus epidemiologischen Gründen nicht zusammen kommen; das haben wir so noch nicht erlebt. Das Gefühl, etwas verloren zu haben, wird man nicht los.
All diese äußeren Dinge weisen aber auf etwas viel Tiefgründigeres hin. Dem Menschen ist in der Tat etwas abhanden gekommen. Eigenverschuldet hat der Mensch sich in eine Situation hineinmanövriert, aus der herauszukommen er aus eigener Kraft nicht in der Lage ist. Erlösung oder Befreiung ist ein Attribut, welches Gott alleine vorbehalten ist.
Die Weihnachtsbotschaft macht nun aber deutlich, dass jeder Heimatlose Heimat finden kann und dass jeder Verlorene in das Vertraute zurückkehren kann!
Im Titusbrief haben wir vorhin von der „Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands“ gehört. Diese „Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands“ ist zu Weihnachten sichtbar und spürbar geworden. Diese Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes hat uns eine geistliche Heimat geschaffen. Die biblische Botschaft ist jene, dass Gott uns von innen heraus erneuert hat: „durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im heiligen Geist den er über uns reichlich ausgegossen hat durch Jesus Christus, unsern Heiland“.
Diese Erneuerung hat ihren Anfang darin genommen, dass Gott als Mensch in diese Welt gekommen ist. Das Kommen Gottes in unsere Welt war nötig, weil wir aus eigener Anstrengung nicht zu dem Vertrauten, zu der geistlichen Heimat zurück gefunden hätten. Gott hat das Entscheidende getan. Der Apostel vermerkt, dass Gott uns selig machte “… nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit“.
Darum dürfen wir froh und dankbar sein. Wir dürfen uns natürlich an schöne Weihnachtsfeste aus vergangenen Tagen, aus unserer Kindheit erinnern und wir dürfen (gerade im aktuellen Kontext, in dem viele Familien nicht zusammen kommen können) uns der Hoffnung hingeben, dass wir noch andere schöne Weihnachtsfeste erleben werden. Das Wichtigste und Wesentlichste an Weihnachten, ist aber die Hoffnung mitzunehmen, von der der Apostel Paulus spricht: jene Hoffnung, dass wir „durch Gottes Gnade gerecht geworden, Erben des ewigen Lebens“ sind. Gott hat uns durch die Menschwerdung seines Sohnes Jesus Christus bei ihm selber Heimat geschenkt. Das ist das ungeheuer befreiende und glücklich machende an der Weihnachtsbotschaft. Amen.
Lasst uns beten:
Allmächtiger barmherziger Gott! Wir danken Dir, dass Du Deine Verheißungen erfüllt hast, und uns Deine Liebe offenbart hast. Du bist Mensch geworden damit wir göttlich würden. Du bist heimatlos geworden, damit wir Heimat finden mögen. Du hast Dich den Verlorenen zugewandt, dass sie ins Vertraute zurück finden mögen.
Gib, dass das Licht der Heiligen Nacht in unseren Seelen aufstrahle und uns mit Deinem Frieden und Deiner Freude erfüllen möge. Kehre bei uns ein, und wandle unsere Herzen und Sinne. Lass den Glanz Deiner Herrlichkeit in unserer Dunkelheit erstrahlen.
Richte auf die von Kummer gebeugt und von Lasten beschwert sind. Erfreue die Angefochtenen und Trostlosen. Lass das Licht, dass über uns aufgegangen ist in der ganzen Welt leuchten.
Vater unser im Himmel …
Segen:
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist
Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!
∧ nach obenAltjahrsabend/Neujahr – 31. Dezember 2020 / 1. Januar 2021
Ziua de anul nou, 1 ianuarie 2021 serviciu divin
2020. december 31-en / 2021. január 1-en, Óév estéje / újév napjan, Istentisztelet
Jahreswechsel 2020/2021
Jahreslosung 2021:
Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. (Lukas 6,36)
Psalm 121:
1. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. / Woher kommt mir Hilfe? 2. Meine Hilfe kommt vom HERRN, / der Himmel und Erde gemacht hat. 3. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, / und der dich behütet, schläft nicht. 4. Siehe, der Hüter Israels / schläft noch schlummert nicht. 5. Der HERR behütet dich; / der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand, 6. dass dich des Tages die Sonne nicht steche / noch der Mond des Nachts. 7. Der HERR behüte dich vor allem Übel, / er behüte deine Seele. 8. Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang / von nun an bis in Ewigkeit!
