Evangelische Kirchengemeinde A.B. Schäßburg

NR. 33 (2/2018)

BIBELWORT ZUM GELEIT
1. Thessalonicher 1,2 – 10
 
2.	Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unseren Gebeten
3.	und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus.
4.	Brüder und Schwestern, von Gott geliebt, wir wissen, dass ihr erwählt seid;
5.	denn unser Evangelium kam zu euch nicht allein im Wort, sondern auch in der Kraft und in dem Heiligen Geist und in großer Fülle. Ihr wisst ja, wie wir uns unter euch verhalten haben um euretwillen.
6.	Und ihr seid unsere Nachfolger geworden und die des Herrn und habt das Wort aufgenommen in großer Bedrängnis mit Freuden im Heiligen Geist,
7.	sodass ihr ein Vorbild geworden seid für alle Gläubigen in Makedonien und Achaia.
8.	Denn von euch aus ist erschollen das Wort des Herrn nicht allein in Makedonien und Achaia, sondern an allen Orten hat sich euer Glaube an Gott ausgebreitet, sodass es nicht nötig ist, dass wir darüber etwas sagen.
9.	Denn sie selbst verkünden über uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch bekehrt habt zu Gott, weg von den Abgöttern, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott
10.	und zu warten auf seinen Sohn vom Himmel, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns errettet von dem zukünftigen Zorn.

1. Tesaloniceni 1,2 – 10

2.	Mulțumim lui Dumnezeu totdeauna pentru voi toți şi vă pomenim în rugăciunile noastre,
3.	Aducându-ne aminte neîncetat, înaintea lui Dumnezeu, Tatăl nostru, de lucrul credinței voastre şi de osteneala iubirii şi de stăruința nădejdii voastre în Domnul nostru Iisus Hristos.
4.	Fraților  de Dumnezeu  iubiți, noi știm  cum
ați fost aleși;
5.	Că Evanghelia noastră n-a fost la voi numai în cuvânt, ci şi întru putere şi în Duhul Sfânt şi în deplină încredințare, precum bine știți ce fel am fost între voi, pentru voi.
6.	Şi voi v-ați făcut următori ai noștri şi ai Domnului, primind cuvântul cu bucuria Duhului Sfânt, deşi ați avut multe necazuri.
7.	Aşa încât v-ați făcut pildă tuturor celor ce cred din Macedonia şi din Ahaia,
8.	Căci, de la voi, cuvântul Domnului a răsunat nu numai în Macedonia şi în Ahaia, ci credința voastră în Dumnezeu s-a răspândit în tot locul, astfel că nu e nevoie să mai spunem noi ceva.
9.	Căci ei înșiși istorisesc despre noi cum am fost primiți la voi şi cum v-ați întors la Dumnezeu, de la idoli, ca să slujiți Dumnezeului celui viu şi adevărat,
10.	Şi să așteptați pe Fiul Său din ceruri, pe Care L-a înviat din morți, pe Iisus, Cel ce ne izbăvește de mânia cea viitoare.





PARTNERSCHAFT MIT BREMEN
Die Evangelische Kirchengemeinde A. B. Schäßburg pflegt eine langjährige Partnerschaft mit der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK). Diese Partnerschaft war ursprünglich aus diakonischen Erwägungen entstanden und bis heute sind die diakonischen Strukturen der BEK wie das Diakonische Werk Bremen oder auch das Diakonissenmutterhaus aufs engste mit uns verbunden (siehe Bericht
„Stafettenwechsel im Pflegenest“). Die Grundlage allen kirchlichen Handelns ist aber theologischer Natur und darum ist der theologische Austausch genauso wichtig wie das diakonische Engagement. In diesem Sinne fühlen wir uns vor allem den beiden Kirchengemeinden „Unser Lieben Frauen“ und „Paul Gerhardt“ aus Bremen verbunden. Wer die BEK kennt, der weiß, dass dort die Wege zwischen Kirchengemeinden und Kirchenleitung kurz sind und so hat es sich im Laufe der letzten Jahre entwickelt, dass wir in einer guten Beziehung zur Kirchenleitung der BEK stehen. In diesem Sinne ist es eine große Ehre für uns, dass in regelmäßigen Abständen hochrangige Mitglieder des »Kirchenausschusses« (= Kirchenleitung) der BEK uns besuchen, was zwischen dem 29. August und dem 3. September 2018 wieder der Fall war. Eine Delegation aus Bremen mit dem »Schriftführer« (= leitender Geistlicher) an der Spitze weilte in Schäßburg. Am 14. Sonntag nach Trinitatis (2. September 2018) hielt Pastor Renke Brahms, Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche, folgende Predigt in der Klosterkirche (zu dem auf der Titelseite abgedruckten Bibeltext):


(Renke Brahms)

Liebe Gemeinde!	
„Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unseren Gebeten und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus.“
Besser passt es ja kaum! Und es ist tatsächlich der für den heutigen Sonntag vorgeschlagene Predigttext. Wir haben ihn nicht extra ausgesucht. Es fügt sich so gut!
Wir danken Gott allezeit - wir danken als Delegation der Gemeinde Unser Lieben Frauen, des Diakonischen Werkes Bremen und der Bremischen Evangelischen Kirche vor allem für die großartige Gastfreundschaft in
 

Wir können heute über diese Entfernung hinweg Kontakt miteinander halten, uns  gegenseitig besuchen und in wenigen Stunden die Entfernung überwinden. Per Telefon und Mail können wir uns jederzeit erreichen
- ganz anders als zu Zeiten des Apostels Paulus, der die Gemeinden in aufwändigen Reisen besuchte und ihnen Briefe schrieb, die eine Zeit brauchten, bis sie die Gemeinde erreichten.
Der Brief, den Paulus an die Gemeinde in Thessalonich schrieb, ist wohl der älteste Bibelabschnitt aus dem Neuen Testament, den wir haben. Er wurde noch vor den Evangelien geschrieben - wohl im Jahr 50 n.Chr. Was für ein Schatz, dass diese Briefe gesammelt und aufbewahrt blieben und heute unsere Bibel bilden. Wir bekommen Einsicht in das Glaubensleben der ersten
 
diesen Tagen. Und wir grüßen die Gemeinde in Schäßburg vom Kirchenvorstand der Gemeinde Unser Lieben Frauen und vom Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche.
Wir danken für die vielen Eindrücke und Gespräche, Begegnungen und Ausflüge, mit denen wir reich beschenkt werden. Es ist so gut, die Gemeinschaft und die Verbundenheit im Glauben immer wieder zu pflegen - auch über die 1800 km hinweg, die zwischen Bremen und Schäßburg liegen.
 
