Einweihung der Winterkirche mit Altar, Taufbecken und Orgel
Predigt des Bischofs Reinhart Guib
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Dankesworte Stadtpfarrer Hans Bruno Fröhlich
Predigt des Bischofs Reinhart Guib
Sonntag, den 21. Oktober 2018 (Losung und Lehrtext des Reformationstages)
Die Apostel sprachen zu dem Herrn: Stärke uns den Glauben!
Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben hättet so groß wie ein Senfkorn, dann könntet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Reiß dich aus und versetze dich ins Meer! und er würde euch gehorchen.
(Lukas 17,5-6)
Liebe Festgemeinde und Festgäste! Liebe Schwestern und Brüder!
Ein fröhlicher Anlass führt uns heute zusammen. Ein neu errichteter Altar, eine restaurierte Orgel und ein geschenktes Taufbecken in eurer Winterkirche wurden dem Dienste Gottes geweiht. Herzlichen Glückwünsch dazu. Das gibt Grund zum danken. Zuallererst gebührt es uns Gott zu danken, der durch die Kraft des Evangeliums eure Vorfahren und nun euch befähigt und gesegnet hat, sodass ihr aus einem Provisorat etwas Beständiges und aus einem behelfenden Betsaal eine liturgisch ausgestattete, vollwertige Winterkirche machen konntet.
Alles beginnt klein wie ein Senfkorn, sagt uns der Herr der Kirche, Jesus Christus, im Gleichnis vom Senfkorn. Auch die um 1500 auf der Burg als dreischiffige gotische Hallenkirche des Dominikanerordens erbaute Kirche war um 1300 noch ein ganzes Stück kleiner als heute. Sie wurde auf den Namen Maria geweiht, weil die Gemeinde wohl diese als Glaubensvorbild ansah. Nach dem Brand 1676 wurde sie in barockem Stil wieder aufgebaut. Sie bekam seitliche Emporen. Ende des 19.Jh. wurde der hier angrenzende Kreuzgang mit dem Kloster abgerissen. 1928-1929 die Kirche renoviert. Nun stehen eine neue große Kirchenrenovierung an und die Restaurierung der großen Rieger-Orgel. Und dazwischen nun die Herrichtung der Winterkirche. Warum erwähne ich diese euch, gewiss, besser bekannten Daten? Weil all das zeigt, dass die Gemeinde bestrebt war zu verschiedenen Zeiten in ihrer Geschichte, ihrer Glaubensstätte, ihrem Glauben gemäß, die jeweils entsprechende Form zu verleihen und dafür das passende Raum- und Beheimatungsgefühl zu geben.
Auch heute geht es in dem Predigtwort um die Mitte der Kirche, die Essenz unseres Christseins, um den Glauben. Genau genommen um die Stärkung des Glaubens. Wer braucht die nicht? Die Renovierung der Bergkirche, des Pfarrhauses, der verschiedenen geschichtsträchtigen Häuser der Gemeinde, die gute Gemeinschaft in der Gemeinde und im ökumenischen Miteinander der Kirchen und nun die Herrichtung der Winter-kirche mit Altar, Orgel und Taufbecken, sind das nicht alles Zeichen des Glaubens, der Suche nach Stärkung und Vergewisserung im Glauben? Wir wollen als Kirche, als Gemeinde uns auf den Weg machen und uns auf dem guten Weg wissen. Dafür brauchen wir Gottes Wegweisung. Diese gibt uns Jesus heute mit dem Hinweis auf die Kraft des Glaubens, der alles vermag, wenn wir nur darauf bauen.
Auf die Bitte der Jünger nach Glaubensstärkung was hätten wir denn geantwortet? Vielleicht so: Halte dich an Gottes Wort, halte dich an die Sakramente und halte dich zur Gemeinde, dann wird dein Glaube gestärkt werden.
Die Antwort Jesu ist wie immer - anders - überraschend: "Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn..."
Die Übersetzung Martin Luthers "Wenn ihr Glauben hättet..." erweckt den Eindruck, als habe Jesus bei seinen Aposteln keinen Glauben gefunden, nicht einmal einen Glauben, der so winzig wie ein Senfkorn ist. Dem ist gewiss nicht so, denn wer um Stärkung des Glaubens bittet, bei dem ist Glaube bereits vorhanden. Für die Apostel hat der Weg des Glaubens schon begonnen - wie auch viele von uns heute mit ihrem Glauben nicht am Nullpunkt stehen, sondern Erfahrungen mitbringen, als Ehemann oder Familienmutter, als Pfarrer oder Presbyter, als ehrenamtlicher oder hauptamtlicher Mitarbeiter der Gemeinde, als Gemeindeglied oder Christ. In diesem Sinn bedeutet der griechische Urtext wörtlich: "Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn".