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Jakobus 4,13 – 15
13. Wohlan nun, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen –, 14. und wisst nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Dunst seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet. 15. Dagegen solltet ihr sagen: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.
Der Herr segne sein Wort an unsern Herzen!
Liebe Brüder und Schwestern!
An der Schwelle zu einem neuen Jahr, sei es mir gestattet, ein Bild aus der Mathematik zu verwenden. Wenn man es in einer mathematischen Aufgabe mit einer Klammer zu tun hat, dann wird zuerst das Ergebnis innerhalb dieser Klammer ausgerechnet. Anschließend wird dann die Operation zwischen diesem Ergebnis aus der Klammer und den Faktoren vor und/oder nach der Klammer vollzogen.
In ganz ähnlicher Weise verhält es sich mit unserem Leben vor Gott. Unser Leben ist wie eine mathematische Rechnung innerhalb einer Klammer: da wird hinzugezählt und weggenommen; es wird multipliziert und geteilt. Es wird mal richtig mal falsch gerechnet; Korrekturen müssen immer wieder vorgenommen werden. Doch das alles geschieht innerhalb dieser Klammer; das Resultat – wie genau oder wie oberflächlich man auch rechnen mag – ist nichts weiter als ein Zwischenergebnis. Das Endergebnis ergibt erst die Operation mit den Faktoren, die vor und nach der Klammer stehen. Der Faktor vor der Klammer ist Gottes Gesetz, welches wir einhalten sollen, an dem wir aber immer wieder schuldig werden. Und der Faktor nach der Klammer, der dann wirklich das Endergebnis unserer Lebensrechnung liefert, ist Gottes Gnadenhandeln.
Typisch für unsere Lebensart ist das Rechnen und Planen, und daran ist grundsätzlich nichts Verwerfliches. Zeit ist ja nicht einfach nur meine persönliche Zeit. Sie ist auch die Zeit des andern, über die ich nicht nach Gutdünken verfügen kann. Absprachen muss es geben, damit das gewährleistet werden kann, was wir heutzutage als „Planungssicherheit“ bezeichnen. Nun ist aber gerade im letzten Jahr dieser Aspekt unserer Lebensart ins Wanken geraten. Wie aktuell ist die Aussage des Jakobusbriefes: „Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun“. Dem Apostel Jakobus geht es nicht um eine generelle Verwerfung der Planungssicherheit. Er zeigt uns aber das auf, was der Mensch des 21. Jahrhunderts gerne übersehen hat, nämlich: seine Grenzen. Diese Grenzen des menschlich Machbaren sind uns im vergangenen Jahr in eindrücklicher Weise neu aufgezeigt worden, und werden uns wohl auch im Jahr 2021 des Öfteren noch vor Augen geführt werden. „Was ist euer Leben? Dunst seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet.“ – das wussten wir, haben es aber nur zu gerne ignoriert.
Was alleine trägt, ihr Lieben, ist das Gottvertrauen. Wir waren, wir sind und wir werden in SEINER Hand sein. Unsere Lebenszeit ist bestimmt durch Gottes Willen, der diesem Leben Anfang und Ende gesetzt hat. Unser Lebensweg wird wohl auch durch unsere Entschlüsse und Entscheidungen bestimmt. Diese sind aber – um beim eingangs verwendeten Bild zu bleiben – »Operationen innerhalb der Klammer«. Damit das Ergebnis dieser Operation stimmt, sollten wir die Aufforderung der Jahreslosung beherzigen: »Jesus Christus spricht: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“« Wenn wir das tun, dann starten wir recht ins neue Jahr. Gott der Herr möge es uns allen zum Segen werden lassen. Und er schenke uns allen die beste Gesundheit. Amen.
Lasst uns beten:
Barmherziger, gnädiger Gott, wir danken Dir, dass Du uns im vergangenen Jahr gnädig behütet und erhalten hast. Bleibe bei uns und begleite uns mit Deinem Segen auch durch das neue Jahr. Erwecke unsere Herzen, dass wir Dir allezeit folgen, Deine Wohltaten Dankbar preisen und die hineilende Zeit unseres Lebens Dir anvertrauen.