Gemeinden, ihre Fragen, ihre Probleme und auch ihre Erfolge.
Thessalonich lag in Griechenland - heute die Stadt Saloniki. Wohl an die 100 000 Einwohner hatte die Stadt an einer wichtigen Kreuzung der Handelswege damals. Und dort hatte Paulus gepredigt und eine kleine christliche Gemeinde gegründet. Es war keine Massenveranstaltung - eher eine mühsame und langsame Entwicklung. 40 bis 50 Menschen mögen es gewesen sein, die sich in einer Hausgemeinschaft
 
versammelte. Und kaum war Paulus weitergereist, wollte er sich vergewissern, dass die Gemeinde auch zusammenblieb und schrieb den Brief. Und vielleicht von einem seiner Mitarbeiter, Timotheus oder Silvanus, hatte er gehört, dass die Gemeinde auf einem guten Weg war - und er bestärkte sie darin: Wir beten für euch, ihr seid erwählt, ihr seid Nachfolger des Herrn geworden und seid ein Vorbild für andere Gemeinden geworden!
Meine Güte, möchte man sagen: was für eine Gemeinde! Paulus klingt ja geradezu überschwänglich in seinem Lob! Wie würde wohl der Apostel über uns schreiben - in Schäßburg oder in Bremen, über Unser Lieben Frauen oder die Bremische Evangelische Kirche? Das mag man ja kaum vergleichen!
Und dennoch wage ich es einmal: „... und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus.“
Hier klingt schon an, was Paulus wenige Jahre später in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth schreibt und mit dem berühmten Satz endet: „Nun aber bleiben Glaube, Liebe, Hoffnung; die Liebe aber ist die größte unter ihnen.“
Liebe Gemeinde hier in Rumänien, in Siebenbürgen, hier in Schäßburg: „wir denken an euer Werk im Glauben“. Es gehört zu den beglückenden Eindrücken aus den letzten Tagen, dass wir euren Glauben sehen. Er drückt sich aus hier im Gottesdienst, in der Begeisterung für diese Kirche und andere Kirchen wie der in Malmkrog oder Deutsch- Weißkirch, wo wir zu Besuch sein durften. Euer Glaube ist sichtbar im Engagement für die Gemeinde
- und er ist spürbar in unseren Begegnungen und Gesprächen. Wir danken euch dafür und danken Gott.
Wir denken „an eure Arbeit in der Liebe“. Ja, sie ist zu sehen, diese Arbeit. Sie ist zu betrachten im Pflegenest oder beim Essen auf Rädern, in dem Achten aufeinander - auch in kleinen Gemeinden und über viele Kilometer - und wir spüren eure Liebe in eurer Gastfreundschaft. Wir danken euch dafür und danken Gott.
Wir denken „an eure Geduld in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus.“ Das ist eine interessante Formulierung: Geduld in der Hoffnung. Das Wort, das im griechischen Urtext der Bibel für das Wort Geduld steht, kann auch mit Ausdauer, Ausharren oder Konstanz übersetzt werden.
Ihr seid, liebe Gemeinde in Schäßburg, die Konstante, ihr habt Ausdauer trotz mancher widriger Umstände, ihr habt eine Ausdauer, die sich aus der  
Hoffnung auf Jesus Christus speist. Und indem ihr hier Kirche und Gemeinde Jesu Christi seid, können so viele Menschen daran anknüpfen: die Touristen, die hier einen deutschsprachigen Gottesdienst finden, die Siebenbürger Sachsen, die aus Deutschland regelmäßig oder nach langer Zeit wieder hierher kommen und an euch anknüpfen dürfen -, weil ihr hier seid und Kirche lebt.
Gewiss: Geduld braucht es auch in diesem Land, Geduld mit manchen Entwicklungen, die man sich schneller wünscht – und Hoffnung, dass die eigene Geschichte sich auch in den Generationen fortsetzt.
40 bis 50 Menschen waren es vielleicht, liebe Gemeinde, die in Thessalonich die erste Gemeinde bildeten. Das waren nicht viele und doch wurden sie mit dem Lob des Paulus überschüttet -, um sie zu stärken, sie beieinander zu halten, ihnen Hoffnung zu schenken.
Wir sind zugegebenermaßen in Deutschland noch ein paar mehr in unserer Evangelischen Kirche. Und dennoch beschäftigen uns ähnliche Themen: wie geht es weiter mit der jungen Generation in unserer Kirche, wie gehen wir mit dem Mitgliederschwund um? Und wie gehen wir mit unseren vielen Gebäuden um? Ihr seid ja „steinreich“ in eurer Kirche - reich an Steinen. Das geht uns in Bremen genauso. Und sicher ist es richtig und wichtig, sich darum Gedanken zu machen -, wir kommen ja gar nicht darum herum.
Aber Paulus weist in seinem Brief die Gemeinde auf den Auftrag hin, den die Gemeinde Jesu Christi hat: Er schreibt:
„Und ihr seid unsere Nachfolger geworden und die des Herrn und habt das Wort aufgenommen in großer Bedrängnis mit Freuden im Heiligen Geist, so dass ihr ein Vorbild geworden seid für alle Gläubigen in Makedonien und Achaia. Denn von euch aus ist erschollen das Wort des Herrn nicht allein in Makedonien und Achaia, sondern an allen Orten hat sich euer Glaube an Gott ausgebreitet, sodass es nicht nötig ist, dass wir darüber etwas sagen.“
Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu Christi sein, Vorbilder und Verkündigerinnen und Verkündiger, die das Wort Gottes erschallen lassen. Das ist unser Auftrag als Christenmenschen und als Gemeinde Jesu Christi. Und das in unserem jeweiligen Kontext, in unserer jeweiligen Umgebung.
Thessalonich war zur Zeit des Paulus von sehr unterschiedlichen Kulten und Göttern geprägt. Die Stadt lag nicht allzu weit entfernt vom Olymp, jenem Gebirge, in dem nach der griechischen Mythologie Zeus gewohnt haben soll. So hatte sich die Gemeinde gegen viele Glaubensrichtungen und Göttern zu bewähren - und das war schon für Paulus nicht leicht gewesen, der nach seiner ersten Predigt aus der Stadt fliehen musste.
Was ist unser Kontext heute, in dem wir das Evangelium von Jesus Christus zu verkünden haben?
Was ist die Herausforderung hier in Rumänien? Ist es die Korruption, die immer wieder beklagt wird, die politische Lage des Landes, die konfessionelle Frage und die Ökumene mit den anderen Kirchen? Es ist nicht an mir, diesen Kontext zu beschreiben - das muss in der Tat hier geschehen.
Und in Deutschland - in Bremen? Herausgefordert sind wir durch eine zunehmend unreligiös werdende Gesellschaft, die mit Glaube und Kirche kaum mehr etwas anfangen kann. Es ist eine politische Lähmung, die so viele dringende Probleme nicht wirklich angeht und viele Menschen verdrossen zurücklässt. Es ist ein Rechtsruck, ein Erstarken der extrem Rechten in unserem Land, die die Demokratie in Frage stellen und gefährden wie in Chemnitz der letzten Tage, es  ist eine immer noch zunehmende skandalöse Spaltung zwischen arm und reich in einem doch so reichen Land - und es ist ein drohender Nationalismus in ganz Europa und der Welt, der wieder nur das eigene Land und die eigenen Interessen auf den Olymp unserer Anbetung hebt.
All das fordert uns als Christenmenschen mit unserem Glauben, mit unserer tätigen Liebe und mit unserer Geduld in Hoffnung heraus. Wir haben eine Botschaft des Glaubens und Gottvertrauens, das uns hält und trägt, unserem Leben Orientierung geben kann. Wir haben eine Botschaft der Liebe Gottes, die sich gegen egoistische Interessen der Liebe anvertraut und auf die Liebe setzt. Wir haben eine Botschaft der Hoffnung, die gegen Resignation und Ohnmacht auf Gottes Kraft setzt.
Welch ein Privileg, so glauben, so lieben und hoffen zu dürfen.
Wir warten - so schreibt es Paulus - auf den Sohn Gottes vom Himmel, den Gott auferweckt hat von den Toten. Wir sind nicht allein den Mächten und Mächtigen dieser Welt ausgeliefert. Wir dürfen glauben an einen Gott, der schon da ist, auf den wir nicht erst warten müssen am Ende der Zeiten. Schon jetzt ragt seine Kraft in unsere Gegenwart und erfüllt uns mit Dank und der Kraft des Heiligen Geistes.
„Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unseren Gebeten und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus.“
Das ist ein gegenseitiger Dank und ein Aneinander-Denken in unserer  Partnerschaft zwischen Schäßburg und Bremen - und es ist ein großes Geschenk, das unseren Glauben stärkt.
Und wenn jetzt hier im Gottesdienst Menschen sitzen, die heute zu Gast sind, lange nicht mehr hier waren und doch der Heimat verbunden bleiben - schreibt der Gemeinde hier in Schäßburg gerne einen Brief der Wertschätzung - und wenn jemand noch etwas hineinlegt in den Brief, dann ist das auch gut und unterstützt die Gemeinde, hier weiter Kirche sein zu können.
Deshalb können wir gleich singen: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren.“ Es ist das Lied von Joachim Neander, der in Bremen geboren ist und am Ende seines jungen Lebens ein Jahr in Bremen als Pastor gewirkt hat. Es ist das Lob Gottes, das uns alle verbindet.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn. 
Amen.
 