Ja, Glaube wie ein Senfkorn! - Durch diesen Vergleich mit einem Senfkorn veranschaulicht Jesus: Es ist nicht entscheidend, wie groß eine Gemeinde und stark unser Glaube ist. Glaube, der so winzig und unscheinbar ist wie ein Senfkorn, ist bereits Glaube, auch in einer kleiner werdenden Gemeinde. Der kleine "Senfkornglaube" ist starker Glaube! Jesus sucht Menschen damals und heute, die glauben und die Gott in allem vertrauen, und das nicht nur am Sonntag oder wenn ein Fest zu feiern ist, sondern auch und besonders an schweren Tagen.
Habt Glauben an Gott! ruft Jesus seinen Jüngern an einer anderen Stelle zu. Der kleinste Glaubensfunke ist stärker als menschliche Vernunft es für möglich hält. Es ist sogar die größte macht der Welt. Das möchte er uns mit dem Bild vom Verpflanzen des Baumes sagen.
So will Jesus seine Apostel gerade davor bewahren, ihr vermeintliches "Quentchen" Glauben gering zu schätzen. Es kann in der Verbindung mit Gott zu einer Kraft wachsen, ja Wunder bewirken.
Was unterscheidet uns denn heute von den Aposteln?
Da zweifeln vielleicht einige ob sie den persönlichen oder beruflichen Aufgaben wirklich gerecht werden. Andere überfordern sich, auch in religiösen Dingen, meinen, nicht genug zu haben an Glauben und Liebe, wollen immer mehr und noch etwas dazubekommen. Sind mit sich selbst unzufrieden. Aber Jesus überfordert uns nicht. Ein winziger Glaube, ein Senfkornglaube ist stark genug, um Berge oder Bäume zu versetzen. Nichts ist bei Gott unmöglich! Wer hätte vor Jahren gedacht, dass dieser Raum einmal so voll kirchlich in neuem Glanz erstehen bzw. erklingen wird? Wir erleben in den letzten Jahren wie Gott unseren Senfkorn-Glauben wachsen lässt, indem er aus lauter Unmöglichem Großes möglich macht – in Bistritz die Wiederherstellung der Kirche, in Mediasch den Bau eines Gemeindehauses und bald die Aufstellung des wertvollen Tobsdorfer Gestühls, im Sächsisch Regener Gemeindeverband das Zusammenwachsen von Gemeinden, in Hermannstadt die Gründung einer Schule, auf Landesebene die Restaurierung und Belebung vieler Kirchenburgen und Orgeln, in Gemeinden das Zurückfinden von ehemals ausgewanderten oder neu Dazufinden zugewanderter Menschen.
Jesus wollte den Menschen Mut machen, ihren Glauben - erscheint er noch so winzig - nicht aufzugeben. Es ist ein Geheimnis, dass wir Menschen glauben können. Wir können es nicht fassen und nicht herbeiführen.
Wir können es uns nur schenken lassen von Gott. Wichtig ist, dass wir unser Herz dafür öffnen. Der Glaube hat verändernde Kraft, und er wirkt unterschiedlich in unserem Leben. Dem einen hilft er, Neues zu gestalten oder Werte zu bewahren, dem anderen, liebevoll mit Kindern umzugehen, oder Mitmenschen mit der Musik zu erfreuen, oder ein schweres Schicksal im Leben auszuhalten.
Jesus mutet seinen Aposteln und uns heute zu, den Gefahren und Herausforderungen, der Geringschätzung wie Überschätzung im Glaubens- und Gemeindealltag mit dem Senfkorn des Glaubens zu begegnen. Er vermittelt uns damit, dass der Glaube uns vor Anfechtungen nicht verschont, aber durch trägt.
Auch wenn wir für unseren Senfkornglauben keinen Dank erwarten können, können wir aber danken, dass wir glauben dürfen. Ein starkes Bild für Glaube ist Martin Luthers Ausspruch: "Das christliche Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden, nicht ein Gesundsein, sondern Gesundwerden, überhaupt nicht ein Sein, sondern ein Werden, nicht Ruhe, sondern Übung. Wir sind es noch nicht, wir werden es aber. Es ist noch nicht getan und geschehen, es ist aber auf dem Weg."
Liebe Senfkorn-Geschwister! Wir sind, als Kirche und Gemeinde, auf dem Weg. Auf diesem Weg gibt es Höhepunkte wie heute, die unseren Glauben stärken und beflügeln und uns Mut machen weiterzugehen. Auf diesem Weg wollen wir heute und immer wieder innehalten und Gott danken und loben und einander in der Gemeinschaft des Glaubens begegnen.
Auf diesem Weg lasst uns unseren Senfkornglauben nicht aufgeben, denn wir gehen einer Zukunft entgegen, in der Gott auch das letzte Unmögliche, das Vergehen von Tod und Ende, möglich macht. Auf ihn dürfen wir getrost unseren Senfkornglauben setzen und Altar, Orgel und Taufbecken in der warmen Winterkirche aus seinen gnädigen Händen annehmen, zum Wohl der Gemeinde und zur Ehre Gottes.
Amen.