Wir bitten Dich für Deine Kirche vor Ort und weltweit. Gib ihren amtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden Kraft, dass sie Deinem Auftrag gerecht werden.
Wir bitten Dich für die Verantwortungsträger dieser Welt: lass sie mit Weisheit regieren, damit Recht und Wohlstand den Menschen zugute kommt.
Sei Du der Trost der Witwen und Waisen, die Hilfe der Armen und Notleidenden, der Trost der Kranken und Angefochtenen.
Vater unser im Himmel / Geheiligt werde Dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigeren. / und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.
Segen: Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist
Amen.
Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!
∧ nach oben2. Sonntag nach Weihnachten , 3. Januar 2021
A doua Duminică după nașterea Domnului Isus Cristos, 3 ianuarie 2021 serviciu divin
2021. január 3-an, Karácsony utáni 2. vasárnap, Istentisztelet
Predigt zu Lukas 2,41 – 52
41. Die Eltern Jesu gingen alle Jahre nach Jerusalem zum Passahfest. 42. Und als er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf nach dem Brauch des Festes. 43. Und als die Tage vorüber waren und sie wieder nach Hause gingen, blieb der Knabe Jesus in Jerusalem, und seine Eltern wussten es nicht. 44. Sie meinten aber, er wäre unter den Gefährten, und kamen eine Tagereise weit und suchten ihn unter den Verwandten und Bekannten. 45. Und da sie ihn nicht fanden, gingen sie wieder nach Jerusalem und suchten ihn. 46. Und es begab sich nach drei Tagen, da fanden sie ihn im Tempel sitzen, mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte. 47. Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich über seinen Verstand und seine Antworten. 48. Und als sie ihn sahen, entsetzten sie sich. Und seine Mutter sprach zu ihm: Mein Sohn, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. 49. Und er sprach zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist? 50. Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen sagte. 51. Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und war ihnen untertan. Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen. 52. Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.
Liebe Gemeinde!
Der Evangelist Lukas bringt als einziger von den vier Evangelisten die Geschichte von dem heranwachsenden Jesus. In der Antike war es üblich Kindheitsgeschichten von wichtigen Menschen rückblickend zu erzählen, um damit zu dokumentieren, dass diese bereits als Kinder besonders begabt bzw. ausgereifte Persönlichkeiten waren: so z. B. über den Perserkönig Kyros, den Makedonier Alexander der Großen. Auch in der Bibel finden wir dies Motiv des frühzeitig begabten Helden: so z. B. bei Moses, Samuel oder Salomo.
Der Evangelist Lukas dokumentiert mit dieser Geschichte zwei Sachen. Die erste ist jene, dass Jesus bereits im Alter von 12 Jahren den Erwachsenen intellektuell ebenbürtig war. Zwischen den Zeilen kann man lesen, dass – wenn der Zwölfjährige bereits gleichrangig mit denen ist – dann der erwachsene Jesus erst recht allen andern haushoch überlegen sein wird. Bemerkenswerter Weise wird aber nichts darüber gesagt, dass Jesus die Schriftgelehrten und ihre theologischen Ansichten kritisch infrage gestellt habe, wie er es dann als Erwachsener tat. Bloß so viel erfahren wir, dass der Zwölfjährige mitten unter ihnen sitzt und als Gleichrangiger an der Diskussion teilnimmt.
Die zweite Sache, die Lukas dokumentiert ist die Tatsache, dass Jesus – wiewohl sein Platz (von seinem Wissen her gesehen) durchaus im Tempel neben den Schriftgelehrten hätte sein können – sich seinen Eltern unterordnet. Wenn wir in der Dogmatik von Jesu zwei Naturen sprechen (der menschlichen und der göttlichen), dann dürfen wir uns auch auf diese biblische Geschichte berufen. Er weiß ganz genau, dass einerseits sein Platz bei dem himmlischen Vater ist; andererseits aber weiß er genau so gut, dass er seiner Familie gegenüber Verpflichtungen hat.