STAFETTENWECHSEL IN UNSERER DIAKONIESTATIIN
Kurzer Rückblick, Verabschiedung und Ehrung von Frau Erika Duma


(Das goldene Kronenkreuz der Diakonie)

Am 2. November 2018 ist unsere langjährige Leiterin der Diakonie, Frau Erika Duma in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Frau Duma war bereits im Jahr 1992 als Diakoniebeauftragte angestellt worden. Damals war Schwester Antje Rothwell vom Diakonissenmutterhaus aus Bremen nach Schäßburg entsandt worden, um mit ihrem „Knowhow“ bei der Gründung einer Diakoniestation behilflich zu sein. Ziemlich schnell merkte sie, dass es nicht genügt, Menschen in ganz unterschiedlichen Nöten zu besuchen. So wurde die Idee des „Pflegenestes“ geboren. Neben dem Pflegenest entstand eine Waschküche, eine Medikamentenausgabestelle und eine Kleiderkammer, aber auch „Essen auf Rädern“.



Im Herbst 1997 ging Schwester Antje zurück nach Bremen. Im Rahmen ihrer Verabschiedung bekam sie vom damaligen Bürgermeister Constantin Ştefǎnescu die Ehrenbürgerschaft der Stadt Schäßburg verliehen. Erika Duma, zwischenzeitlich mit dem Dienst in der Diakonie vertraut, übernahm von Schwester Antje die Leitung der Diakoniestation und hat diese 21 Jahre lang verantwortungsvoll innegehabt. Einige Dinge haben sich seit den Anfängen geändert: die Medikamenten- ausgabestelle konnte aus rechtlichen Gründen nicht mehr weitergeführt werden, Waschküche und Kleiderkammer wurden aufgelöst. Was aber nach wie vor funktioniert und wertvolle Dienste leistet, sind das Pflegenest, der Besuchsdienst und „Essen auf Rädern“. Diese Arbeit wird in professioneller Weise von den 6 diakonischen Mitarbeiterinnen geleistet, die alle eine Ausbildung als Krankenschwester bzw. -pflegerin haben. Im Jahr 2010 – als das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien umstrukturiert wurde – wurde die Verantwortung im Blick auf Verwaltung und Entlohnung des Pflegepersonals von der Kirchengemeinde Schäßburg übernommen. Die Kirchengemeinde kann diese Last nicht alleine schultern, hat aber nach wie vor treue Partner im DW Bremen, der HOG Schäßburg und vielen andern privaten Gönnerinnen und Gönnern.



