Evangelische Gotteshäuser in Schäßburg
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Die Bergkirche
Die dem Heiligen Nikolaus geweihte, auf dem „Schulberg“ (429 m) gelegene Bergkirche ist, unabhängig davon aus welcher Richtung man in die Stadt kommt, von weither sichtbar. Ihr Bau geht auf den Anfang des 13. Jh. n. Chr. zurück, als die Basilika mit drei Schiffen und massivem Westturm entsteht. Eine zweite Bauphase erstreckt sich über den Zeitraum 1345 bis etwa 1400, als der Chor in gotischem Stil umgebaut wird; übrigens steht der Chor auf den Resten einer älteren Saalkirche, heute die einzige Krypta Siebenbürgens. Die letzte Bauphase endet gegen 1500; spätgotische Halle samt Südvorhalle, aber auch Fresken gehen auf diese Zeit zurück, wobei zwei Jahreszahlen als Zeugen dafür stehen – 1483, auf einem Fenster der Südfassade und 1488, in der Turmvorhalle, die Jakobus Kendlinger aus Sankt Wolfgang als Maler ausweist.
Die Bergkirche war bis zur Reformation unbestritten die Pfarrkirche der Stadt Schäßburg. Das änderte sich jedoch mit und nach der Reformation, als die auf dem Burgplateau gelegene Klosterkirche (bis 1544 dem Dominikaner-Orden zugehörig), die viel leichter zugänglich ist, ihr diesen Rang ablief. Ab der Mitte des 16. Jh. wurde die Bergkirche immer seltener zu gottesdienstlichen Zwecken verwendet und verfiel irgendwann in eine Art Dornröschenschlaf. Dadurch wurde sie auch immer baufälliger und konnte gegen Ende des 20. Jh. nur unter Gefahr betreten werden. Umfassende Renovierungs- und Restaurierungsmaßnahmen, zwischen 1992 und 2003 durchgeführt und finanziert von der Messerschmitt-Stiftung aus München (I. Phase) und dem rumänischen Kulturministerium (II. Phase) halfen nicht nur der statischen Sicherung des Gebäudes (vorgenommen von Spezialisten der TU Karlsruhe durch das sogenannte „Vorspannverfahren“), sondern hoben auch wahre Schätze: z. B. wurden eine Reihe von im Laufe der Zeit übertünchten Fresken (etwa das Bild des Hl. Nikolaus in der Turmvorhalle, der Erzengel Michael am Gewölbe über dem Nordeingang, das Jüngste Gericht an der Ostwand des nördlichen Seitenschiffs, oder die Bilderfolge aus Geschichte des Hl. Georg an der Nordwand) freigelegt und restauriert; im Jahr 2004 bekam die Bergkirche sogar den Großen Preis der EU „Europa Nostra“.
Daneben birgt die Bergkirche eine Reihe von wahren Schätzen aus anderen Gotteshäusern: z. B. die Altäre aus Schaas, Meeburg und Reußdorf, das Taufbecken aus Schaas, das Altarbild aus Felsendorf, die Stollentruhen aus Henndorf, Fragmente von Gestühlen usw. All diese wertvollen sakralen Objekte mussten in den 1990-er Jahren „gerettet“ werden, als im Zuge der Massenauswanderung nach der Wende von 1989 eine ganze Reihe von Dorfkirchen aus der Umgebung Schäßburgs ihrem Schicksal überlassen blieben und keine Gemeinde sich mehr darum kümmern konnte. Um diese Objekte vor Verfall, Vandalismus und Raub zu schützen wurden sie in die Bergkirche transloziert und haben hier nun einen Ehrenplatz gefunden.
In der Bergkirche werden an wenigen Sonntagen der Sommerzeit Gottesdienste gehalten; in der Regel zu Pfingsten und dann jeweils am letzten Sonntag des Monats. Hauptsächlich finden die Gottesdienste in der Klosterkirche statt – in der kalten Jahreszeit in dem zur „Winterkirche“ dort hergerichteten Betsaal. Regelmäßig werden in der Bergkirche jedoch Konzerte abgehalten (in der Regel freitags in der warmen Jahreszeit). Und dann ist sie natürlich als Touristenmagnet für Begehungen geöffnet. Das Besuchsprogramm ist auf dieser Webseite auffindbar.
Fresko zur Georgslegende
Die Klosterkirche
Bei der Klosterkirche sieht es folgendermaßen aus. Nach dem Mongolensturm 1241 kamen die Dominikaner auch nach Siebenbürgen.
Wir haben einen Ablassbrief vom Papst Bonifacius VIII. vom 20.03.1298, wo das Kloster und die Marienkirche (in romanischem Stil) auf der Burg als schon bestehend erwähnt werden. D.h. dass die Bauphase vorher schon (50-er, 60-er, 70-er Jahre ???) anzusetzen ist.
Nachdem das ausgehende 15. Jh. wirtschaftlich besser gewesen sein muss, konnte auch das Kloster es sich leisten, die Kirche zu vergrößern. Die aktuelle Klosterkirche ist allerdings eine Mischung aus Gotik und Barock, da es 1676 einen großen Brand gab, dem fast die ganze Burg zum Opfer gefallen war.
In der Klosterkirche verbrannte alles was Holzarbeit war, auch das Gewölbe über dem Kirchenschiff stürzte ein.
In der Reformationszeit (erste Hälfte des 16. Jh.) schlossen sich die Siebenbürger Sachsen der lutherischen Reformation an, so auch die Schäßburger.
Die Mönche wurden vertrieben, die Klostergebäude säkularisiert und alles mögliche dort untergebracht (lange Zeit waren es Schulen, um eine Zeit tagte auch der Stadtrat). 1886 wurden die Klostergebäude abgetragen, so dass wir heute nur noch die (Kloster)kirche haben. Der Name zeugt aber von der „klösterlichen” Vergangenheit. Die Bergkirche war vor der Reformation die eigentliche „Pfarrkirche”.
Nach der Reformation konkurrierte die Klosterkirche mit der Bergkirche um diesen Rang. Aus heutiger Sicht muss man sagen hat die Klosterkirche „gewonnen”, da der Aufstieg zur Bergkirche doch mühsam ist.
Vom architektonischen Standpunkt aus soll aber kein Vergleich „angestrengt” werden. Jede der beiden Kirchen hat ihre besondere Schönheit.
Die Kirche am Siechhof
Die Kirche am Siechhof wurde etwa zur Hälfte des 16. Jh. erbaut.
Der Siechhof war - wie es der Name sagt - ein Leprosorium, wo es für die Kranken auch eine Schule gab. Die „Kuriosa” der Siechhofkirche sind eine Außenkanzel (existiert auch heute noch) und ein Fenster für die Reichung des Abendmahls (heute zugemauert).
Zur Zeit ist die Siechhofkirche der griechisch-katholischen Gemeinde in „Verwahrung” gegeben.