Diese Geschichte hat aber noch einige interessante Aspekte, die es wert sind bedacht zu werden. In der Bibel, wie in der antiken Literatur insgesamt sind Erzählungen über Kinder selten; Ausnahmen waren die eingangs erwähnten Kindergeschichten über besondere Persönlichkeiten. Die Familie Jesu – so wie sie Lukas beschreibt – hat sehr menschliche und weniger heldenhafte Züge. Dass ein heranwachsendes Kind seinen Eltern abhanden kommt, kann immer wieder geschehen; heute mehr denn je. In der heutigen Zeit würde die Polizei alarmiert werden und es würde eine Fahndungskommission eingesetzt werden. Was an der Geschichte des Lukas beeindruckt ist das durch und durch Menschliche. Hier wird keine Familienidylle vorgegaukelt. Jesus wird wohl ein aufgeweckter 12-jähriger Junge gewesen sein. Nachdem was die aktuelle Psychologie von 12-jährigen kennt, ist, dass es sich um die vorpubertäre, bei manchen schon die pubertäre Phase des Lebens handelt. Das ist keine leichte Zeit: weder für die Kinder, noch für die Eltern. Das Kind entwächst den Vorstellungen der Eltern. Der Heranwachsende beginnt sein Umfeld (und vor allem seine Eltern) herauszufordern. Konflikte sind da vorprogrammiert. In der Antike, aber auch bis ins 20 Jh. hinein, war ein striktes Unterordnen der Kinder absolutes Gebot. Aus heutiger Perspektive wäre es ungewöhnlich, wenn ein Zwölfjähriger sich ohne Widerrede unterordnen würde.
Von Maria hören wir, dass sie Jesus zur Rede stellt. Von Josef wissen wir nur so viel, dass er sich an der Suche beteiligt hatte. Ernst muss die Sache sicher gewesen sein. Jerusalem hatte zu jener Zeit etwa 50.000 Einwohner. Zu den Hochfesten Passah, Wochen-, oder Laubhüttenfest, kamen zusätzlich etwa 100.000 Pilger in die Stadt. Da man zu Fuß reiste, war es durchaus üblich, dass mehrere Landsleute aus einem Dorf eine Gruppe bildeten, und zusammen diese Reise unternahmen. Insofern ist die Vorstellung, dass Jesus mit anderen Leuten aus Nazareth unterwegs ist, nicht abwegig. Als er aber unter denen nicht zu finden war, da muss der Schreck doch groß gewesen sein. Ein Kind in einer Menschenmenge in der Größenordnung der Einwohner von Târgu Mureş 3 Tage nicht zu finden, das kann die besorgten Eltern bis an den Rand des Wahnsinns treiben.
Es ist gut nachvollziehbar, dass die Mutter Maria Jesus zur Rede stellt, auch wenn die Tatsache – dass sie ihn im Tempel fanden – das Ganze etwas abmildert. Für Jesus ist es selbstverständlich, dass der himmlische Vater Vorrang vor allen anderen hat. Allerdings werden wir hier mit einer allgemein gültigen Wahrheit konfrontiert, die alle Eltern – die ihre Kinder lieben – in mehr oder weniger bitterer Weise erfahren müssen: Kinder sind KEIN Eigentum. Kinder sind Eltern auf eine gewisse Zeit anvertraut. Es ist die Pflicht der Eltern, Kinder zu dazu anzuleiten, dass sie in der Lage sind, ihr Leben selbst zu gestalten; aber Besitzansprüche über Kinder können Eltern nicht erheben. Sicherlich ist es sinnvoll, als Fundament der Erziehung, den christlichen Glauben haben. Wenn Kinder in Gott ihren himmlischen Vater erkennen, dann sollte es Eltern leichter fallen, los zu lassen. Als erwachsen gewordenes Kind ist es natürlich so, dass das 4. Gebot gilt: „Ehre Vater und Mutter!“
Die Geschichte vom 12-jährigen Jesus im Tempel lehrt uns, wie wir uns verhalten sollen: Gott sollen wir die Ehre geben und in unserer Familie unsere Pflicht tun - unseren Kindern, aber auch unseren Eltern gegenüber.
Amen.
Es gilt das von der Kanzel gesprochen Wort!
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