Die Geschicke unserer Diakonie hat Erika Duma bis zum Eintritt in den Ruhestand bestimmt. Dafür sagen die Schäßburger Kirchengemeinde und ihre leitenden Vertreter: DANKE und „Vergelt‘s Gott!“ Ein Monat vor Beendigung ihres Dienstes (4. / 5. Oktober 2018) weilte eine Schäßburger Delegation in Bremen, um Frau Duma mit langjährigen Gefährten  und Partnern in einem würdigen Rahmen zu verabschieden. Landespastor Manfred Meyer, Vorstand des DW Bremen, wartete mit einer großen Überraschung auf, nämlich der höchsten Auszeichnung, welche die DIAKONIE Deutschland vergeben kann: das Diakoniekreuz in Gold! Diese Ehrung wird in der Regel verdienten diakonischen Mitarbeitern in Deutschland zuteil, die 25 oder mehr Jahre in diesem Bereich gearbeitet haben. Dass Frau Duma diese Auszeich- nung von Pfr. Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie in Deutschland, verliehen und von Pastor Manfred Meyer überreicht bekam, ist eine große Ehre für unsere ganze Kirche. Herzlichen Glückwunsch dazu und einen von Gott gesegneten Ruhestand!

Das neue Gesicht unserer Diakoniestation: FRAU NAGY ZSUZSANNA
Am vorletzten Sonntag im Kirchenjahr (18.11.2018) wurde im Rahmen des Hauptgottesdienstes die neue Leiterin, Frau Nagy Zsuzsanna, in ihr Amt eingeführt. Zu diesem Anlass beehrten uns auch diesmal die Vertreter und Vertreterinnen des DW Bremen und des Diakonissenmutterhauses in Bremen mit ihrer Anwesenheit. Frau Nagy stellte sich vor und tat dies in typisch siebenbürgischer Art, nämlich dreisprachig:



Liebe Brüder und Schwestern! 
Herzlich begrüße ich Euch alle. Es ist nicht einfach für mich, vor so vielen Menschen zu stehen, mich vorzustellen	und über meine Arbeit zu sprechen. Im Februar 2002 kam ich auf die »Burg«, ins Evangelische Stadt- pfarramt, weil ich einen Arbeitsplatz suchte. Damals war ich in der Krankenpflegeschule und brauchte einen Ort, an dem ich praktische Erfahrung für meinen Beruf sammeln konnte. Hier wurde ich von der Leiterin Erika Duma mit Liebe und Neugier empfangen. Nach einer Woche Übung und Bewährung wurde mir gesagt, was im Pflegenest zu tun ist. Seither sind 16 Jahre vergangen. Danke für die gute Arbeitsgemeinschaft; mein spezieller Dank geht an meine Vorgängerin Frau Duma. Dies ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf, es braucht Aufmerksamkeit, Einfühlungsvermögen, Fürsorge und Liebe. Nur so kann man mit älteren Menschen arbeiten. Danach besteht auch die Notwendigkeit, zusammen mit den Leitern der Gemeinde einen sicheren Ort zu schaffen, an dem wir unseren alternden Gemeindegliedern helfen können. Dieser Ort ist seit 25 Jahren das Pflegenest und wir hoffen, dass es auch in Zukunft so bleibt.

Kedves testvéreim!
Szeretettel köszöntök minden- kit. Nehéz ennyi ember előtt megszólalni, bemutatkozni és a munkásságomról beszélni.
2002 februárjában feljöttem a várba az Evangélikus Egyház titkárságára állást keresni. Akkor ápolónői iskolám  második événél tartottam és szükségem volt egy helyre, ahol gyakorolhattam a szakmámat. Itt szeretettel és kíváncsisággal fogadtak, Duma Erika főnök- asszonnyal együtt. Egy hét gyakorlat és próbaidő után, kirajzolódott számomra, hogy mit is kell a Pflegenestben tenni. Azóta eltelt 16 év.
Köszönet a jó munka- közösségnek és Duma Erika főnökasszonynak mindezért. Nagyon sokszínű munkahely ez és tulajdonképpen az odafigye- lésről, empátiáról, gondozásról és szeretetről szól. Csak így lehet az időskorú emberekkel foglalkozni. Ezután is szükségét látjuk, a parókia vezetőivel együtt, egy biztonságot adó helynek, ahol öregedő társain- kat ápolni, segíteni tudjuk. Ez a hely 25 éve a Pfelegnest, ezt a célt szolgálja és reméljük a jövőben is így lesz.
Köszönöm a hozzám való bizalmukat és nem utolsó sor- ban köszönet a brémai diakóniai delegáció látogatói- nak, hogy jelenlétükkel megtisz- teltek ez alkalommal is. Szá- munkra örvendetes és fontos, hogy ezzel a diakóniai közös- séggel együtt munkálkodhatunk és segítséget nyújthatunk időskorú testvéreinknek. Azt kívánom, hogy sokáig így legyen! Köszönöm.
 
Dragi frați și surori!
Vă salut cu drag. Îmi este greu să stau în fața Dumneavoastră, să mă prezint și să vorbesc despre munca mea.
În februarie 2002 am venit în Cetate la Oficiul Parohial Evanghelic fiind în căutarea unui loc de muncă. Pe atunci frecventam cursurile postliceale sanitare, în anul al II-lea şi aveam nevoie de un loc în care să fac practică. Aici am fost întâmpinată cu dragoste și curiozitate, de către șefa de serviciu Erica Duma. După o săptămână de practică și de probă, mi s-a spus ce este de făcut în
»Pflegenest«. Au trecut 16 ani de atunci. Atmosfera de lucru este una plăcută. Mulțumesc în special șefului de serviciu, doamnei Duma pentru toate acestea.
Este vorba despre o muncă foarte diversificată, fiind nevoie de atenție, empatie, purtare de grijă și dragoste. Doar aşa se poate lucra cu persoane vârstnice. Desigur este nevoie şi de o bună conlucrare cu factorii de răspundere a parohiei, pentru a putea oferi un loc sigur în care să putem ajuta persoanele vârstnice în dificultățile lor. Acest loc a fost de 25 de ani „Pflegenest-ul”, el servește şi acum acestui scop și sperăm că aşa va continua și în viitor.
Vă mulțumesc pentru încrederea pe care mi-ați acordat-o, și nu în ultimul rând mulțumesc delegației din Bremen care ne onorează cu prezența ei și de data aceasta. Pentru noi este o obligație şi o plăcere în același timp să colaborăm cu acești parteneri de încredere, care ne sprijină să ajutăm frații și surorile noastre în problemele pe care le întâmpină.
Mulțumesc pentru atenția acordată.