Es gilt das gesprochene Wort!
Dankesworte des Stadtpfarrers Hans Bruno Fröhlich
am Sonntag, den 21. Oktober 2018
Es heißt, dass Provisorate von langer Dauer sind. In unserem Fall waren es knapp 15 Jahre. Am Silvesterabend des Jahres 2003 (es muss wohl sehr kalt gewesen sein) entschieden Pfarrerin Helga Rudolf zusammen mit Kantor Theo Halmen, den Gottesdienst her in den Betsaal zu verlegen. Wie bei allen Neuerungen, waren damals nicht alle davon begeistert. Zwischenzeitlich ist es so, dass wir selbstverständlich beim Beginn der kalten Jahreszeit den Gottesdienst her verlegen.
Vor gut einem Jahr (August 2017) haben wir, d. h. das Presbyterium und die leitenden Angestellten uns einer Gemeindeberatung unterzogen, durchgeführt von Frau Wiebke Davids von der Arbeitsstelle für Supervision und Gemeindeberatung der Bremischen Evangelischen Kirche. Eines der Ergebnisse dieser Beratung war: „Wir werden geordnet kleiner“. Der Akzent liegt auf geordnet, denn mit dem chaotischen kleiner werden waren wir seid den 1990-er Jahren zur Genüge vertraut. Eine der Maßnahmen für das geordnete kleiner werden, war eben auch die Herrichtung der Betsaales bzw. der Winterkirche als vollwertigen Gottesdienstraum. Das ist in den letzten Monaten geschehen, so dass der heutige Tag nun den krönenden Abschluss darstellt. An einem Tag, wie dem heutigen, gilt es daher dankbar zu sein.
Zuerst danken wir dem allmächtigen und gnädigen Gott, dass wir diesen Tag erleben dürfen, und dass wir – wenn auch als kleine Gemeinde – uns in diesem Raum versammeln und in würdiger Weise Gottesdienst feiern dürfen.
Zweitens haben wir vielen Menschen zu danken, die es möglich gemacht haben, diesen Tag zu erleben:
a. Ich danke Herrn Bischof Reinhart Guib und Pfarrer i. R. Dr. Rolf Binder für den geistlichen Dienst, sowie den Kirchenmusikern Jürg Leutert, Theo Halmen und dem Kirchenchor für die musikalische Gestaltung dieses Gottesdienstes.
b. Danke auch den Vertretern der deutschsprachigen Medien: das rum. Staatsfernsehen TVR (Deutsche Sendung „Akzente“) (Arno Ungar) & Hermannstädter Zeitung (Werner Fink). Sie sind immer dabei, wenn wichtige Ereignisse stattfinden und berichten kompetent darüber. Es gibt einen schönen Spruch von Dr. Karl Scheerer, den er gerne den Medienvertretern sagt: „Bleiben Sie uns gewogen.“
c. Sodann ist für alle finanzielle Hilfe zu danken. Auch wenn die Kirchengemeinde Schäßburg die Hauptlast in finanzieller Hinsicht getragen hat, so haben wir auch Unterstützung erfahren, so auch von der Landeskirche.
d. „Last but not least“ wende ich mich an die Orgelbauwerkstatt COT Honigberg, die heute von Frau Barbara Dutli vertreten ist (der jetzige Leiter Magyar Árpád konnte nicht kommen).
i. Sie haben nicht nur die Samuel-Binder Orgel vorzüglich restauriert und damit die Orgellandschaft in Schäßburg um ein wertvolles Instrument bereichert.
ii. Die Schreinerei der Orgelwerkstatt hat auch den Altar für diesen Kirchenraum entworfen; zusammen mit der Orgel ergibt er farblich und stilistisch ein harmonisches Ganzes. Der Spruch darauf „Fürchte dich nicht, du kleine Herde“ ist eine Aussage Jesu (wie sie Lukas überliefert). Sie richtet sich an kleine oder Kleinstgemeinden und will Mut machen. Der Altartisch ist mobil, d.h. er kann – bei Konzerten z. B. – auf die Seite gestellt werden, damit allein die Orgel in Erscheinung tritt. So haben wir hier also einen Multifunktionsraum.
iii. Das Taufbecken mit Taufschale und Taufkanne haben wir aus St. Leon Rot bei Heidelberg geschenkt bekommen. Es wird nur dann aufgestellt werden, wenn es nötig ist (also dann, wenn getauft wird)
Das Provisorat ist mit dem heutigen Sonntag beendet, und dafür sage ich persönlich, aber auch im Namen der Schäßburger Kirchengemeinde:
DANKE.
Ich bitte nun den Landeskirchlichen Musikwart Jürg Leutert noch kurz die Orgel vorzustellen, deren Translozierung und aus der Siechhofkirche natürlich die aufwendigste Arbeit gewesen ist.
Anschließend sind alle zu Kaffee und Kuchen in den Kreuzgang eingeladen.
Es gilt das gesprochene Wort!