In demselben Gottesdienst vom 18. November 2018 sprach Pastor Manfred Meyer folgendes Grußwort:
 
Liebe Schwestern, liebe Brüder, liebe Frau Nagy,
vor einigen Jahren war ein Vers aus dem Alten Testament das Losungswort für ein ganzes Jahr. Es ist für mich einer der schönsten Bibelverse überhaupt. Diese Worte begleiten mich immer wieder: Gott spricht: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ (Jesaja 66,13)
Viele von uns haben solche Situationen aus der eigenen Kindheit oder Jugend in Erinnerung. Wo uns jemand auf den Schoß nimmt, uns tröstet und sagt, alles wird wieder gut. Wo uns jemand Trost zuspricht und Mut macht, alles ist in Ordnung. Jede und jeder kennt diese Momente aus der Kindheit oder der Jugend. Wir brauchen solche Situationen auch im Erwachsenenalter. Es tut gut, dies zu erfahren: Zuwendung, Nähe, ein gutes Wort zur rechten Zeit, ein offenes Ohr oder eine helfende Hand. So, wie die Bewohnerinnen und Bewohner im Pflegenest. So, wie Sie, liebe Frau Nagy das seit vielen Jahren tun. Gemeinsam mit Ihren Kolleginnen sind Sie an der Seite der Bewohnerinnen und Bewohner. Hören der Frau zu, die ihre Familie in Österreich hat und der es ab und an schwerfällt, dass ihre Tochter weggezogen ist und so weit entfernt lebt. Hören dem Mann zu, der keine Familie mehr hat, niemanden, der sich um ihn kümmern kann in seinem alten Haus, und der im Pflegenest ein Zuhause, seine kleine Familie im Alter gefunden hat.
Sie, liebe Frau Nagy engagieren sich seit 16 Jahren im Pflegenest als Kollegin mit den anderen Mitarbeiterinnen und Sie werden das in Zukunft als Leitung des Pflegenestes tun. Sie gestalten mit Ihren Mitarbeiterinnen den Lebensabend für die Menschen, die im Pflegenest ihr Zuhause gefunden haben.
Ich halte das, liebe Gemeinde, für so hilfreich und wichtig, dass wir uns in unseren Gemeinden auf diese Weise engagieren. So tun wir das, was Jesus gesagt hat. So gestalten wir Diakonie als Lebens- und Wesensäußerung von Kirche. Dabei sind es nicht die mächtigen Aktionen, die wichtig sind.
Der Apostel hat es in Worte gefasst, was wir immer wieder vor    Augen    haben    sollten:
„Und er (Jesus) hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit,
 
damit die Kraft Christi bei mir wohne. (2. Korinther 12, 9)“.
Unsere Aufgabe ist es, liebe Gemeinde, den Schwachen beizustehen, so wie Jesus sagt, dass seine Kraft in den Schwachen mächtig ist. Kirche und Diakonie erhoffen sich manchmal das  gewaltige Wort, die Aufmerksamkeit erhaschende Tat, die beeindruckende Herrschaft Gottes. Jesus sagt aber, bitte vergesst es nicht, meine Kraft ist in den Schwachen mächtig, in der Schwachheit groß.
Davon können und sollen wir in unseren Gemeinden, in der Diakonie lernen. Das können wir in unserer Gesellschaft immer wieder deutlich machen, wir sind denen nahe, die sonst nicht so im Mittelpunkt stehen, die manchmal leiden an der Wirklichkeit und Härte des Lebens. Da gehören wir hin, dort ist unser Ort.



Wenn Sie, liebe Frau Nagy, Ihre Leitungsaufgabe  jetzt beginnen, dann nehmen Sie das bitte mit auf Ihren weiteren Weg. Nehmen Sie Gottes Wort mit. Das Wort und den Zuspruch dessen, der die Welt erschaffen hat und in den Händen hält. Das Wort dessen, der uns unser Leben gegeben hat. Sie nehmen das Wort von dem mit, der im Stall von Bethlehem geboren wird und über den der Engel sagt: „Er ist der Heiland, der Retter, der Christus!“ Dieses Kind wird größer und wird später sagen:
„Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ Mit dieser Zusage und dieser Sicherheit können Sie den weiteren Weg gehen. Das, was Sie in den letzten Jahren erfahren haben, werden Sie jetzt als Leitung betrachten und gestalten. Sie werden all das, was Erika Duma über beinahe 25 Jahre aufgebaut hat, mitnehmen für Ihren Weg, Sie werden diese Schätze bewahren und Sie werden eigene Schätze hinzufügen.
Davon bin ich fest überzeugt. Sie werden das Pflegenest mit Ihrer Erfahrung und Ihrem Wissen leiten und die Kolleginnen	im Pflegenest werden Sie dabei unterstützen. Ich freue mich, dass Sie diese Aufgabe übernehmen. Das Diakonische Werk Bremen und das Evangelische Diakonissenmutterhaus Bremen werden Sie dabei weiter an Ihrer Seite haben und wir werden Sie und das Pflegenest nach Kräften unterstützen.
Ihnen persönlich, liebe Frau Nagy, den Mitarbeiterinnen im Pflegenest und der Evange- lischen Gemeinde Schäßburg wünsche ich alles Gute und vor allem Gottes Segen.
 

EINWEIHUNG DES BETSAALES ALS WINTERKIRCHE
Am 21. Sonntag nach Trinitatis, dem 21. Oktober 2018 wurde die Einweihung des fertiggestellten  Betsaales als Winterkirche durch Bischof Reinhard Guib, assistiert von Pfr. i. R. Dr. Rolf Binder und Stpfr. Hans Bruno Fröhlich vollzogen. Seit 15 Jahren bereits wird der Betsaal in der kalten Jahreszeit zu Gottesdienstzwecken verwendet, was aber lange Zeit als ein Provisorium betrachtet wurde. Nun erstrahlt dieser Saal jedoch als vollwertiger Gottesdienstraum mit Orgel, Altar und Taufbecken. Lesen Sie die Predigt von Bischof Guib über den Text Lukas 17,5 – 6: Die Apostel sprachen zu dem Herrn: „Stärke uns den Glauben!“ Der Herr aber sprach: „Wenn ihr Glauben hättet so groß wie ein Senfkorn, dann könntet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: »Reiß dich aus und versetze dich ins Meer!« und er würde euch gehorchen.“ 

Liebe Festgemeinde und Festgäste! Liebe Schwestern und Brüder!
Ein fröhlicher Anlass führt uns heute zusammen. Ein neu errichteter Altar, eine restaurierte Orgel und ein geschenktes Taufbecken in eurer Winterkirche wurden dem Dienste Gottes geweiht. Herzlichen Glückwünsch dazu. Das gibt Grund zum Danken. Zuallererst gebührt es uns Gott zu danken, der durch die Kraft des Evangeliums eure Vorfahren und nun euch befähigt und gesegnet hat, sodass ihr aus einem Provisorat etwas Beständiges und aus einem behelfenden Betsaal eine liturgisch ausgestattete, vollwertige Winterkirche machen konntet.
Alles beginnt klein wie ein Senfkorn, sagt uns der Herr der Kirche, Jesus Christus, im Gleichnis vom Senfkorn. Auch die um 1500 auf der Burg als dreischiffige gotische Hallenkirche des
 
Dominikanerordens erbaute Kirche war um 1300  noch ein ganzes Stück kleiner als heute. Sie wurde auf den Namen Maria geweiht, weil die Gemeinde wohl diese als Glaubensvorbild ansah. Nach dem Brand 1676 wurde sie in barockem Stil wieder aufgebaut. Sie bekam seitliche Emporen. Ende des 19. Jh. wurde der hier angrenzende Kreuzgang mit dem Kloster abgerissen. 1928 – 1929 wurde die Kirche renoviert. Nun stehen eine neue große Kirchenrenovierung an und die Restaurierung der großen Rieger-Orgel. Und dazwischen nun die Herrichtung der Winterkirche. Warum erwähne ich diese euch gewiss besser bekannten Daten? Weil all das zeigt, dass die Gemeinde bestrebt war, zu verschiedenen Zeiten in ihrer Geschichte, ihrer Glaubensstätte, ihrem Glauben gemäß die jeweils entsprechende Form zu verleihen und dafür das passende Raum- und Beheimatungsgefühl zu geben.



Auch heute geht es in dem Predigtwort um die Mitte der Kirche, die Essenz unseres Christseins, um den Glauben. Genau genommen um die Stärkung des Glaubens. Wer braucht die nicht? Die Renovierung der Bergkirche, des Pfarrhauses, der verschiedenen geschichtsträchtigen Häuser der Gemeinde, die gute Gemeinschaft in der Gemeinde und im ökumenischen Miteinander der Kirchen und nun die Herrichtung der Winterkirche mit Altar, Orgel und Taufbecken, sind das nicht alles Zeichen des Glaubens, der Suche nach Stärkung und Vergewisserung im Glauben? Wir
 
wollen als Kirche, als Gemeinde uns auf den Weg machen und uns auf dem guten Weg wissen. Dafür brauchen wir Gottes Wegweisung. Diese gibt uns Jesus heute mit dem Hinweis auf die Kraft des Glaubens, der alles vermag, wenn wir nur darauf bauen.
Auf die Bitte der Jünger nach Glaubensstärkung was hätten wir denn geantwortet? Vielleicht so: Halte dich an Gottes Wort, halte dich an die Sakramente und halte dich zur Gemeinde, dann wird dein Glaube gestärkt werden.
Die Antwort Jesu ist wie immer - anders - überraschend: „Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn...“ Die Übersetzung Martin Luthers „Wenn ihr Glauben hättet...“ erweckt den Eindruck, als habe Jesus bei seinen Aposteln keinen Glauben gefunden, nicht einmal einen Glauben, der so winzig wie ein Senfkorn ist. Dem ist gewiss nicht so, denn wer um Stärkung des Glaubens bittet, bei dem ist Glaube bereits vorhanden. Für die Apostel hat der Weg des Glaubens schon begonnen – wie auch viele von uns heute mit ihrem Glauben nicht am Nullpunkt stehen, sondern Erfahrungen mitbringen als Ehemann oder Familienmutter, als Pfarrer oder Presbyter, als ehrenamtlicher oder hauptamtlicher Mitarbeiter der Gemeinde, als Gemeindeglied oder Christ. In diesem Sinn bedeutet der griechische Urtext wörtlich: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn“.
Ja, Glaube wie ein Senfkorn! – Durch diesen Vergleich mit einem Senfkorn veranschaulicht Jesus: Es ist nicht entscheidend, wie groß eine Gemeinde und stark unser Glaube ist. Glaube, der so winzig und unscheinbar ist wie ein Senfkorn, ist bereits Glaube, auch in einer kleiner werdenden Gemeinde. Der kleine „Senfkornglaube“ ist starker Glaube! Jesus sucht Menschen damals und heute, die glauben und Gott in allem vertrauen, und das nicht nur am Sonntag oder wenn ein Fest zu feiern ist, sondern auch und besonders an schweren Tagen.
Habt Glauben an Gott! ruft Jesus seinen Jüngern an einer anderen Stelle zu. Der kleinste Glaubensfunke ist stärker, als menschliche Vernunft es für möglich hält. Es ist sogar die größte Macht der Welt. Das möchte er uns mit dem Bild vom Verpflanzen des Baumes sagen.
So will Jesus seine Apostel gerade davor bewahren, ihr vermeintliches "Quäntchen" Glauben gering zu schätzen. Es kann in der Verbindung mit Gott zu einer Kraft wachsen, ja Wunder bewirken.
Was unterscheidet uns denn heute von den Aposteln? Da zweifeln vielleicht einige, ob sie den persönlichen oder beruflichen Aufgaben wirklich gerecht werden. Andere überfordern sich, auch in religiösen Dingen, meinen, nicht genug zu haben an Glauben und Liebe, wollen immer mehr und noch etwas dazubekommen. Sind mit sich selbst unzufrieden. Aber Jesus überfordert uns nicht. Ein winziger Glaube, ein Senfkornglaube ist stark genug, um Berge oder Bäume zu versetzen. Nichts ist bei Gott unmöglich! Wer hätte vor Jahren gedacht, dass dieser Raum einmal so voll kirchlich in neuem Glanz erstehen bzw. erklingen wird? Wir erleben in den letzten Jahren, wie Gott unseren Senfkorn-Glauben wachsen lässt, indem er aus lauter Unmöglichem Großes möglich macht – in Bistritz die Wiederherstellung der Kirche, in Mediasch den Bau eines Gemeindehauses und bald die Aufstellung des wertvollen Tobsdorfer Gestühls, im Sächsisch Regener Gemeindeverband das Zusammenwachsen von Gemeinden, in Hermannstadt die Gründung einer Schule, auf Landesebene die Restaurierung und Belebung vieler Kirchenburgen und Orgeln, in Gemeinden das Zurückfinden von ehemals ausgewanderten oder neu Dazufinden zugewanderter Menschen.
Jesus wollte den Menschen Mut machen, ihren Glauben – erscheint er noch so winzig – nicht aufzugeben. Es ist ein Geheimnis, dass wir Menschen glauben können. Wir können es nicht fassen und nicht herbeiführen.
Wir können es uns nur schenken lassen von Gott. Wichtig ist, dass wir unser Herz dafür öffnen. Der Glaube hat verändernde Kraft, und er wirkt unterschiedlich in unserem Leben. Dem einen hilft er, Neues zu gestalten oder Werte zu bewahren, dem anderen, liebevoll mit Kindern umzugehen oder  Mitmenschen mit der Musik zu erfreuen oder ein schweres Schicksal im Leben auszuhalten.
Jesus mutet seinen Aposteln und uns heute zu, den Gefahren und Herausforderungen, der Geringschätzung wie Überschätzung im Glaubens- und Gemeindealltag mit dem Senfkorn des Glaubens zu begegnen. Er vermittelt uns damit, dass der Glaube uns vor Anfechtungen nicht verschont, aber durch- trägt.
Auch wenn wir für unseren Senfkornglauben keinen Dank erwarten können, können wir aber danken, dass wir glauben dürfen. Ein starkes Bild für Glaube ist Martin Luthers Ausspruch: "Das christliche Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden, nicht ein Gesundsein, sondern Gesundwerden, überhaupt nicht ein Sein, sondern ein Werden, nicht Ruhe, sondern Übung. Wir sind es noch nicht, wir werden es aber. Es ist noch nicht getan und geschehen, es ist aber auf dem Weg.“



Liebe Senfkorn-Geschwister! Wir sind, als Kirche und Gemeinde, auf dem Weg. Auf diesem Weg gibt es Höhepunkte wie heute, die unseren Glauben stärken und beflügeln und uns Mut machen weiterzugehen. Auf diesem Weg wollen wir heute und immer wieder innehalten und Gott danken und loben und einander in der Gemeinschaft des Glaubens begegnen.
Auf diesem Weg lasst uns unseren Senfkornglauben nicht aufgeben, denn wir gehen einer Zukunft entgegen, in der Gott auch das letzte Unmögliche, das Vergehen von Tod und Ende, möglich macht. Auf ihn dürfen wir getrost unseren Senfkornglauben setzen und Altar, Orgel und Taufbecken in der warmen Winterkirche aus seinen gnädigen Händen annehmen zum Wohl der Gemeinde und zur Ehre Gottes.
Amen.


Am Schluss des Gottesdienstes sprach Stpfr. Hans Bruno Fröhlich folgendes Dankeswort:

Es heißt, dass Provisorate von langer Dauer sind. In unserem Fall waren es knapp 15 Jahre. Am Silvesterabend des Jahres 2003 (es muss wohl sehr kalt gewesen sein) entschieden Pfarrerin Helga  Rudolf zusammen mit Kantor Theo Halmen, den Gottesdienst her in den Betsaal zu verlegen. Wie bei allen Neuerungen waren damals nicht alle davon begeistert. Zwischenzeitlich ist es so, dass wir selbstverständlich beim Beginn der kalten Jahreszeit den Gottesdienst her verlegen.
Vor gut einem Jahr (August 2017) haben wir, d. h. das Presbyterium und die leitenden Angestellten uns einer Gemeindeberatung unterzogen, durchgeführt von Frau Wiebke Davids von der Arbeitsstelle für Supervision und Gemeindeberatung der Bremischen Evangelischen Kirche. Eines der Ergebnisse dieser Beratung war: „Wir werden geordnet kleiner“. Der Akzent liegt auf geordnet, denn mit dem chaotischen Kleinerwerden waren wir seit den 1990-er Jahren zur Genüge vertraut. Eine der Maßnahmen für das geordnete Kleinerwerden, war eben auch die Herrichtung des Betsaales bzw. der Winterkirche als vollwertigen Gottesdienstraum. Das ist in den letzten Monaten geschehen, so dass der heutige Tag nun den krönenden Abschluss darstellt. An einem Tag wie dem heutigen gilt es daher dankbar zu sein.



Zuerst danken wir dem allmächtigen und gnädigen Gott, dass wir diesen Tag erleben dürfen, und dass wir - wenn auch als kleine Gemeinde - uns in diesem Raum versammeln und in würdiger Weise Gottesdienst feiern dürfen.
Zweitens haben wir vielen Menschen zu danken, die es möglich gemacht haben, diesen Tag zu erleben:
Ich danke Herrn Bischof Reinhart Guib und Pfarrer i. R. Dr. Rolf Binder für den geistlichen Dienst sowie den Kirchenmusikern Jürg Leutert, Theo Halmen und dem Kirchenchor für die musikalische Gestaltung dieses Gottesdienstes. Danke auch den Vertretern der deutschsprachigen Medien, die sich heute nach Schäßburg aufgemacht haben: das Rumänische Staatsfernsehen TVR (Deutsche Sendung „Akzente“) und die Hermannstädter Zeitung. Sie sind immer dabei, wenn wichtige Ereignisse stattfinden und berichten kompetent darüber. Es gibt einen schönen Spruch von Dr. Karl Scheerer, den er gerne den Medienvertretern sagt, und den möchte ich Ihnen auch sagen: „Bleiben Sie uns gewogen!“
Sodann ist für alle finanzielle Hilfe zu danken. Auch wenn die Kirchengemeinde Schäßburg die Hauptlast in finanzieller Hinsicht getragen hat, so haben wir auch Unterstützung erfahren, so auch von der Landeskirche (Nachhaltigkeitsfonds).
„Last but not least“ wende ich mich an die Orgelbauwerkstatt COT Honigberg, die heute von Frau Barbara Dutli vertreten ist (der jetzige Leiter Magyar Árpád konnte leider nicht kommen). Sie haben nicht nur die aus der Siechhofkirche stammende Samuel-Binder-Orgel (1865) vorzüglich restauriert und damit die Orgellandschaft in Schäßburg um ein wertvolles Instrument bereichert. Die Schreinerei der Orgelwerkstatt hat auch den Altar für diesen Kirchenraum entworfen; zusammen mit der Orgel ergibt er farblich und stilistisch ein harmonisches Ganzes. Der Spruch darauf „Fürchte dich nicht, du kleine Herde“ ist eine Aussage Jesu, wie sie Lukas überliefert (Lukas 12,32). Sie richtet sich an kleine oder Kleinstgemeinden und will Mut machen. Der Altartisch ist mobil, d.h. er kann, bei Konzerten z. B., auf die Seite gestellt werden, damit nur die Orgel in Erscheinung tritt. So haben wir hier - unserer Zeit angemessen - einen Multifunktionsraum. Das Taufbecken mit Taufschale und Taufkanne haben wir aus St. Leon Rot bei Heidelberg geschenkt bekommen. Auch dieses ist mobil bzw. kann dann aufgestellt werden, wenn es nötig ist.
Das Provisorat ist mit dem heutigen Sonntag beendet, und dafür sage ich persönlich, aber auch im Namen der Schäßburger Kirchengemeinde:  
DANKE!


100 JAHRE IN RUMÄNIEN
Am 1. Dezember 2018 erfüllen sich 100 Jahre, seitdem Siebenbürgen zu Rumänien gehört. Die Siebenbürger Sachsen waren die erste ethnische Minderheit, die den neu gegründeten Staat anerkannte. Dies geschah in der Anschlusserklärung von Mediasch am 8. Januar 1919, die einstimmig beschlossen worden war. Nach einer wechselvollen Geschichte ist der rumänische Staat heute Teil des vereinten Europa. Die Richtung stimmt, aber es ist noch viel zu tun: in politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Hinsicht. Nach 100 Jahren wünschen wir unserem Land eine friedliche Zukunft und beten, so wie uns der
1. Timotheusbrief lehrt: „So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit.“ (1. Timotheus 2,1 – 2) In seinen Studien über das sächsische Pressewesen ist Dr. Nicolae Teşculă in der »Schäßburger Zeitung« auf einen – am Vorabend der Großen Versammlung von Weißenburg / Alba Iulia verfassten – Artikel des Richters i. R. Heinrich Fabritius gestoßen, welcher der bevorstehenden Vereinigung erwartungsvoll entgegensieht.

Heinrich Fabritius:
„An der Schwelle Großrumäniens“, aus der
Schäßburger Zeitung Nr. 48, Sonnabend 30.
November 1918, 46. Jahrgang, S. 191 – 192
”Ungarn (...) existiert heute nicht mehr. Von seinen dreiundsechzig Gespanschaften zählt es nur noch acht mit Hauptstadt Ofenpest. Neunzehn nahmen sich die Tscheoslowakei, drei besetzen die Serben, vier fallen an die Ukrainer, drei suchen ihr Heil bei Deutschösterreich. Sechsundzwanzig Gespan- schaften werden morgen dem Königreich Rumänien einverleibt. Es bleib ein Rumpf, ohne Glieder, ohne Eisen, ohne Kohle, ohne Holz, ohne Stein, ohne Meer. Morgen Sonntag den ersten Dezember. Morgen werden hunderttausend Romänen, die Vertreter aller von Romänen bewohnten Gaue des Miereschtal bei Karlsburg füllen. Der Siebenbürgische Fürstensitz, das alte Weißenburg, soll Zeuge sein ergreifendster Erhebung eines lebenskräftigen zur Freiheit erwachten Volkes. Vor dem Richterstuhl der Weltgeschichte reißen die Romänen ihre nie vernarbten Wunden auf und in der weisen Erkenntnis, daß sie recht ihrer Nationalität – so heilig und unantastbar wie das des Glaubens – für ewige Zeiten sicher müssen, reißen sie sich los vom Ungarnlande. Siebenbürgen, die Gefilde bis an die Theiß und Donau unterstehen von morgen an dem romänischen Imperium. Auf dem klassischen Boden Apulums, der Stadt Trajans, wo die dreizehnte Doppellegion ihre Opferaltäre aufstellte, auf dem Platz, wo die Freiheitshelden Horia, Cloşca und Crişan verbluteten, wird die romänische Nation ihre Souveränität verkündigen (...) Der Traum einer mächtigen Zukunft, nationaler Größe, der Vereinigung aller Romänen, soweit die romänische Zunge reicht, zu einem gemeinsamen Vaterland, geht morgen in Erfüllung.”

Heinrich Fabritius:
”In prag de Românie Mare”, în Schäßburger Zeitung, nr. 48, sâmbătă, 30 noiembrie 1918, al 46-lea an de apariție, pp. 191 – 192
„Ungaria (...) nu mai există astăzi. Din cele șaizeci și trei de prefecturi sunt azi numai opt cu capitala Ofenpest. Nouăsprezece sunt luate de Cehoslovacia, trei ocupate de sârbi, patru cad la ucraineni, trei caută siguranță la Austria germană. Douăzeci și șase de prefecturi vor fi încorporate mâine la regatul României. Rămâne un corp fără membre, fără fier, fără cărbune, fără lemn, fără piatră, fără mare. Mâine duminică întâi decembrie. Mâine sute de mii de români,  reprezentanții tuturor românilor, vor umple valea Mureșului, lângă Alba Iulia. Reședința principatului ardelean, vechiul Bălgrad va fi martora impunătoare a unui popor viguros, trezit la libertate. În fața tribunalului istoriei, românii își vor aduce rănile nevindecate din conștiința lor, convinși că dreptatea lor națională trebuie păstrată cu sfințenie și de aceea se proclamă rupți de statul maghiar. Transilvania, teritoriile ei până la Tisa și Dunăre sunt supuse de mâine imperiului românesc. Acolo, pe pământul clasic de la Apulum, orașul lui Traian, unde Legiunea a XIII-a Gemina își avea altarele de jertfă, pe locul unde au fost jertfiți eroii luptei pentru libertate Horia, Cloșca și Crișan, națiunea română își va proclama suveranitatea. (...) De mâine se va realiza visul unui viitor măreț, unirea tuturor românilor într-o singură patrie comună, până unde ajunge graiul românesc.
(Übersetzung ins Rumänische: Dr. Nicolae Teşculă)


 
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